Digitale Stadtmarken 2024 – die Einzelsieger
Zum achten Mal in Folge analysieren wir in unserer Studie „Digitale Stadtmarken 2024“, wie erfolgreich Städte ihre cityTLD nutzen und stellen ein detailliertes Top-10-Ranking vor. Grundlage der Studie sind die derzeit 40 weltweit existierenden Digitalen Stadtmarken, deren Entwicklung wir über einen Zeitraum von zwölf Monaten anhand von 8 Key-Performance-Indikatoren analysiert haben. Heute stellen wir die Einzelsieger der acht Einzelkategorien der Studie „Digitale Stadtmarken 2024” vor:
Kategorie 1 – Registrierte Domains: .tokyo
Viele registrierte Internetadressen haben das Potential, zu viel Sichtbarkeit der cityTLD beizutragen. Mit 180.604 registrierten .tokyo-Internetadressen verzeichnet die Digitale Stadtmarke der japanischen Hauptstadt den höchsten Wert.
Kategorie 2 – Umsatz: .berlin
Der wirtschaftliche KPI einer cityTLD hat einen großen Einfluss auf den Erfolg einer Digitalen Stadtmarke – denn er ist das Ergebnis aus Marketing, Sichtbarkeit und Kundschaft bei. Mit einem Umsatz von 1,9 Millionen US-Dollar belegt .berlin erneut den Spitzenplatz.
Kategorie 3 – Aktive Domains: .okinawa
Domains werden dann aktiv genutzt, wenn tatsächlich eine Webseite dahintersteht. Dass sich .okinawa in diesem Jahr so gut positionieren konnte, liegt auch an der sehr guten Zahl von knapp 57 Prozent aktiver Webseiten.
Kategorie 4 – Bei Google gelistete Seiten pro Domain: .kyoto
Eine wichtige Kategorie für das gute Management einer Digitalen Stadtmarke ist die Anzahl der bei Google gelisteten Seiten pro Domain. Sie steht auch dafür, wie viel Content unter der jeweiligen Endung vorhanden ist. Unter .kyoto haben die 1.020 registrierten Domains 3,9 Millionen Seiten bei Google.
Kategorie 5 – Tranco-Rank (Majestic und andere Quellen): .tokyo
Wichtig für den Erfolg einer cityTLD ist die Sichtbarkeit im Netz. Mit 105 Domains landet .tokyo auf Platz eins des Tranco-Ranking, vor .moscow und .nyc und ist damit in diesem KPI die erfolgreichste aller Digitalen Stadtmarken.
Kategorie 6 – Domains pro Einwohner: .melbourne
Von Vorteil für .melbourne ist in dieser Kategorie der relativ kleine Stadtkern der Stadt und die geringe Nutzung der Länder-Endung. Mit knapp 34 Domains pro 1.000 Einwohner liegt .melbourne auf dem ersten Platz.
Kategorie 7 – Bruttosozialprodukt pro Domain: .koeln
Mit gut 3,2 Millionen US-Dollar Bruttosozialprodukt pro Domain belegt die Endung .koeln den ersten Rang und belegt damit, dass die Stadtendung eine hohe Attraktivität trotz eines vergleichsweise hohen Preises und niedrigen Durchschnittseinkommens hat.
Kategorie 8 – Stadt-Endung versus Länder-Endung: .miami
In Miami ist die Digitale Stadtmarke .miami fünfmal beliebter als die Länder-Endung .us, wobei diese in den USA generell nicht so beliebt ist wie die Endungen .com, .net und .org. Das Ergebnis zeigt, dass eine lokale Marke der nationalen Marke durchaus den Rang ablaufen kann.
Die vollständige Studie „Digitale Stadtmarken 2024“ können Sie hier herunterladen.
Wie wird eine cityTLD genutzt – von .nyc über .brussels zu .berlin
Eine cityTLD ist die digitale Dimension einer Stadtmarke und bietet Bürger:innen, Unternehmen, Organisationen und Institutionen einer Stadt eine zeitgemäße digitale Heimat. Gegenwärtig besitzen 35 Städte eine eigene cityTLD, zum Teil betreiben sie sogar zwei. „TLD“ steht dabei für „Top-Level-Domain“ und bezeichnet den Teil einer Internetadresse, der rechts neben dem letzten Punkt steht. Aber wie wird eine cityTLD genutzt?
Die cityTLDs ergänzen das Angebot der bestehenden länderspezifischen Internet-Endungen wie etwa .de, .us oder .jp und der allgemeinen Internet-Endungen wie .com, .net, .org und .info. Ermöglicht hat diese Entwicklung die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers, kurz ICANN. Auf Basis der Idee und Initiative von .berlin hat ICANN im Jahr 2012 erstmals Bewerbungen um geographische Internet-Endungen entgegengenommen. Heute sind sie Bestandteil der verfügbaren TLDs und werden in den Städten weltweit genutzt. Wir stellen spannenden Beispiele vor:
Nutzung durch das Stadtmarketing
Stadtmarketingverantwortliche nehmen für ortsbezogene Marketingkampagnen gerne die Vorteile einer kurzen Domain in Anspruch. Denn oftmals sind diese unter der nationalen Endung schon vergeben oder nur mit Bindestrichen noch frei. Die neuen Adressen sind kurz und prägnant, wie beispielsweise www.data.rio, www.tu.berlin und www.beta.nyc.
Nutzung durch die Stadtverwaltung
Oft ist die Stadtverwaltung für die Bekanntheit einer cityTLD entscheidend. Wie sehr Domains mit einer Stadt-Endung und damit auch die Digitale Stadtmarke wahrgenommen werden, hängt auch davon ab, wie intensiv die Verwaltung die Stadt-Endung nutzt. Die Londoner Stadtverwaltung nutzt dafür www.loti.london und in Brüssel kommt www.hub.brussels zum Einsatz. Die Verwaltung in Boston kommuniziert www.greatstarts.boston und in Berlin wirbt Berlin Partner mit www.partner-fuer.berlin für sein Netzwerk.
Lokale digitale Kommunikation
Für lokale Kommunikationskampagnen ist eine Digitale Stadtmarke perfekt geeignet. Denn sie stellt zwischen Kampagne und Ort eine Beziehung ganz intuitiv her. Ob das für eine Veranstaltung, Informationen oder Organisationen genutzt wird – der lokale Bezug ist auf den ersten Blick ersichtlich.
Wie gut eine lokale Endung mit einer Kampagne zusammenpassen, zeigt das österreichische Beispiel www.kultursommer.wien. Das zeigt auch das Oktoberfest im US-amerikanischen Miami, was seit viele Jahren stattfindet und nun unter www.oktoberfest.miami seine digitale Heimat gefunden hat.
Das Digitalmagazin „THE CITY“ ist eine gemeinnützige, überparteiliche und digitale Nachrichtenplattform, die sich der Berichterstattung in New York verschrieben hat und unter www.thecity.nyc erreichbar ist. In Miami wirbt der Co-Working-Space FORUM unter www.forum.miami für sich als Ort, der die Gemeinschaft fördert, die Individualität unterstützt und die berufliche Entwicklung fördert.
Die Berliner Polizei nutzt für ihre Recruiting-Kampagne die Adresse www.110prozent.berlin. Die Hamburger Schulbehörde wirbt während des Neubaus eines Schulgebäudes um Verständnis und setzt dafür die Adresse www.schulbau.hamburg ein. Die Vision für die Stadt Istanbul im Jahr 2025, in der das Leben mit all seiner Vielfalt lebendig und frei ist und jeder gut lebt, kommuniziert die Stadt unter der sprechenden Domain www.vizyon2050.istanbul.
Im zweiten Quartal 2026 werden Städte, Regionen und Gebietskörperschaften erneut die Möglichkeit bekommen, sich um eine geoTLD zu bewerben. Wir berichten regelmäßig von den Fortschritten aus der Gestaltung der Bewerbungsbedingungen bei ICANN. Hier auf unserer Website oder in einem persönlichen Gespräch bei einem Kaffee.
ICANN80 in Kigali
Vom 9.-13 Juni 2024 fand das 80. ICANN-Meeting in Kigali, Ruanda, statt – wiederum in einem Hybrid-Format. Wir haben remote teilgenommen und beteiligten uns an den relevanten Sessions.
Richtlinie für Registrierungsdaten (EPDP Phase 1)
Die Richtlinie für Registrierungsdaten ist das Ergebnis umfassender Bemühungen der ICANN-Community, Anforderungen an Registrierungsdaten zu entwickeln, die im Einklang mit geltendem Recht umgesetzt werden können. Wie die “Vorläufige Spezifikation” ermöglicht die Richtlinie nun Registraren und Registries, Registrierungsdaten auf einheitliche Weise zu erfassen und bereitzustellen und gleichzeitig die Datenschutzbestimmungen einzuhalten. Die Richtlinie für Registrierungsdaten setzt insgesamt 34 Empfehlungen aus drei Resolutionen des ICANN-Vorstands um und umfasst Aktualisierungen von 20 betroffenen Richtlinien und Verfahren sowie des Protokolls für den Zugriff auf Registrierungsdaten. Am 21. Februar 2024 wurde die Richtlinie für Registrierungsdaten mit einem Datum des Inkrafttretens am 21. August 2025 veröffentlicht.
In Kigali diskutierten wir über die Vorbereitungen für die am 21. August 2024 beginnende Übergangsphase, wie in Abschnitt 4 der Richtlinie definiert. Viele Interessengruppen werden an der Ausarbeitung und Erprobung der Änderungen beteiligt sein, die zur Unterstützung des Übergangs von der Interimsrichtlinie zur neuen Registrierungsdatenrichtlinie erforderlich sind. Während ICANN80 haben wir evaluiert, wie wir bei den Vorbereitungen für die Übergangsphase zusammenarbeiten können. Dies beinhaltet den Aufbau, die Aktualisierung und das Testen von Systemen und Prozessen für die Erfassung, Übertragung und Offenlegung von Registrierungsdaten, die der neuen Richtlinie entsprechen.
Programm für neue gTLDs
Das “New gTLD-Program” wird Unternehmen, Gebietskörperschaften und Organisationen die Möglichkeit geben, sich für neue gTLDs zu bewerben, die auf ihre Gemeinde, Kultur, Sprache, ihr Geschäft und ihre Kunden zugeschnitten sind.
Die Arbeitsgruppe kam während des ICANN-Meetings dreimal zusammen, um Texte für den Entwurf des Bewerberhandbuchs (Applicant Guidebook, AGB) für die nächste Runde fortzusetzen. Diese Arbeit wird in Abstimmung mit dem ICANN-Team durchgeführt, um sicherzustellen, dass die AGB-Sprache den Wortlaut und die Absicht des Abschlussberichts der Arbeitsgruppe wiedergibt. Ziel ist es, bis Mai 2025 einen vollständigen Entwurf des Bewerberhandbuchs fertigzustellen, wobei die Genehmigung durch den Vorstand und die Veröffentlichung der endgültigen AGB bis spätestens Dezember 2025 vorgesehen ist (siehe auch den Umsetzungsplan). Die rechtzeitige Veröffentlichung des Bewerberhandbuchs ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die ICANN das Bewerbungsfenster für die nächste Runde im April 2026 öffnen kann. Weitere Informationen zum Antragsprozess für eine gTLD finden Sie hier.
Weitere Policy-Prozesse
Zu zahlreichen weiteren Policy-Prozessen haben sich die entsprechenden Arbeitsgruppen bei ICANN80 getroffen, u.a. zum Transfer PDP, IDN EPDP und PPSAI IRT.
Das nächste ICANN-Meeting (ICANN81) findet vom 9. bis 14. November 2024 in Istanbul statt.
Spotlight dotBrand .lundbeck
In diesem Monat stellen wir vor, wie die so genannte dotBrand .lundbeck des gleichnamigen Pharmakonzerns genutzt wird. Mit mehr als 250 registrierten Domains unter ihrer dotBrand gehört Lundbeck zu den größeren Unternehmensmarken und hat auch in unserer Unternehmensmarken-Studie 2023 mit einem 9. Platz sehr gut abgeschnitten.
Pharmazeutische Produkte aus Kopenhagen für die Welt
Die H. Lundbeck A/S, bekannt unter dem Namen Lundbeck ist ein dänisches Pharmazieunternehmen mit Sitz in Kopenhagen. Lundbeck produziert verschiedene pharmazeutische Produkte mit Fokus auf Gehirnerkrankungen. Dazu gehören Indikationen wie Schizophrenie, Depressionen, Parkinson und Schlafstörungen. Mit rund 5.600 Mitarbeitern erwirtschaftet Lundbeck weltweit einem Umsatz von ca. EUR 1,8 Milliarden.
Die dotBrand .lundbeck in Zahlen
Die Anzahl der unter .lundbeck registrierten Domains hat sich in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt: Von 104 Domains im Jahr 2020 gibt es Ende 2023 unter .lundbeck 254 Domains. Bis auf eine Domain sind alle .lundbeck-Domains für E‑Mail nutzbar.
Domain-Strategie .lundbeck
Die Strategie für die .lundbeck Top-Level-Domain ist die Weiterleitung einer Vielzahl von Domains mit Produktnamen (u.a. lexapro.lundbeck) und Unternehmensfunktionen (u.a. blog.lundbeck, academy.lundbeck) auf die globale Homepage unter lundbeck.com/global.
Nutzung der dotBrand .lundbeck
Interessant ist, einen genaueren Blick auf die Nutzung der dotBrand .lundbeck zu werfen:
- Da die meisten Domains auf bestehende Webseiten weiterleiten, gibt es nur wenige, die direkt auflösen. Dazu zählt u.a. die zentrale Seite für Meetings, www.meeting.lundbeck.
- Viele interne Domains wie api.lundbeck, app.lundbeck, blog.lundbeck, cloud.lundbeck, data.lundbeck und email.lundbeck leiten weiter auf lundbeck.com.
- Das gilt ebenso für Indikationen wie aboutmigrane.lundbeck, adhd.lundbeck, alzheimers.lundbeck, bipolar.lundbeck und depression.lundbeck.
- Die regionalen Präsenzen von Lundbeck sind unter den Länder-Domains wie beispielsweise ch.lundbeck, cn.lundbeck, co.lundbeck, de.lundbeck, dk.lundbeck und es.lundbeck auffindbar.
- Zahlreiche Wirkstoff-Domains ergänzen das Domain-Portfolio.
Damit ist .lundbeck ein gutes Beispiel, wie eine dotBrand zu einer übersichtlichen Namensraumstrategie beitragen kann.
Mehr News zu dotBrand Top-Level-Domains finden Sie regelmäßig hier im Blog (LINK auf https://dotzon.consulting/news/) oder auf LinkedIn.
Der Global Domain Report 2024
Gerade ist er zum fünften Mal herausgekommen – der jährliche Global Domain Report von InterNetX und Sedo. Er gibt einen Überblick über die sich verändernde Landschaft der Domain-Branche, den Verkauf von Domains und aktuelle Trends. Zusammen mit anderen Experten waren wir eingeladen, unsere Perspektive und Ausblick auf das Jahr 2024 zu teilen. In diesem Jahr beleuchtet er neben einem Rückblick auf 2023 mit vielen spannenden Erkenntnissen und einem Ausblick auf 2024 die Auswirkungen von KI auf Domains. Ergänzt wird der Report durch spannende Zahlen von einer InterNetX- und Sedo-Kundenumfrage rund um die Nutzung und den Handel von Domains.
Highlights der Experten
Der Domain-Markt hat sich in den letzten Jahren trotz der weltweiten wirtschaftlichen Volatilität der Weltwirtschaft bemerkenswert entwickelt. Der Anstieg der Neuregistrierungen war im Jahr 2023 laut Verisign zwar etwas abgeschwächt, er lag aber weiterhin bei 2,5 % im Jahresvergleich. Dazu zählen Zuwächse über alle TLDs hinweg, bemerkenswert ist u.a. das gestiegene Interesse an .ai-Domains. Diese erzielten einen überdurchschnittlichen Zuwachs von mehr als 160% gegenüber dem Jahr 2022, basierend auf den Analysen von DataProvider.
Zu den Aufsteigern des Jahres gehört interessanterweise die geografische Endung .lat, die von dem Stolz der Lateinamerikaner profitiert, sich mit ihrer Heimat auch digital zu identifizieren. Weniger überraschend ist die positive Entwicklung von .med, die ihre Ursache sicherlich in der weltweiten Verbreitung von digitalen Plattformen hat.
Interessant ist die Datenauswertung der InterNetX-und Sedo-MLX-Tools, dass mit .bayern und .berlin zwei geografische Endungen ein großes Interesse an höherpreisigen Domains haben – sie zählen zu den weltweit Top 15 Endungen mit Anfragen und Verkäufen.
Gemäß unserer Erwartung werden die bevorstehenden NIS2- und weitere Regulierungen einen relevanten Einfluss auf unsere Branche haben: „Forthcoming regulations and their potential implications on the industry concern us.“
Spannende Zahlen und Erkenntnisse zum Domain-Markt
Zu den neuen Top-Level-Domains in 2023 gehören u.a. .dad, .prof und .watches. In diesem Jahr können wir uns auf den Start der lange erwarteten Endung .music freuen.
„com is king“ – diese Aussage gilt auch für das Jahr 2023, denn mit 159,6 Millionen registrierten Domains ist .com nach wie vor die größte Endung weltweit. Damit stellt sie weiterhin mehr als die Hälfte aller registrierten 359,8 Millionen Domains.
Ihr folgen auf den nächste Plätzen drei Länderendungen – die kostenfreie .tk-Endung, die chinesische Endung .ch und die deutsche Endung .de. Mit mehr als 50% Marktanteil nehmen die europäischen ccTLDs den großen Anteil aller Länder-Domains ein.
Die neuen gTLDs bieten nicht nur für jede Nische einen perfekt zugeschnittenen Namen, sondern auch viele einzigartige und kreative Domains. Daraus resultiert eine robuste Wachstumsrate von 14,7% im Jahresvergleich. Die neue gTLD-Runde verspricht weiteres ungenutztes Potenzial und Wachstum für den Domainmarkt in den kommenden Jahren. Die größten drei Endungen sind .xyz, .online und .top. Besonders .dev und .app sind populäre Endungen in der IT-Industrie.
Die geoTLDs bilden eine interessante Nische innerhalb der neuen gTLDs. Sie erfreuen sich großer Beliebtheit, insbesondere in Europa und Asien. Diese Position verdanken sie u.a. .asia und .cat, ebenso wie den Stadtendungen .amsterdam und .berlin.
Künstliche Intelligenz in der Domain-Industrie
Auch wenn die KI-Technologie noch in den Kinderschuhen steckt, sind dank ihr zahlreiche Unternehmen entstanden, ein Trend, der sich auch in 2024 fortsetzen wird. In der Domain-Branche haben die meisten Anbieter KI-gestützte Website-Baukästen und Domain-Suchfunktionen eingeführt, die die Gestaltung einer Website deutlich beschleunigen und vereinfachen. Prognostizierte 305 Milliarden USD Umsatz aus KI-Technologien untermauern diese Entwicklungen.
Ausblick auf die Domain-Branche 2024
Die Erkenntnisse aus dem Global Domain Report 2024 machen deutlich, dass die Zukunft der Domain-Branche spannendes Potenzial und Chancen für Innovationen und Fortschritt bietet. Der technologische Fortschritt, insbesondere die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Domain-Services, wird voraussichtlich eine revolutionäre Kraft in der Branche sein und Lösungen liefern, die die Domainregistrierung, ‑verwaltung und ‑investition erheblich vereinfachen.
Aus unserer Sicht stellen sich drei zentrale Fragen für das Jahr 2024:
- Die Entwicklung der Branche hängt von der Perfektionierung eines einfachen und nahtlosen Produkterlebnisses ab. Die Kundschaft erwartet, dass Domain-Registrierungen und das Aufsetzen einer Website so einfach wie eine Bestellung bei Amazon funktioniert.
- Der Erfolg unserer Branche hängt davon ab, ob wir die Bedürfnisse unserer Kundschaft, einschließlich ihrer Erwartungen an eine nachhaltige Branche, erwartungsgemäß erfüllen können.
- Dazu gehört auch, dass wir einfache und nachvollziehbare Rahmenbedingungen schaffen. Harmonisierte Registrierungsbedingungen über alle Top-Level-Domains hinweg wäre ein erster Schritt.
Diese Entwicklungen sind aus unserer Sicht entscheidend für den weiteren Erfolg der Domain-Branche. Wie immer, bietet der Global Domain Report eine Fülle spannender Zahlen, und Prognosen für das Jahr 2024. Er steht hier zum kostenfreien Download bereit: https://hub.internetx.com/en/global-domain-report-2024
ICANN79 in San Juan
Das 79. Meeting der Internet-Verwaltungsorganisation ICANN fand vom 2. bis zum 7. März 2024 in San Juan, der Hauptstadt von Puerto Rico, statt. Dort trafen sich nach 2007 und 2018 zum dritten Mal Teilnehmende aus Wirtschaft, Regierung, Konsumenten und weiteren Interessengruppen der Internet-Community. Sie tauschten sich in fast 200, zumeist öffentlich zugänglichen Sitzungen, über die Weiterentwicklung des Internet aus. Wir haben die wesentlichen Punkte von ICANN79 in San Juan zusammengefasst:
EU-Cybersecurity-Richtlinie NIS2 vor Einführung
Wichtigstes Thema für die Teilnehmenden des ICANN-Meetings war die kommende zweite Richtlinie der Europäischen Kommission mit Maßnahmen zur Gewährleistung eines hohen gemeinsamen Sicherheitsniveaus von Netz- und Informationssystemen (NIS2). Die EU-Richtlinie ist von jedem Mitgliedsstaat bis zum 17. Oktober diesen Jahres an die nationale Gesetzgebung umzusetzen. NIS2 bedeutet für die Betreiber von Top-Level-Domains (TLDs) und Registrare eine weitreichende Implementierung neuer Sicherheitsmaßnamen und Berichtspflichten. Neu ist z.B. eine verpflichtende Verifizierung der Daten von Domain-Inhabern, aber auch das Verbot einer doppelten Datenerfassung.
Kommentarphase für erste Version des Bewerberhandbuch
Zahlreiche Meetings, die teilweise schon in der Vorbereitungswoche ab dem 20. Februar 2024 stattfanden, hatten die überarbeiteten Regeln für die kommende Bewerbungsrunde für neue generische Top-Level-Domains zum Thema. Zum einen läuft aktuell eine Kommentierungsphase für erste Teile des Bewerberhandbuchs, zum anderen wurden Themen wie das Verbot privater Auktionen unter den Bewerbern einer identischen Top-Level-Domain-Bewerbung, die Ähnlichkeit von Top-Level-Domains und so genannte Closed Generics (Monopolisierung allgemeiner Wörterbuch-Begriffe wie Wasser, Luft & Liebe) besprochen. Die Frist für die Einreichung von Kommentaren zum Bewerberhandbuch ist der 19. März 2024.
Domain-Abuse, Umlaut-Domains und andere Themen
Von Regierungsvertretern wurde während ICANN79 in San Juan besonders die Implementierung von Regeln zur Verhinderung von Missbrauch des Domain-Namen-Systems (DNS) begrüßt. So sind Registare und Registries dazu verpflichtet zeitnah nach Kenntnis bösartige Aktivitäten wie Phishing, Pharming, Botnetze, Malware und auch Spam, wenn dieser bösartige Inhalte überträgt, zu stoppen. DOTZON hat bereits in den vergangenen Jahren verschiedene, in der NSI2 geforderte, Sicherheitsmaßnahmen für Kunden implementiert wie z.B. die zeitnahe Herausgabe von Domain-Inhaberdaten an berechtigte Personen und Organisationen.
Andere Themen des ICANN-Meetings in San Juan betrafen z.B. die Transparenzverpflichtungen für Mitglieder von ICANN-Arbeitsgruppen und die Adaption und Nutzbarkeit von Domains mit Umlauten. Diskutiert wurde auch über die Gestaltung der Domain-Transfer-Protokolle, Zusammenarbeit mit Blockchain-Domains und die Suche nach einer neuen Geschäftsführung für ICANN. Spätestens zum 80. ICANN-Meeting soll das Ergebnis der Suche bekanntgegeben werden.
Das nächste ICANN-Meeting, ICANN80, findet vom 10.–13. Juni in Kigali, Ruanda, statt.
DomainPulse 2024: NIS2 und Domain-Trends
Vergangene Woche trafen sich in Wien über 300 Expertinnen und Experten der deutschsprachigen Domain-Industrie zur jährlichen DomainPulse-Konferenz. Der DomainPulse 2024 war geprägt von der Debatte um NIS2 und Domain-Trends, die die Anwesenden bei intensiven Networking-Session individuell vertiefen konnten.
Domains und Social-Media
Unter dem Titel „nic.at Technology Dump“ analysierte Alexander Mayrhofer, Leiter R&D bei nic.at, den Zusammenhang zwischen Domains und Social Media. Denn neben ihrem Haupteinsatz für E‑Mail und Web plus ein paar Sondernutzungsfälle wie FTP, VPN und Identities können sie auch als Accountnamen bei Social-Media-Plattformen eingesetzt werden. Interessanterweise erlauben einige Plattformen, darunter X (ehemals Twitter) und Instagram keine Domains als Account-Namen. Liberaler sind hingegen die neueren Plattformen BlueSky und Mastodon. Bei BlueSky, basierend auf dem „at://-Protokoll“, sind Domains durchaus als Nutzernamen möglich. Mastodon ermöglich die etwas ungewöhnliche Darstellungsform mit zwei „Klammeraffen“, von denen einer sich auf den Account und einer sich auf die Mastodon-Instanz bezieht.
Einführung der NIS2-Richtlinie
Der Nachmittag stand ganz unter dem Zeichen der im Oktober 2024 in Kraft tretenden NIS2-Richtlinie. Sie soll digitale Infrastrukturen in der Europäischen Union (EU) stärken. Von der Richtlinie sind alle gTLD-Registries und DNS-Provider unabhängig von ihrer Größe betroffen, da sie als „essentielle“ Einrichtungen eingestuft werden. Ab 17.10.2024 gibt es damit dann zahlreiche neue Verpflichtungen für Registries und Registrare, u.a. die Auflage, Inhaber von Domains bei der Registrierung zu validieren. Souverän moderiert durch Barbara Schloßbauer, Leiterin der Rechtsabteilung bei nic.at, diskutierten nach einer Einführung durch Vinzenz Heußler, Policy Officer Cyber Security der European Commission, erst ein Panel aus Registries und anschließend ein Panel mit Registrar-Vertretern über die sich daraus ergebenden Konsequenzen. Es herrschte Einigkeit, dass sich unerwünschte Effekte wie Marktkonsolidierungen und ein Ausweichen auf andere Kommunikationstools ergeben können. Dennoch soll die Richtlinie wie geplant in Kraft treten.
Trends in der Domain-Branche
Am zweiten Tag stellten zahlreiche Stakeholder aktuelle Trends und Entwicklungen der Domain-Branche vor. Im ICANN-Update präsentierte Christopher Mondini, Vice President Stakeholder Engagement & Managing Director, Europe die ersten Ergebnisse aus dem kürzlich eingeführten „Registration Data Request Service“. Mit dem Service können Registrierungsdaten von Domains bei Registraren angefragt werden. 75 Registrare bieten den Service an, und repräsentieren damit ca. 55% aller gTLD-Domains. Der Großteil der Anfragen betrifft – wenig überraschend – mit 31,4% IP-Anfragen, gefolgt von ca. 15% Security-Forschenden und 11% Anfragen von Strafverfolgungsbehörden. Er berichtete zudem, dass die Suche nach dem neuen ICANN-CEO abgeschlossen und die Personalie auf dem ICANN-Meeting in San Juan vorgestellt wird.
Im Domain Industry Update stellte Michael Riedl, CEO Team Internet Group auf vier Trends ab: Zum einen die bevorstehende nächste Runde an neuen TLDs, das große Thema AI, der Dauerbrenner Blockchain sowie der Themenkomplex Quantum-Computing. Künstliche Intelligenz wird laut Riedl unserer Branche viele Gestaltungsmöglichkeiten bieten, u.a. durch leistungsfähige Domain-Vorschlagstools, besseren Kunden-Service und die automatische Erstellung von Websites.
Aktuelle Herausforderungen aus .DE‑, .AT- und .CH-Sicht diskutierten im Anschluss Richard Wein, nic.at CEO, Andreas Musielak, Vorstand DENIC eG und Urs Eppenberger, Leiter .ch und .li Registrierungsstelle Switch. Zu den großen Herausforderungen zählt der professionellere Umgang mit zunehmenden Regulierungsaktivitäten. Resultierend aus dem Ukraine-Krieg und den Angriffen auf kritische Infrastruktur in der Ukraine haben alle drei Registries in Sachen Resilienz und Sicherheit dazugelernt, und wären für vergleichbare Szenarien nun deutlich besser gerüstet. Auch der Fachkräftemangel trifft alle drei gleichermaßen, und sie stellen sich die Frage, wie wir als Industrie attraktiv bleiben. Das Thema Nachhaltigkeit betrachten alle drei ebenfalls als wichtiges Zukunfts-Thema.
Nachhaltigkeit beim DomainPulse 2024
Wie im Vorjahr haben wir auch in diesem Jahr unsere Emissionen unserer Anreise und Übernachtung für 2 Teilnehmende berechnet. Wir kommen auf folgende Werte:
Die Organisatoren, die nic.at GmbH, trugen durch ausgeteilte Wasserflaschen, die Teilnehmende jederzeit an Wasserspendern auffüllen konnte, zu einem nachhaltigen DomainPulse 2024 bei. Dazu gehörte auch ein gutes Angebot an vegetarischen und veganen Speisen.
Der DomainPulse 2025 wird in Dresden stattfinden, zu dem dann die DENIC e.G. einladen wird,
Die neu registrierten dotBrand-Domains 2023
Zwischen Ende des Jahres 2022 und Ende letzten Jahres haben Unternehmen unter den 455 dotBrands insgesamt 3.112 Domains neu registriert. Diesen neu registrierten dotBrand-Domains stehen auch zahlreiche Löschungen gegenüber. Der große Vorteil einer dotBrand ist, dass eine Domain jederzeit gelöscht werden kann, ohne dass die Gefahr besteht, dass sie durch Dritte erneut registriert werden kann. Und diesen Vorteil nutzen viele Unternehmensmarken für sich, im vergangenen Jahr beispielsweise .audi und .allfinanz.
Verschlüsselung ist bei dotBrand-Domains unpopulär
Von den neu registrierten Domains sind laut unserer Analyse interessanterweise lediglich 1.912 mit SSL verschlüsselt. Domains, die direkt in Betrieb genommen werden, werden normalerweise aus Sicherheitsgründen SSL-verschlüsselt. Warum dies hier nicht der Fall ist, können wir nur vermuten. Eventuell haben die Unternehmen „auf Vorrat” für künftige Projekte registriert. Oder sie werden als interne Kommunikationstools eingesetzt, wo eine SSL-Verschlüsselung obsolet ist.
Aktive dotBrands kommen aus Europa
Den größeren Anteil neu registrierter Domains machen erneut dotBrands aus Europa aus. Von den 3.112 dotBrand-Domains wurden knapp 73 % (2.270) in Europa, die restlichen 842 von dotBrands außerhalb Europas registriert. Damit stehen die registrierten Domains im umgekehrten Verhältnis zu den dotBrands – denn von den 455 Unternehmensmarken sind 305 außerhalb der EU angesiedelt (67%) und lediglich 150 innerhalb der EU. Die europäischen dotBrands sind also deutlich aktiver als die außereuropäischen.
Bemerkenswerte dotBrands in 2023
Besonders viele Domains haben im vergangenen Jahr die dotBrands .allfinanz (156) und .audi (87) gelöscht. Der Autokonzern .audi hat sich von Projekt-Domains wie beispielsweise etwincup2020.audi getrennt, sowie interne Domains wie serviceleiterkonferenz.audi und centrallaunchexperience.audi gelöscht, aber auch Händler-Domains wie deisenroth.audi (umbenannt in deisenroth-soehne-huenfeld.audi) und moll.audi (umbenannt in moll-duesseldorf.audi).
Unter .allfinanz wurden im vergangenen Jahr 376 Domains gelöscht, und dem gegenüber 220 Domains neu registriert. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen wie cs.allfinanz und fm.allfinanz hat ALlfinanz ausschließlich Berater-Domains gelöscht und neue registriert. Es sieht also so aus, als ob das Team der Allfinanz Ende 2023 aus etwa 150 Berater:innen weniger besteht.
Einen ähnlichen Effekt haben wir bei der .dvag dotBrand beobachtet. Mit 1411 neu registrierten und 1402 gelöschten Domains ist der Domain-Bestand nahezu unverändert. Neben wenige Keyword-Domains wie business-report.dvag und digitale-abrechnung.dvag hat die DVAG überwiegend Berater:innen-Domains gelöscht und neu registriert.
Neben .google besitzt der Konzern auch die Unternehmensmarke .goog. Google hat sie aktiv im vergangenen Jahr genutzt, so dass der Domain-Bestand von 1 Domain Ende 2022 auf 84 Domains Ende 2023 anstieg. Das Gros der Registrierungen machen technische Domains, die vermutlich für die interne Nutzung vorgesehen sind, aus. Weitere Informationen konnten wir bisher noch nicht zu ermitteln, denn bisher lösen die meisten der Domains nicht auf.
Unsere jährlichen Studien analysieren alle dotBrands (auch als Unternehmensmarken bezeichnet), sie findet sich hier: https://dotzon.consulting/studien.
Unsere Prognosen für das Jahr 2024
Unsere Prognosen für das vergangene Jahr sind weitgehend so eingetreten, wie erwartet. Die Bekämpfung des Missbrauchs von Domain-Namen stand erneut oben auf der Agenda vieler Marktteilnehmer. Nach einigen Jahren der Ignoranz wird die Debatte um die Integration von Web2- und Web3-Domains bei ICANN konstruktiver geführt. Aber wie schauen unsere Prognosen für das Jahr 2024 aus?
Die Krisen des vergangenen Jahres haben zwei wesentliche Entwicklungen ausgelöst: Die zunehmende Verunsicherung der Märkte im zweiten Halbjahr hat dazu geführt, dass sich die Domain-Zuwächse wieder auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeit eingependelt haben. Potentielle Gründer:innen wählen angesichts der globalen Unsicherheiten eine sichere berufliche Zukunft in abhängiger Beschäftigung statt in der unsicheren Selbstständigkeit. Beide Effekte führen zu verhalten ansteigenden Domain-Registrierungen. Auch der zunehmende Digitalisierungsdruck kann diese Effekte nicht vollständig kompensieren.
Trotz der anhaltenden Krisen wagen wir unsere Prognosen für das Jahr 2024 und einen Blick in die Zukunft.
1. Prognose: Bekämpfung von DNS-Missbrauch
Der Missbrauch von Domains für kriminelle Aktivitäten ist weiterhin eines der wichtigsten Themen unserer Industrie, auch wenn es nur sehr wenige Akteure in relevantem Maßstab betrifft. Denn viele Stakeholder setzen sich seit vielen Jahren aktiv für die Bekämpfung von DNS-Missbrauch ein. Sie nehmen ihre Verantwortung wahr, umfassende Maßnahmen gegen Missbrauch umzusetzen und diese an Internetnutzer zu kommunizieren. Wie die Branche helfen kann, diesen weiter zu reduzieren, steht bei Registries und Registrare dennoch auf der Aufgabenliste. Seit dem vergangenen Jahr sind neue freiwillige Verpflichtungen der Registries und Registrare in den Verträgen mit ICANN festgeschrieben. Ergänzt werden diese durch weitere Selbstverpflichtungen einzelner Registries, mit denen sie ihre Aktivitäten transparent machen. Beispielsweise veröffentlichen .berlin und .hamburg jährlich Transparenzberichte, aber auch das DNS-Abuse Institute und weitere Branchen-Initiativen gehören dazu. Wie im vergangenen Jahr erwarten wir auch für 2024, dass ICANN seine technische Mission im Blick behält und Debatten zu inhaltlichem Missbrauch an entsprechende Stellen verweist.
2. Prognose: Externe Einflussfaktoren nehmen zu
Die zunehmende Regulierungsfrequenz auf EU-Ebene wie zu NIS‑2, DSA, DMA und KI beobachten wir mit Sorge. Regulierungen werden oftmals in guter Absicht initiiert, um Verbraucherinnen und Verbraucher vor den Gefahren im Internet zu schützen. Leider führen sie nicht unbedingt zu den gewünschten Verbesserungen aus Sicht der Nutzer:innen, sondern legen primär der Branche weitere Regeln auf. Hier ist die gesamte Branche gefordert, „gut gemeint“ durch „gut gemacht“ anhand konkreter Dialoge und Austauschformate zu fördern. Denn ansonsten droht, dass sich Regulierungen fundamental auf Geschäftsmodelle und ‑prozesse auswirken. Damit wäre eine weitere Marktkonsolidierung wahrscheinlich, insbesondere auf dem Registrarmarkt.
Große Teile der Industrie betrachten das Thema Nachhaltigkeit weiterhin als „Orchideenthema“, mit dem sich kein Geld verdienen lässt. Über kurz oder lang werden Vorschriften zur Berichterstattung über Nachhaltigkeit weite Teile der Industrie betreffen. Auch wenn sich heute die Verpflichtung auf wenige große bzw. börsennotierte Player beschränkt, ist eine Ausweitung der Berichtspflichten längst am Horizont.
3. Prognose: Blockchain-Domains & ICANN – ist eine Kooperation denkbar?
Wir sind gespannt, wie die „Blockchain, Web3 & Meta” unsere Branche, Angebote und den Marktansatz beeinflussen werden. Klar ist, dass diese Technologien das Potential haben, unsere Branche erheblich zu beeinflussen. Immerhin fand auf dem ICANN78-Meeting erneut ein Austausch mit Blockchain-Anbietern statt.
Mit der Blockchain-Technologie wird mehr Sicherheit, Auswahl und Applikationen für Domains versprochen. Anbieter wie ENS, Unstoppable Domains und Handshake-Domains bieten Domain-Registrierungen unter zahlreichen bTLDs wie .crypto, .eth und .saas an. Die Domains sind zwar aktuell nur über Browser-Plugins oder andere Wege auflösbar, das tut der Popularität aber keinen Abbruch. Wir gehen davon aus, dass es weiter einen Austausch zwischen ICANN und den neuen Anbietern gibt, auch wenn die Haltung gegenüber den neuen Anbietern bisher sehr zurückhaltend war und ICANN warnte: „nicht DNS-kompatiblen Domains Handshake-Domains könnten die Nutzer in die Irre führen“.
4. Prognose: Prozess für neue Bewerbungsrunde macht Fortschritte
Das SubPro-Implementation Review Team (IRT), in dem wir seit Start aktives Mitglied sind, unterstützt die ICANN-Organisation bei der Umsetzung der Empfehlungen aus dem Abschlussbericht. Dieser war im Rahmen des Prozesses zur Entwicklung von Richtlinien für neue gTLDs entstanden, ebenfalls mit unserer Mitarbeit. Das Ergebnis dieser Umsetzung wird ein aktualisiertes Bewerberhandbuch sein.
Seitdem die Arbeitsgruppe „SubPro IRT“ ihre Arbeit aufgenommen hat, konnten bereits zahlreiche offene Punkte geklärt werden. Dazu gehören u. a. die Themenbereiche „Predictability“, „Applications Assessed in Rounds“, „Conflicts of Interest“, „Applicant Freedom of Expression“, „Universal Acceptance“ und „Reserved Names“.
Aufgrund der Komplexität einiger Themen, dem damit verbundenen Diskussionsbedarf und einhergehenden Abhängigkeiten sieht der Plan aktuell vor, dass das Bewerberhandbuch innerhalb von 15–24 Monaten abgeschlossen werden kann. Wie realistisch dieses Ziel ist, wird sich im Laufe des Jahres 2024 zeigen. Denn einige Themen werden weiterhin kontrovers diskutiert, andere hingegen konnten recht schnell gelöst werden.
5. Geopolitik & Internetregulierung
Bedenklich waren aus unserer Sicht erneut die Forderungen im vergangenen Jahr, Länder oder Top-Level-Domains vom Internet abzuschneiden. Die Gefahr, dass sich einzelne Gemeinschaften aus dem globalen Internet abkoppeln, sehen wir daher als reales Szenario und Bedrohung des offenen und globalen Internet. Auch der neue Konflikt im mittleren Osten hat Begehrlichkeiten hervorgerufen, vom Abschalten der TLD-Zone über ein Wiederherstellen der Internetinfrastruktur in Gaza.
Bei dafür verantwortlichen Organisationen wie ICANN und ISOC sollte daher jede Anstrengung unternommen werden, sämtliche Initiativen hin zu einem technisch oder politisch initiierten Splinternet bzw. Internet-Bifurcation zu verhindern.
6. Nachhaltigkeit @ DNS-Industrie
Nachhaltigkeit geht uns alle an, insbesondere in einer Industrie, die zu einem erheblichen Maße zu dem globalen CO2-Ausstoß beiträgt. Erste Schritte sind immerhin gemacht, durch individuelle Initiativen von Registries wie .berlin, .hamburg und .eco. Auch Brancheninitiativen wie die des eco zu nachhaltigen digitalen Produkten und Dienstleistungen hilft, Aufmerksamkeit für das Thema zu gewinnen. Auch ICANN hat sich mit ersten Aktivitäten zu einer nachhaltig agierenden Organisation verschrieben. Als einer der Vorreiter in Sache nachhaltigen Wirtschaftens in der DNS-Industrie freuen wir uns, unser Wissen mit anderen Marktteilnehmern zu teilen, und so zu einer nachhaltigeren Zukunft unserer Industrie beizutragen.
Unsere Prognosen für das Jahr 2024
Es bleibt spannend, wie die Weltwirtschaftslage und politische Lage unsere Branche in diesme Jahr beeinflussen wird. An dieser Stelle werden wir im kommenden Jahr berichten, welche Prognosen eingetreten sind, und welche Fortschritte unsere Branche erzielen konnte!
Digitale Unternehmensmarken 2023
In der diesjährigen Studie „Digitale Unternehmensmarken 2023“ gab es einige Veränderungen, der Lebensmitteleinzelhandel dominiert die diesjährigen Top-Platzierungen. Erstmals auf dem ersten Platz landet die französische Supermarktkette Leclerc mit ihrer Endung .leclerc. Gefolgt von dem deutschen Supermarktkonzern Schwarz (Lidl, Kaufland) mit der Endung .schwarz. Mit .audi konnte nur einer der drei top Platzierten aus dem vergangenen Jahr eine Spitzenposition einnehmen.
Digitale Unternehmensmarken 2023
Bereits zum sechsten Mal haben wir in diesem Jahr die Studie „Digitale Unternehmensmarken“ aufgelegt. Für „Digitale Unternehmensmarken 2023“ wurden erneut alle Unternehmen weltweit, die derzeit eine eigene Internet-Endung haben, analysiert. Gegenwärtig besitzen gut 450 Marken eine eigene Digitale Unternehmens- oder Produktmarke im Internet – in Form einer sogenannten Internet-Endung, auch „dotBrand“ genannt. Aber wie erfolgreich sind die Unternehmensmarken, wer sticht hervor, welche Beispiele sind erwähnenswert? Wir stellen es vor.
Die eigene Internet-Endung verhilft der Marke zu einer herausgehobenen globalen Sichtbarkeit, unterstützt Markenimage und ‑wert und stellt so einen echten Wettbewerbsvorteil dar. Digitale Marken stärken in der Konsequenz die Markenidentität und das Vertrauen der Kunden in die Unternehmens- und Produktmarke.
Neu in den Top 10 platzierte Unternehmensmarken
Die Plätze fünf, neun und zehn werden von drei neu platzierten Unternehmensmarken eingenommen: Franzosen erreichen die Berater des französischen Finanzdienstleisters MMA unter ihren jeweiligen Namen und der Endung .mma, damit findet sich .mma erneut unter den Top 10. Das dänisches Pharma-Unternehmen .lundbeck besitzt aktuell über 250 Domains unter seiner Endung .lundbeck, von denen bis auf eine alle erreichbar sind. Die digitale Unternehmensmarke .allfinanz ist erstmal in den Top 10 vertreten, dazu tragen durchweg gute Platzierungen für die Anzahl der registrierten und auflösenden Domains sowie mit HTTPS gesicherten Domains bei.
Veränderungen innerhalb den Top 10
Im dem Top 10-Ranking sind die digitalen Unternehmensmarken .weber (Platz 4), .google (Platz 6) und .cern (Platz 8) gegenüber der Vorjahresplatzierung aufgestiegen. Verloren hat die Unternehmensmarke des Pharma-Riesen Abbott – die .abbott-Endung – einige Plätze und findet sich in diesem Jahr auf dem 7. Platz.
Nicht mehr in den Top 10 vertreten
Nicht mehr in dem Top 10-Ranking von „Digitale Unternehmensmarken 2023“ sind die französische .bnpparibas, deutsche .dvag, spanische .seat und US-amerikanischen .goog und .neustar vertreten. Von ihnen finden sich in den Top 20 die Unternehmensmarken .dvag, .seat und .goog. Platz 29 erreicht in diesem Jahr .bnpparias und Platz 38 .neustar.
Bemerkenswerte Umsetzung
Bis auf eine Ausnahme (.cern) nutzen alle unter den Top 10 platzierten Endungen jeweils über 150 Domains, die im digitalen Raum und realen Leben sichtbar sind.
Im Gegensatz dazu haben es Vorreiter wie beispielsweise .axa und .barclay, die bereits früh ihre Endungen genutzt haben, nicht in die TOP 10 geschafft. Der französische Bankkonzern SNCF, der mit www.oui.sncf eine der sichtbarsten Adressen betrieb, wurde mittlerweile u. a. von Audi und Google überholt.
Für die Unternehmenskommunikation bietet die .marke viele neue Möglichkeiten, flexibel und punktgenau zu kommunizieren. Das kann der Jahresbericht sein, der unter annualreport2022.kpn oder geschaeftsbericht.edeka eine neue Heimat findet. Aber auch praktische Arbeitshilfen wie www.brand.sandvik und www.corporate.epson kommunizieren Angebote auf den Punkt.
Ausblick auf Mai 2026 – die neue Bewerbungsrunde
ICANN hat angekündigt, dass sie dafür mit einem Start im April 2026 planen. Die Bewerbungsbedingungen werden derzeit u.a. mit unserer Mithilfe erarbeitet, könnten denen aus dem Jahr 2012 aber recht ähnlich sein. Damit steht erneut jedem Unternehmen die Möglichkeit offen, sich für eine .marke-Internet-Endung zu bewerben – vom Startup bis hin zum DAX-Konzern. Sprechen Sie uns gerne an, um zu evaluieren, ob eine Bewerbung für Ihre Marke sinnvoll ist.