Erneut fand mit ICANN73 das ICANN-Meeting rein virtuell statt. Zu Beginn verlasen zahlreiche Regierungsvertreter ihre nationale Stellungnahme zum Ukrainekrieg, der Notfall-Fond von ICANN wurde ausdrücklich begrüßt.
DNS-Abuse: Studie der EU-Kommission, Aktivitäten von Registries & Registraren
Für intensive Diskussionen sorgte die Studie zu DNS-Abuse. Die Europäische Kommission hatte sie in Auftrag gegeben und am 31.1.2022 veröffentlicht. Kritiker bemängelten, dass die Anzahl der Befragten keinen statistischen Grundanforderungen entspreche. Denn die Auswahl sei nicht repräsentativ, zudem viel zu niedrig. Daher sei die Aussagekraft fraglich. Zudem hätten die Autoren vorhandene, zuverlässige Quellen in ihren technischen Analysen nicht berücksichtigt. Stattdessen hätten sie sich auf Schätzungen verlassen. In weiteren Sessions präsentierten die Betreiber und Provider erneut ihre Aktivitäten zur Bearbeitung und Dokumentation von Missbrauch. Diese Updates wurden besonders von Regierungsvertretern begrüßt.
Ersatz zum WHOIS: Zugang zu Registrierungsdaten
Die Community debattierte intensiv über die kürzlich erschienene Kostenschätzung von ICANNorg. Diese erwartet einen hohen Millionenbetrag an Aufwand, um ein System für den Zugang zu Registrierungsdaten zu beauftragen. Das sogenannte „Operational Design Assessment“ von ICANNorg wurde daher intensiv diskutiert. Als Lösung schlugen Stakeholder vor, einen Piloten durchzuführen, der die Prozesse analysiert. ICANNorg selbst hat am 25.2.2022 eine Studie angekündigt, die die Kosten und den Prozess genauer analysieren soll.
Die nächste Bewerbungsrunde: Update zu den neuen TLDs
Bei ICANNorg sind zahlreiche Mitarbeitende für Themenbereichen zuständig, die offene Fragen für für die nächste Bewerbungsrunde klären sollen. Diese haben im Rahmen der SubPro ODP-Session die mehr als 300 Ergebnisse des SubPro-Abschlussberichts geprüft. In Zusammenarbeit mit dem Vertreter der SubPro-Arbeitsgruppe haben sie eine Reihe erster Annahmen erstellt und während ICANN73 präsentiert. Mit diesen Annahmen soll sichergestellt werden, dass es ein gemeinsames Verständnis für die Umsetzung der Empfehlung der Arbeitsgruppe SubPro gibt. Weitere Informationen zum SubPro-ODP Prozess finden sich hier.
ICANN73: Diskussion über „Global Public Interest“
Die Initiative des ICANN-Boards wurde während ICANN73 in mehreren Sessions diskutiert. Grundsätzlich begrüßten die Regierungsvertreter die Initiative. Sie stellten zur Debatte, wie sie an der weiteren Ausgestaltung teilhaben können. Andere Stakeholder schlugen vor, in der Ausgestaltung die Dimension „Human Rights“ zu ergänzen.
Das nächste ICAN-Meeting, ICANN74, soll erstmals als hybrides Meeting stattfinden. Es ist geplant für Juni 2022 im niederländischen Den Haag.