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Der Global Domain Report 2024

Global Domain Report 2024

Gera­de ist er zum fünf­ten Mal her­aus­ge­kom­men – der jähr­li­che Glo­bal Domain Report von Inter­NetX und Sedo. Er gibt einen Über­blick über die sich ver­än­dern­de Land­schaft der Domain-Bran­che, den Ver­kauf von Domains und aktu­el­le Trends. Zusam­men mit ande­ren Exper­ten waren wir ein­ge­la­den, unse­re Per­spek­ti­ve und Aus­blick auf das Jahr 2024 zu tei­len. In die­sem Jahr beleuch­tet er neben einem Rück­blick auf 2023 mit vie­len span­nen­den Erkennt­nis­sen und einem Aus­blick auf 2024 die Aus­wir­kun­gen von KI auf Domains. Ergänzt wird der Report durch span­nen­de Zah­len von einer Inter­NetX- und Sedo-Kun­den­um­fra­ge rund um die Nut­zung und den Han­del von Domains.

Highlights der Experten

Der Domain-Markt hat sich in den letz­ten Jah­ren trotz der welt­wei­ten wirt­schaft­li­chen Vola­ti­li­tät der Welt­wirt­schaft bemer­kens­wert ent­wi­ckelt. Der Anstieg der Neu­re­gis­trie­run­gen war im Jahr 2023 laut Veri­sign zwar etwas abge­schwächt, er lag aber wei­ter­hin bei 2,5 % im Jah­res­ver­gleich. Dazu zäh­len Zuwäch­se über alle TLDs hin­weg, bemer­kens­wert ist u.a. das gestie­ge­ne Inter­es­se an .ai-Domains. Die­se erziel­ten einen über­durch­schnitt­li­chen Zuwachs von mehr als 160% gegen­über dem Jahr 2022, basie­rend auf den Ana­ly­sen von DataProvider.

Zu den Auf­stei­gern des Jah­res gehört inter­es­san­ter­wei­se die geo­gra­fi­sche Endung .lat, die von dem Stolz der Latein­ame­ri­ka­ner pro­fi­tiert, sich mit ihrer Hei­mat auch digi­tal zu iden­ti­fi­zie­ren. Weni­ger über­ra­schend ist die posi­ti­ve Ent­wick­lung von .med, die ihre Ursa­che sicher­lich in der welt­wei­ten Ver­brei­tung von digi­ta­len Platt­for­men hat.

Inter­es­sant ist die Daten­aus­wer­tung der Inter­NetX-und Sedo-MLX-Tools, dass mit .bay­ern und .ber­lin zwei geo­gra­fi­sche Endun­gen ein gro­ßes Inter­es­se an höher­prei­si­gen Domains haben – sie zäh­len zu den welt­weit Top 15 Endun­gen mit Anfra­gen und Verkäufen.

Gemäß unse­rer Erwar­tung wer­den die bevor­ste­hen­den NIS2- und wei­te­re Regu­lie­run­gen einen rele­van­ten Ein­fluss auf unse­re Bran­che haben: „Forth­co­ming regu­la­ti­ons and their poten­ti­al impli­ca­ti­ons on the indus­try con­cern us.“

Spannende Zahlen und Erkenntnisse zum Domain-Markt

Zu den neu­en Top-Level-Domains in 2023 gehö­ren u.a. .dad, .prof und .wat­ches. In die­sem Jahr kön­nen wir uns auf den Start der lan­ge erwar­te­ten Endung .music freuen.

„com is king“ – die­se Aus­sa­ge gilt auch für das Jahr 2023, denn mit 159,6 Mil­lio­nen regis­trier­ten Domains ist .com nach wie vor die größ­te Endung welt­weit. Damit stellt sie wei­ter­hin mehr als die Hälf­te aller regis­trier­ten 359,8 Mil­lio­nen Domains.

Ihr fol­gen auf den nächs­te Plät­zen drei Län­de­ren­dun­gen – die kos­ten­freie .tk-Endung, die chi­ne­si­sche Endung .ch und die deut­sche Endung .de. Mit mehr als 50% Markt­an­teil neh­men die euro­päi­schen ccTLDs den gro­ßen Anteil aller Län­der-Domains ein.

Die neu­en gTLDs bie­ten nicht nur für jede Nische einen per­fekt zuge­schnit­te­nen Namen, son­dern auch vie­le ein­zig­ar­ti­ge und krea­ti­ve Domains. Dar­aus resul­tiert eine robus­te Wachs­tums­ra­te von 14,7% im Jah­res­ver­gleich. Die neue gTLD-Run­de ver­spricht wei­te­res unge­nutz­tes Poten­zi­al und Wachs­tum für den Domain­markt in den kom­men­den Jah­ren. Die größ­ten drei Endun­gen sind .xyz, .online und .top. Beson­ders .dev und .app sind popu­lä­re Endun­gen in der IT-Industrie.

Die geoTLDs bil­den eine inter­es­san­te Nische inner­halb der neu­en gTLDs. Sie erfreu­en sich gro­ßer Beliebt­heit, ins­be­son­de­re in Euro­pa und Asi­en. Die­se Posi­ti­on ver­dan­ken sie u.a. .asia und .cat, eben­so wie den Stadt­en­dun­gen .ams­ter­dam und .ber­lin.

Künstliche Intelligenz in der Domain-Industrie

Auch wenn die KI-Tech­no­lo­gie noch in den Kin­der­schu­hen steckt, sind dank ihr zahl­rei­che Unter­neh­men ent­stan­den, ein Trend, der sich auch in 2024 fort­set­zen wird. In der Domain-Bran­che haben die meis­ten Anbie­ter KI-gestütz­te Web­site-Bau­käs­ten und Domain-Such­funk­tio­nen ein­ge­führt, die die Gestal­tung einer Web­site deut­lich beschleu­ni­gen und ver­ein­fa­chen. Pro­gnos­ti­zier­te 305 Mil­li­ar­den USD Umsatz aus KI-Tech­no­lo­gien unter­mau­ern die­se Entwicklungen.

Ausblick auf die Domain-Branche 2024

Die Erkennt­nis­se aus dem Glo­bal Domain Report 2024 machen deut­lich, dass die Zukunft der Domain-Bran­che span­nen­des Poten­zi­al und Chan­cen für Inno­va­tio­nen und Fort­schritt bie­tet. Der tech­no­lo­gi­sche Fort­schritt, ins­be­son­de­re die Inte­gra­ti­on von Künst­li­cher Intel­li­genz (KI) in Domain-Ser­vices, wird vor­aus­sicht­lich eine revo­lu­tio­nä­re Kraft in der Bran­che sein und Lösun­gen lie­fern, die die Domain­re­gis­trie­rung, ‑ver­wal­tung und ‑inves­ti­ti­on erheb­lich vereinfachen.

Aus unse­rer Sicht stel­len sich drei zen­tra­le Fra­gen für das Jahr 2024:

  • Die Ent­wick­lung der Bran­che hängt von der Per­fek­tio­nie­rung eines ein­fa­chen und naht­lo­sen Pro­dukt­er­leb­nis­ses ab. Die Kund­schaft erwar­tet, dass Domain-Regis­trie­run­gen und das Auf­set­zen einer Web­site so ein­fach wie eine Bestel­lung bei Ama­zon funktioniert.
  • Der Erfolg unse­rer Bran­che hängt davon ab, ob wir die Bedürf­nis­se unse­rer Kund­schaft, ein­schließ­lich ihrer Erwar­tun­gen an eine nach­hal­ti­ge Bran­che, erwar­tungs­ge­mäß erfül­len können.
  • Dazu gehört auch, dass wir ein­fa­che und nach­voll­zieh­ba­re Rah­men­be­din­gun­gen schaf­fen. Har­mo­ni­sier­te Regis­trie­rungs­be­din­gun­gen über alle Top-Level-Domains hin­weg wäre ein ers­ter Schritt.

Die­se Ent­wick­lun­gen sind aus unse­rer Sicht ent­schei­dend für den wei­te­ren Erfolg der Domain-Bran­che. Wie immer, bie­tet der Glo­bal Domain Report eine Fül­le span­nen­der Zah­len, und Pro­gno­sen für das Jahr 2024. Er steht hier zum kos­ten­frei­en Down­load bereit: https://hub.internetx.com/en/global-domain-report-2024

ICANN79 in San Juan

ICANN79 in San Juan

Das 79. Mee­ting der Inter­net-Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­on ICANN fand vom 2. bis zum 7. März 2024 in San Juan, der Haupt­stadt von Puer­to Rico, statt. Dort tra­fen sich nach 2007 und 2018 zum drit­ten Mal Teil­neh­men­de aus Wirt­schaft, Regie­rung, Kon­su­men­ten und wei­te­ren Inter­es­sen­grup­pen der Inter­net-Com­mu­ni­ty. Sie tausch­ten sich in fast 200, zumeist öffent­lich zugäng­li­chen Sit­zun­gen, über die Wei­ter­ent­wick­lung des Inter­net aus. Wir haben die wesent­li­chen Punk­te von ICANN79 in San Juan zusammengefasst:

EU-Cybersecurity-Richtlinie NIS2 vor Einführung

Wich­tigs­tes The­ma für die Teil­neh­men­den des ICANN-Mee­tings war die kom­men­de zwei­te Richt­li­nie der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on mit Maß­nah­men zur Gewähr­leis­tung eines hohen gemein­sa­men Sicher­heits­ni­veaus von Netz- und Infor­ma­ti­ons­sys­te­men (NIS2). Die EU-Richt­li­nie ist von jedem Mit­glieds­staat bis zum 17. Okto­ber die­sen Jah­res an die natio­na­le Gesetz­ge­bung umzu­set­zen. NIS2 bedeu­tet für die Betrei­ber von Top-Level-Domains (TLDs) und Regis­tra­re eine weit­rei­chen­de Imple­men­tie­rung neu­er Sicher­heits­maß­na­men und Berichts­pflich­ten. Neu ist z.B. eine ver­pflich­ten­de Veri­fi­zie­rung der Daten von Domain-Inha­bern, aber auch das Ver­bot einer dop­pel­ten Datenerfassung.

Kommentarphase für erste Version des Bewerberhandbuch

Zahl­rei­che Mee­tings, die teil­wei­se schon in der Vor­be­rei­tungs­wo­che ab dem 20. Febru­ar 2024 statt­fan­den, hat­ten die über­ar­bei­te­ten Regeln für die kom­men­de Bewer­bungs­run­de für neue gene­ri­sche Top-Level-Domains zum The­ma. Zum einen läuft aktu­ell eine Kom­men­tie­rungs­pha­se für ers­te Tei­le des Bewer­ber­hand­buchs, zum ande­ren wur­den The­men wie das Ver­bot pri­va­ter Auk­tio­nen unter den Bewer­bern einer iden­ti­schen Top-Level-Domain-Bewer­bung, die Ähn­lich­keit von Top-Level-Domains und so genann­te Clo­sed Gene­rics (Mono­po­li­sie­rung all­ge­mei­ner Wör­ter­buch-Begrif­fe wie Was­ser, Luft & Lie­be) bespro­chen. Die Frist für die Ein­rei­chung von Kom­men­ta­ren zum Bewer­ber­hand­buch ist der 19. März 2024.

Domain-Abuse, Umlaut-Domains und andere Themen

Von Regie­rungs­ver­tre­tern wur­de wäh­rend ICANN79 in San Juan beson­ders die Imple­men­tie­rung von Regeln zur Ver­hin­de­rung von Miss­brauch des Domain-Namen-Sys­tems (DNS) begrüßt. So sind Regi­sta­re und Regis­tries dazu ver­pflich­tet zeit­nah nach Kennt­nis bös­ar­ti­ge Akti­vi­tä­ten wie Phis­hing, Phar­ming, Bot­net­ze, Mal­wa­re und auch Spam, wenn die­ser bös­ar­ti­ge Inhal­te über­trägt, zu stop­pen. DOTZON hat bereits in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ver­schie­de­ne, in der NSI2 gefor­der­te, Sicher­heits­maß­nah­men für Kun­den imple­men­tiert wie z.B. die zeit­na­he Her­aus­ga­be von Domain-Inhaber­da­ten an berech­tig­te Per­so­nen und Organisationen.

Ande­re The­men des ICANN-Mee­tings in San Juan betra­fen z.B. die Trans­pa­renz­ver­pflich­tun­gen für Mit­glie­der von ICANN-Arbeits­grup­pen und die Adap­ti­on und Nutz­bar­keit von Domains mit Umlau­ten. Dis­ku­tiert wur­de auch über die Gestal­tung der Domain-Trans­fer-Pro­to­kol­le, Zusam­men­ar­beit mit Block­chain-Domains und die Suche nach einer neu­en Geschäfts­füh­rung für ICANN. Spä­tes­tens zum 80. ICANN-Mee­ting soll das Ergeb­nis der Suche bekannt­ge­ge­ben werden.

Das nächs­te ICANN-Mee­ting, ICANN80, fin­det vom 10.–13. Juni in Kiga­li, Ruan­da, statt.

Die neu registrierten dotBrand-Domains 2023

dotBrands 2023

Zwi­schen Ende des Jah­res 2022 und Ende letz­ten Jah­res haben Unter­neh­men unter den 455 dot­Brands ins­ge­samt 3.112 Domains neu regis­triert. Die­sen neu regis­trier­ten dot­Brand-Domains ste­hen auch zahl­rei­che Löschun­gen gegen­über. Der gro­ße Vor­teil einer dot­Brand ist, dass eine Domain jeder­zeit gelöscht wer­den kann, ohne dass die Gefahr besteht, dass sie durch Drit­te erneut regis­triert wer­den kann. Und die­sen Vor­teil nut­zen vie­le Unter­neh­mens­mar­ken für sich, im ver­gan­ge­nen Jahr bei­spiels­wei­se .audi und .all­fi­nanz.

Verschlüsselung ist bei dotBrand-Domains unpopulär

Von den neu regis­trier­ten Domains sind laut unse­rer Ana­ly­se inter­es­san­ter­wei­se ledig­lich 1.912 mit SSL ver­schlüs­selt. Domains, die direkt in Betrieb genom­men wer­den, wer­den nor­ma­ler­wei­se aus Sicher­heits­grün­den SSL-ver­schlüs­selt. War­um dies hier nicht der Fall ist, kön­nen wir nur ver­mu­ten. Even­tu­ell haben die Unter­neh­men „auf Vor­rat” für künf­ti­ge Pro­jek­te regis­triert. Oder sie wer­den als inter­ne Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tools ein­ge­setzt, wo eine SSL-Ver­schlüs­se­lung obso­let ist.

Aktive dotBrands kommen aus Europa

Den grö­ße­ren Anteil neu regis­trier­ter Domains machen erneut dot­Brands aus Euro­pa aus. Von den 3.112 dot­Brand-Domains wur­den knapp 73 % (2.270) in Euro­pa, die rest­li­chen 842 von dot­Brands außer­halb Euro­pas regis­triert. Damit ste­hen die regis­trier­ten Domains im umge­kehr­ten Ver­hält­nis zu den dot­Brands – denn von den 455 Unter­neh­mens­mar­ken sind 305 außer­halb der EU ange­sie­delt (67%) und ledig­lich 150 inner­halb der EU. Die euro­päi­schen dot­Brands sind also deut­lich akti­ver als die außereuropäischen.

Bemerkenswerte dotBrands in 2023

Beson­ders vie­le Domains haben im ver­gan­ge­nen Jahr die dot­Brands .all­fi­nanz (156) und .audi (87) gelöscht. Der Auto­kon­zern .audi hat sich von Pro­jekt-Domains wie bei­spiels­wei­se etwincup2020.audi getrennt, sowie inter­ne Domains wie serviceleiterkonferenz.audi und centrallaunchexperience.audi gelöscht, aber auch Händ­ler-Domains wie deisenroth.audi (umbe­nannt in deisenroth-soehne-huenfeld.audi) und moll.audi (umbe­nannt in moll-duesseldorf.audi).

Unter .all­fi­nanz wur­den im ver­gan­ge­nen Jahr 376 Domains gelöscht, und dem gegen­über 220 Domains neu regis­triert. Von ganz weni­gen Aus­nah­men abge­se­hen wie cs.allfinanz und fm.allfinanz hat ALl­fi­nanz aus­schließ­lich Bera­ter-Domains gelöscht und neue regis­triert. Es sieht also so aus, als ob das Team der All­fi­nanz Ende 2023 aus etwa 150 Berater:innen weni­ger besteht.

Einen ähn­li­chen Effekt haben wir bei der .dvag dot­Brand beob­ach­tet. Mit 1411 neu regis­trier­ten und 1402 gelösch­ten Domains ist der Domain-Bestand nahe­zu unver­än­dert. Neben weni­ge Key­word-Domains wie business-report.dvag und digitale-abrechnung.dvag hat die DVAG über­wie­gend Berater:innen-Domains gelöscht und neu registriert.

Neben .goog­le besitzt der Kon­zern auch die Unter­neh­mens­mar­ke .goog. Goog­le hat sie aktiv im ver­gan­ge­nen Jahr genutzt, so dass der Domain-Bestand von 1 Domain Ende 2022 auf 84 Domains Ende 2023 anstieg. Das Gros der Regis­trie­run­gen machen tech­ni­sche Domains, die ver­mut­lich für die inter­ne Nut­zung vor­ge­se­hen sind, aus. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen konn­ten wir bis­her noch nicht zu ermit­teln, denn bis­her lösen die meis­ten der Domains nicht auf.

Unse­re jähr­li­chen Stu­di­en ana­ly­sie­ren alle dot­Brands (auch als Unter­neh­mens­mar­ken bezeich­net), sie fin­det sich hier: https://dotzon.consulting/studien.

Unsere Prognosen für das Jahr 2024

Unsere Prognosen für das Jahr 2024

Unse­re Pro­gno­sen für das ver­gan­ge­ne Jahr sind weit­ge­hend so ein­ge­tre­ten, wie erwar­tet. Die Bekämp­fung des Miss­brauchs von Domain-Namen stand erneut oben auf der Agen­da vie­ler Markt­teil­neh­mer. Nach eini­gen Jah­ren der Igno­ranz wird die Debat­te um die Inte­gra­ti­on von Web2- und Web3-Domains bei ICANN kon­struk­ti­ver geführt. Aber wie schau­en unse­re Pro­gno­sen für das Jahr 2024 aus?

Die Kri­sen des ver­gan­ge­nen Jah­res haben zwei wesent­li­che Ent­wick­lun­gen aus­ge­löst: Die zuneh­men­de Ver­un­si­che­rung der Märk­te im zwei­ten Halb­jahr hat dazu geführt, dass sich die Domain-Zuwäch­se wie­der auf dem Niveau der Vor-Coro­na-Zeit ein­ge­pen­delt haben. Poten­ti­el­le Gründer:innen wäh­len ange­sichts der glo­ba­len Unsi­cher­hei­ten eine siche­re beruf­li­che Zukunft in abhän­gi­ger Beschäf­ti­gung statt in der unsi­che­ren Selbst­stän­dig­keit. Bei­de Effek­te füh­ren zu ver­hal­ten anstei­gen­den Domain-Regis­trie­run­gen. Auch der zuneh­men­de Digi­ta­li­sie­rungs­druck kann die­se Effek­te nicht voll­stän­dig kompensieren.

Trotz der anhal­ten­den Kri­sen wagen wir unse­re Pro­gno­sen für das Jahr 2024 und einen Blick in die Zukunft.

1. Prognose: Bekämpfung von DNS-Missbrauch

Der Miss­brauch von Domains für kri­mi­nel­le Akti­vi­tä­ten ist wei­ter­hin eines der wich­tigs­ten The­men unse­rer Indus­trie, auch wenn es nur sehr weni­ge Akteu­re in rele­van­tem Maß­stab betrifft. Denn vie­le Stake­hol­der set­zen sich seit vie­len Jah­ren aktiv für die Bekämp­fung von DNS-Miss­brauch ein. Sie neh­men ihre Ver­ant­wor­tung wahr, umfas­sen­de Maß­nah­men gegen Miss­brauch umzu­set­zen und die­se an Inter­net­nut­zer zu kom­mu­ni­zie­ren. Wie die Bran­che hel­fen kann, die­sen wei­ter zu redu­zie­ren, steht bei Regis­tries und Regis­tra­re den­noch auf der Auf­ga­ben­lis­te. Seit dem ver­gan­ge­nen Jahr sind neue frei­wil­li­ge Ver­pflich­tun­gen der Regis­tries und Regis­tra­re in den Ver­trä­gen mit ICANN fest­ge­schrie­ben. Ergänzt wer­den die­se durch wei­te­re Selbst­ver­pflich­tun­gen ein­zel­ner Regis­tries, mit denen sie ihre Akti­vi­tä­ten trans­pa­rent machen. Bei­spiels­wei­se ver­öf­fent­li­chen .ber­lin und .ham­burg jähr­lich Trans­pa­renz­be­rich­te, aber auch das DNS-Abu­se Insti­tu­te und wei­te­re Bran­chen-Initia­ti­ven gehö­ren dazu. Wie im ver­gan­ge­nen Jahr erwar­ten wir auch für 2024, dass ICANN sei­ne tech­ni­sche Mis­si­on im Blick behält und Debat­ten zu inhalt­li­chem Miss­brauch an ent­spre­chen­de Stel­len verweist.

2. Prognose: Externe Einflussfaktoren nehmen zu

Die zuneh­men­de Regu­lie­rungs­fre­quenz auf EU-Ebe­ne wie zu NIS‑2, DSA, DMA und KI beob­ach­ten wir mit Sor­ge. Regu­lie­run­gen wer­den oft­mals in guter Absicht initi­iert, um Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher vor den Gefah­ren im Inter­net zu schüt­zen. Lei­der füh­ren sie nicht unbe­dingt zu den gewünsch­ten Ver­bes­se­run­gen aus Sicht der Nutzer:innen, son­dern legen pri­mär der Bran­che wei­te­re Regeln auf. Hier ist die gesam­te Bran­che gefor­dert, „gut gemeint“ durch „gut gemacht“ anhand kon­kre­ter Dia­lo­ge und Aus­tausch­for­ma­te zu för­dern. Denn ansons­ten droht, dass sich Regu­lie­run­gen fun­da­men­tal auf Geschäfts­mo­del­le und ‑pro­zes­se aus­wir­ken. Damit wäre eine wei­te­re Markt­kon­so­li­die­rung wahr­schein­lich, ins­be­son­de­re auf dem Registrarmarkt.

Gro­ße Tei­le der Indus­trie betrach­ten das The­ma Nach­hal­tig­keit wei­ter­hin als „Orchi­deen­the­ma“, mit dem sich kein Geld ver­die­nen lässt. Über kurz oder lang wer­den Vor­schrif­ten zur Bericht­erstat­tung über Nach­hal­tig­keit wei­te Tei­le der Indus­trie betref­fen. Auch wenn sich heu­te die Ver­pflich­tung auf weni­ge gro­ße bzw. bör­sen­no­tier­te Play­er beschränkt, ist eine Aus­wei­tung der Berichts­pflich­ten längst am Horizont.

3. Prognose: Blockchain-Domains & ICANN – ist eine Kooperation denkbar?

Wir sind gespannt, wie die „Block­chain, Web3 & Meta” unse­re Bran­che, Ange­bo­te und den Markt­an­satz beein­flus­sen wer­den. Klar ist, dass die­se Tech­no­lo­gien das Poten­ti­al haben, unse­re Bran­che erheb­lich zu beein­flus­sen. Immer­hin fand auf dem ICAN­N78-Mee­ting erneut ein Aus­tausch mit Block­chain-Anbie­tern statt. 

Mit der Block­chain-Tech­no­lo­gie wird mehr Sicher­heit, Aus­wahl und Appli­ka­tio­nen für Domains ver­spro­chen. Anbie­ter wie ENS, Unstoppable Domains und Hand­shake-Domains bie­ten Domain-Regis­trie­run­gen unter zahl­rei­chen bTLDs wie .cryp­to, .eth und .saas an. Die Domains sind zwar aktu­ell nur über Brow­ser-Plug­ins oder ande­re Wege auf­lös­bar, das tut der Popu­la­ri­tät aber kei­nen Abbruch. Wir gehen davon aus, dass es wei­ter einen Aus­tausch zwi­schen ICANN und den neu­en Anbie­tern gibt, auch wenn die Hal­tung gegen­über den neu­en Anbie­tern bis­her sehr zurück­hal­tend war und ICANN warn­te: „nicht DNS-kom­pa­ti­blen Domains Hand­shake-Domains könn­ten die Nut­zer in die Irre führen“.

4. Prognose: Prozess für neue Bewerbungsrunde macht Fortschritte

Das Sub­Pro-Imple­men­ta­ti­on Review Team (IRT), in dem wir seit Start akti­ves Mit­glied sind, unter­stützt die ICANN-Orga­ni­sa­ti­on bei der Umset­zung der Emp­feh­lun­gen aus dem Abschluss­be­richt. Die­ser war im Rah­men des Pro­zes­ses zur Ent­wick­lung von Richt­li­ni­en für neue gTLDs ent­stan­den, eben­falls mit unse­rer Mit­ar­beit. Das Ergeb­nis die­ser Umset­zung wird ein aktua­li­sier­tes Bewer­ber­hand­buch sein.

Seit­dem die Arbeits­grup­pe „Sub­Pro IRT“ ihre Arbeit auf­ge­nom­men hat, konn­ten bereits zahl­rei­che offe­ne Punk­te geklärt wer­den. Dazu gehö­ren u. a. die The­men­be­rei­che „Pre­dic­ta­bi­li­ty“, „Appli­ca­ti­ons Asses­sed in Rounds“, „Con­flicts of Inte­rest“, „Appli­cant Free­dom of Expres­si­on“, „Uni­ver­sal Accep­tance“ und „Reser­ved Names“. 

Auf­grund der Kom­ple­xi­tät eini­ger The­men, dem damit ver­bun­de­nen Dis­kus­si­ons­be­darf und ein­her­ge­hen­den Abhän­gig­kei­ten sieht der Plan aktu­ell vor, dass das Bewer­ber­hand­buch inner­halb von 15–24 Mona­ten abge­schlos­sen wer­den kann. Wie rea­lis­tisch die­ses Ziel ist, wird sich im Lau­fe des Jah­res 2024 zei­gen. Denn eini­ge The­men wer­den wei­ter­hin kon­tro­vers dis­ku­tiert, ande­re hin­ge­gen konn­ten recht schnell gelöst werden.

5. Geopolitik & Internetregulierung

Bedenk­lich waren aus unse­rer Sicht erneut die For­de­run­gen im ver­gan­ge­nen Jahr, Län­der oder Top-Level-Domains vom Inter­net abzu­schnei­den. Die Gefahr, dass sich ein­zel­ne Gemein­schaf­ten aus dem glo­ba­len Inter­net abkop­peln, sehen wir daher als rea­les Sze­na­rio und Bedro­hung des offe­nen und glo­ba­len Inter­net. Auch der neue Kon­flikt im mitt­le­ren Osten hat Begehr­lich­kei­ten her­vor­ge­ru­fen, vom Abschal­ten der TLD-Zone über ein Wie­der­her­stel­len der Inter­net­in­fra­struk­tur in Gaza.

Bei dafür ver­ant­wort­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen wie ICANN und ISOC soll­te daher jede Anstren­gung unter­nom­men wer­den, sämt­li­che Initia­ti­ven hin zu einem tech­nisch oder poli­tisch initi­ier­ten Splin­ter­net bzw. Inter­net-Bifur­ca­ti­on zu verhindern.

6. Nachhaltigkeit @ DNS-Industrie

Nach­hal­tig­keit geht uns alle an, ins­be­son­de­re in einer Indus­trie, die zu einem erheb­li­chen Maße zu dem glo­ba­len CO2-Aus­stoß bei­trägt. Ers­te Schrit­te sind immer­hin gemacht, durch indi­vi­du­el­le Initia­ti­ven von Regis­tries wie .ber­lin, .ham­burg und .eco. Auch Bran­chen­in­itia­ti­ven wie die des eco zu nach­hal­ti­gen digi­ta­len Pro­duk­ten und Dienst­leis­tun­gen hilft, Auf­merk­sam­keit für das The­ma zu gewin­nen. Auch ICANN hat sich mit ers­ten Akti­vi­tä­ten zu einer nach­hal­tig agie­ren­den Orga­ni­sa­ti­on ver­schrie­ben. Als einer der Vor­rei­ter in Sache nach­hal­ti­gen Wirt­schaf­tens in der DNS-Indus­trie freu­en wir uns, unser Wis­sen mit ande­ren Markt­teil­neh­mern zu tei­len, und so zu einer nach­hal­ti­ge­ren Zukunft unse­rer Indus­trie beizutragen.

Unsere Prognosen für das Jahr 2024

Es bleibt span­nend, wie die Welt­wirt­schafts­la­ge und poli­ti­sche Lage unse­re Bran­che in dies­me Jahr beein­flus­sen wird. An die­ser Stel­le wer­den wir im kom­men­den Jahr berich­ten, wel­che Pro­gno­sen ein­ge­tre­ten sind, und wel­che Fort­schrit­te unse­re Bran­che erzie­len konnte!

ICANN78 – Das Jahrestreffen in Hamburg

ICANN78 in Zahlen

Das jähr­li­che Tref­fen der Inter­net­ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­on ICANN ende­te vor weni­gen Tagen in Ham­burg, mit ca. 1.700 Teil­neh­men­den vor Ort und etwa 700 wei­te­ren, die remo­te teil­nah­men. Wir waren bei ICANN78 vor Ort, und haben an allen rele­van­ten Ses­si­ons teilgenommen:

Gesetzgebung und regulatorische Themen

Auf dem „Day Zero“-Workshop der Inter­net­ver­ei­ni­gung eco am Frei­tag, den 20. Okto­ber, gab es einen leb­haf­ten Aus­tausch zu der geplan­ten Ein­füh­rung der NIS2-Direk­ti­ve. Auf dem Work­shop tausch­ten sich Regie­rungs­ver­tre­ter zahl­rei­cher euro­päi­scher Natio­nen mit den Akteu­ren aus, auf die die NIS2-Regu­lie­rung gerich­tet ist. Regis­tra­re und Regis­tries aus aller Welt gaben Input und Feed­back aus ihrer prak­ti­schen Perspektive. 

Regis­tra­re ver­tre­ten die Per­spek­ti­ve, dass Veri­fi­ka­ti­on direkt beim Regis­trar erfol­gen soll­ten. Aus zwei Grün­den: Sie haben in der Regel die Kun­den­be­zie­hung und dem­zu­fol­ge vie­le der nöti­gen Daten. Zum ande­ren erwar­ten sie, dass Kund:innen ver­wirrt wären, soll­ten Regis­tries sie direkt anschrei­ben. Denn sie haben gro­ße Auf­wan­de in den ver­gan­ge­nen Jah­ren gehabt, Kund:innen klar­zu­ma­chen, dass sie nicht auf unauf­ge­for­dert zuge­sen­de­te E‑Mails ant­wor­ten. Außer­dem set­zen sie sich dafür ein, dass ein Regis­trant nur ein ein­zi­ges Mal veri­fi­ziert wird, sprich wenn er/sie meh­re­re Domains unter unter­schied­li­chen TLDs regis­triert, nur ein­mal veri­fi­ziert wird. Alles ande­re wäre sehr kundenunfreundlich.

Auf dem Tref­fen der Betrei­ber geo­gra­fi­scher Top-Level-Domains, so genann­ter geoTLDs, wur­de dis­ku­tiert, wel­che Defi­ni­ti­on für die­se exis­tie­ren. Wir haben anhand unse­rer Stu­di­en unse­re Defi­ni­ti­on prä­sen­tiert, und detail­liert unse­re zugrun­de lie­gen­den Key Per­for­mance Indi­ka­to­ren vorgestellt.

Einführung neuer Top-Level-Domains

Am 21., 25. und 26. Okto­ber traf sich die „Sub­Pro IRT”-Arbeitsgruppe, um Emp­feh­lun­gen zu Regeln und Ver­fah­ren für die Bear­bei­tung von gTLD-Anträ­gen zu ent­wi­ckeln, für das so genann­te „Appli­cant Gui­de­book”. Dot­zon ist dort durch Kat­rin Ohl­mer aktiv ver­tre­ten. Dis­ku­tiert wur­den Kom­men­ta­re zu ein­ge­gan­ge­nen Bewer­bun­gen, die Prü­fung der tech­ni­schen Sys­te­me der Bewer­ber durch ICANN und die Unter­stüt­zung benach­tei­lig­ter Bewerber.

ICANN78 neue gTLDs

In der Sit­zung am 21. Okto­ber 2023 wur­de unter ande­rem das The­ma der Plan­bar­keit von Bewer­bungs­ver­fah­ren inten­siv dis­ku­tiert. Teil der Ent­schei­dung der Arbeits­grup­pe 2021 war, dass ICANN für mehr Plan­bar­keit sor­gen muss. Die der­zeit vor­ge­schla­ge­ne For­mu­lie­rung im Bewer­ber­hand­buch ent­spricht die­sem Beschluss nicht und wird in den nächs­ten Sit­zun­gen noch ein­mal angepasst.

Am 25. Okto­ber 2023 haben wir über die Rah­men­be­din­gun­gen für Dienst­leis­ter dis­ku­tiert, unter denen sie sich bei ICANN zer­ti­fi­zie­ren kön­nen. Damit sol­len Dienst­leis­ter in künf­ti­gen Bewer­bungs­run­den zer­ti­fi­ziert wer­den, was zu einer schnel­le­ren Prü­fung der ein­ge­gan­ge­nen Bewer­bun­gen (eini­ge Stun­den bis maxi­mal eini­ge Tage) bei­trägt. Auf der letz­ten Sit­zung am 26. Okto­ber 2023 haben wir den Plan und den Pro­zess für die Unter­ar­beits­grup­pe zur Ent­wick­lung des Bewer­ber­un­ter­stüt­zungs­pro­gramms dis­ku­tiert. Wir haben bereits ers­te Punk­te erör­tert, dar­un­ter die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit inter­es­sier­ten Par­tei­en, die Moda­li­tä­ten für die Prü­fung der Anträ­ge und die Finanzierung.

Best Practices Sharing Abuse Mitigation

Am Sonn­tag, den 22. Okto­ber 2023, fand das Tref­fen der Regis­tra­re und Regis­tries zum The­ma DNS-Miss­brauch statt. Unter DNS-Miss­brauch ver­steht man die miss­bräuch­li­che Nut­zung des Domain-Namen-Sys­tems (DNS) durch Bot­net-Angrif­fe, die Ver­brei­tung von Schad­soft­ware, das mas­sen­haf­te Abgrei­fen von Nut­zer­da­ten und E‑Mail-Spam, soweit die­se die genann­ten Akti­vi­tä­ten verbreiten.

Grund­la­ge für die Bekämp­fung des DNS-Miss­brauchs sol­len erwei­ter­te Pflich­ten der Regis­tries und Regis­tra­re sein, über die der­zeit abge­stimmt wird. Auf­grund der bis­he­ri­gen Betei­li­gung wird erwar­tet, dass die neu­en Ver­pflich­tun­gen in die Ver­trä­ge zwi­schen ICANN und den Regis­tra­ren und Regis­tries auf­ge­nom­men wer­den und der DNS-Miss­brauch wei­ter ein­ge­dämmt wird.

25 Jahre ICANN

ICANN78 mar­kier­te zudem 25 Jah­re ICANN. Seit Grün­dung im Spe­tem­ber 1998 hat die ICANN-Com­mu­ni­ty sich für ein offe­nes und trans­pa­ren­tes Inter­net ein­ge­setzt – „One World, one Inter­net”. Die­ser Mei­len­stein wur­de in Ham­burg gefei­ert, u.a. mit einer Über­sicht aller wich­ti­gen Ergeb­nis­se aus den ver­gan­ge­nen 25 Jahren.

ICANN78 - 25 Jahre ICANN

Das nächs­te ICANN-Mee­ting fin­det im März 2024 in San Juan in Puer­to Rico statt.

ICANN77 in Washington

ICANN77 in Washington

Das ICANN-Mee­ting im US-ame­ri­ka­ni­schen Washing­ton vom 11.–15. Juni 2023 erneut als hybri­des Mee­ting statt. Das so genann­te ICANN Poli­cy Forum wur­de von gut 1.100 Teil­neh­mern per­sön­lich besucht, wei­te­re 630 Per­so­nen nah­men remo­te teil. Im Fokus der Debat­ten der Teil­neh­men­den bei ICANN77 in Washing­ton stan­den die Dau­er­bren­ner-The­men Abu­se, WHOIS und die Ein­füh­rung neu­er Top-Level-Domains.

Einführung neuer Top-Level-Domains

Das bestim­men­de The­ma des Mee­tings war ein­deu­tig die Ein­füh­rung neu­er Top-Level-Domains. Die ICANN-Com­mu­ni­ty hat viel­ver­spre­chen­de Schrit­te unter­nom­men, um die Fris­ten des Arbeits­plans für die Ein­füh­rung neu­er gTLDs ein­zu­hal­ten. Wäh­rend des ICANN77 Mee­tings fan­den umfang­rei­che Dis­kus­sio­nen statt, unter ande­rem über Clo­sed Gene­rics und Public Inte­rest. Bis August 2023 hat sich die ICANN-Orga­ni­sa­ti­on ver­pflich­tet, einen Zeit­plan zu erstel­len, wann das nächs­te Bewer­bungs­fens­ter geöff­net wird. Die­ser Zeit­plan soll vom ICANN-Vor­stand auf der nächs­ten ICANN-Sit­zung, ICANN78, die im Okto­ber 2023 in Ham­burg statt­fin­det, geneh­migt werden.

Umgang mit Domain-Missbrauch

Wäh­rend der ICAN­N77-Sit­zung in Washing­ton DC haben die Dis­kus­sio­nen über DNS-Miss­brauch eini­ge wich­ti­ge Hür­den genom­men. Wie auf der CPH-Tagung in Los Ange­les ange­regt, haben die “Con­trac­ted Par­ties” eine Ver­trags­än­de­rung mit ICANN initi­iert. Es wird erwar­tet, dass die Ver­hand­lun­gen über die­se Ände­run­gen bis Sep­tem­ber abge­schlos­sen wer­den und die Abstim­mung durch Regis­tries und Regis­tra­re im vier­ten Quar­tal statt­fin­den wird. Die Umset­zung soll­te Ende des ers­ten Quar­tals 2024 erfolgen.

Neues Whois-Auskunftssystem in Entwicklung

Um die Beden­ken hin­sicht­lich der Zugäng­lich­keit nicht öffent­li­cher WHOIS-Infor­ma­tio­nen aus­zu­räu­men und die Not­wen­dig­keit eines stan­dar­di­sier­ten Zugangs- und Offen­le­gungs­sys­tems (auch SSAD genannt) zu prü­fen, das bis­her als mit erheb­li­chen Kos­ten für die ICANN ver­bun­den galt, wird ICANN im Novem­ber ein Pilot­pro­jekt mit der Bezeich­nung „Regis­tra­ti­on Data Request Ser­vice” (RDRS) star­ten, bei dem es sich prak­tisch um einen Mini-SSAD han­delt. Der RDRS ist als Test gedacht, um den Nut­zen und die Not­wen­dig­keit eines kom­pli­zier­te­ren SSAD zu bewer­ten. Er soll Daten über das Volu­men der Anfra­gen für den Zugang zu Regis­trie­rungs­da­ten sam­meln, indem er den Pro­zess der Auf­nah­me und Ver­tei­lung von Anfra­gen ver­wal­tet. Das RDRS wird maxi­mal zwei Jah­re lang lau­fen und monat­li­che Berich­te ver­öf­fent­li­chen, ins­be­son­de­re über die Nut­zungs­ra­ten und ande­re Mess­grö­ßen wie die Anzahl der Anfra­gen und die Anzahl der Genehmigungen/Ablehnungen. Regis­tries kön­nen sich ab Sep­tem­ber anschlie­ßen, und Antrag­stel­ler kön­nen ab Novem­ber 2023 Zugangs­an­trä­ge stellen.

Das nächs­te Mee­ting der ICANN fin­det vom 20.–25. Okto­ber in Ham­burg statt. Eine Anmel­dung ist hier möglich.

Rückblick ICANN76 in Cancun

ICANN76 in Cancun

Das ICANN-Mee­ting im mexi­ka­ni­schen Can­con fand vom 11.–16. März 2023 erneut als hybri­des Mee­ting statt. Das so genann­te ICANN Com­mu­ni­ty Forum wur­de von 2.019 Teil­neh­mern aus 164 Län­dern auf 5 Kon­ti­nen­ten besucht, davon waren 1.204 Per­so­nen vor Ort und 815 per Zoom zuge­schal­tet. Im Fokus der Debat­ten der Teil­neh­men­den bei ICANN76 in Can­cun stan­den die Dau­er­bren­ner-The­men Abu­se, WHOIS und die Ein­füh­rung neu­er Top-Level-Domains. Die Dis­kus­si­on um die frei­wil­li­ge Ver­trags­an­pas­sung der Regis­try- und Regis­trar-Agree­ments hat zu eini­gen über­ra­schen­den Dis­kus­sio­nen geführt. Wir haben sowohl hybrid als auch per­sön­lich teil­ge­nom­men und die Inter­es­sen unse­rer Kun­den vertreten.

Einführung neuer Top-Level-Domains

Das bestim­men­de The­ma des Mee­tings war ein­deu­tig die Ein­füh­rung neu­er Top-Level-Domains. Alle Stake­hol­der dis­ku­tier­ten in ihren inter­nen Sit­zun­gen, aber auch mit dem ICANN-Direk­to­ri­um und ande­ren Inter­es­sen­grup­pen, wie ein wei­te­res Bewer­bungs­ver­fah­ren für neue Inter­net-Endun­gen gestal­tet wer­den kann. Es ist geplant, nach einer ers­ten Bewer­bungs­run­de einen kon­ti­nu­ier­li­chen Bewer­bungs­pro­zess ein­zu­füh­ren. Die wich­tigs­te Ent­schei­dung des ICANN-Direk­to­ri­ums unter Lei­tung von Sal­ly Cos­ter­ton ist die Auf­for­de­rung an die rund 400 Mit­ar­bei­ter star­ke ICANN-Orga­ni­sa­ti­on, bis zum 01. August 2023 einen umfang­rei­chen Imple­men­tie­rungs­plan für die neue Bewer­bungs­run­de vor­zu­le­gen. Beinhal­ten soll das Doku­ment einen Arbeits­plan, die Infra­struk­tur, einen Zeit­plan sowie eine Über­sicht über die not­wen­di­gen Res­sour­cen, um das neue Bewer­bungs­ver­fah­ren zu star­ten. Größ­tes Hin­der­nis für die neue Bewer­bungs­run­de sind 38 offe­ne Punk­te, das Regie­rungs­gre­mi­um for­dert im Dia­log mit der ICANN Com­mu­ni­ty, die­se vor­ab zu lösen.

ICANN-Board bei ICANN76

Wol­len Sie ger­ne auf dem Lau­fen­den blei­ben, was bei ICANN pas­siert? Sie haben kei­ne Zeit, an Kon­fe­ren­zen wie ICANN76 teil­zu­neh­men? Unse­re indi­vi­du­ell auf Sie ange­pass­ten monat­li­chen News­let­ter hal­ten Sie auf dem Lau­fen­den. Mehr Infor­ma­tio­nen geben wir Ihnen ger­ne im per­sön­li­chen Gespräch.

Umgang mit Domain-Missbrauch

Die Top-Level-Domain-Betrei­ber haben in Can­cun bei diver­sen Stake­hol­dern ein Update prä­sen­tiert, wie sie den Domain-Miss­brauch bear­bei­ten. Zahl­rei­che Rück­fra­gen und leb­haf­te Dis­kus­sio­nen zeig­ten das gro­ße Inter­es­se bei den Stake­hol­dern. Die­se Prä­sen­ta­tio­nen wur­den auf dem ver­gan­ge­nen ICANN-Mee­ting beschlos­sen, um inner­halb der ICANN-Com­mu­ni­ty bes­ser die Abu­se-Akti­vi­tä­ten zu kommunizieren.

Dirk Krischenowski bei ICANN76

Neues Whois-Auskunftssystem in Entwicklung

Die ICANN-Direk­to­ren haben am 27. Febru­ar 2023 die Ein­rich­tung eines neu­en Whois-Sys­tems geneh­migt, fast sechs Jah­re nach­dem die euro­päi­schen GDPR-Vor­schrif­ten den bis­he­ri­gen Whois-Zugang erheb­lich ein­ge­schränkt hat­ten. Wie von der GNSO gefor­dert, soll nun inner­halb von 11 Mona­ten ein ent­spre­chen­des Sys­tem ent­wi­ckelt und in Betrieb genom­men werden.

Anfra­gen im Sys­tem sol­len an die zustän­di­gen Stel­len wei­ter­ge­lei­tet wer­den. Die Teil­nah­me an dem Sys­tem ist für Anfra­gen­de und Her­aus­ge­ben­de frei­wil­lig, und die Regis­tries sind nicht ver­pflich­tet, Anfra­gen zu genehmigen.

ICANN will Nut­zungs­da­ten sam­meln und ver­öf­fent­li­chen, um her­aus­zu­fin­den, ob der Auf­wand die Nut­zung recht­fer­tig. Denn es wird mit Ent­wick­lungs- und Betriebs­kos­ten von etwa 3,3 Mil­lio­nen Dol­lar kalkuliert.

Das nächs­te Mee­ting der ICANN fin­det vom 12.–15. Juni 2023 in Washing­ton statt.

Resümee und CO2-Bilanz zum DomainPulse 2023

DomainPulse 2023

Nach zwei Jah­ren Coro­na-beding­ter Pau­se haben wir uns end­lich wie­der ein­mal mit der Inter­net­com­mu­ni­ty auf dem Domain­Pul­se in Win­ter­thur aus­tau­schen kön­nen. Neben span­nen­den Vor­trä­gen und Dis­kus­si­ons­run­den stand nach so lan­ger Pau­se aller­dings das Net­wor­king im Fokus. Dane­ben haben wir span­nen­de Anre­gun­gen und Ideen für .ber­lin und .ham­burg mit­ge­nom­men. Unser Resü­mee und CO2-Bilanz zum Domain­Pul­se 2023:

Unser Resü­mee zum Domain­Pul­se 2023

Uns erwar­te­ten zwei Tage gefüllt mit Fach­vor­trä­gen, Dis­kus­sio­nen und mit dem Blick über den Bran­chen-Tel­ler­rand hin­aus auf der größ­ten Domain-Fach­kon­fe­renz der DACH-Regi­on. In die­sem Jahr lud die Schwei­zer Regis­try SWITCH nach Win­ter­thur ein. Ca. 300 Teil­neh­men­de tausch­ten sich unter dem The­ma „Hoheit über kri­ti­sche Infra­struk­tu­ren bewah­ren und vor Miss­brauch schüt­zen“ aus.

Im Fokus stan­den Fra­gen, wie wir als Indus­trie mehr Resi­li­enz gegen­über mög­li­chen Dis­rup­tio­nen schaf­fen kön­nen, Anre­gun­gen gab es dazu vom Marc Els­berg, der als Best­sel­ler-Autor u. a. von „Black­out“ span­nen­de Ein­bli­cke geben konn­te. Wie wir den Spal­tungs­ten­den­zen des Inter­nets zwi­schen demo­kra­tisch und auto­kra­tisch geführ­ten Regio­nen begeg­nen kön­nen, prä­sen­tier­te Prof. Wolf­gang Klein­wäch­ter in bekannt elo­quen­ter Manier. Von Tho­mas Schnei­der, Lei­ter der Schwei­zer Dele­ga­tio­nen in inter­na­tio­na­len Orga­ni­sa­tio­nen in den Berei­chen Inter­net und Digi­ta­le Gou­vernanz und Prä­si­dent des Euro­pa­rats­ko­mi­tees zu KI konn­ten wir Anre­gun­gen mit­neh­men, wie ein Aus­gleich zwi­schen Wirt­schafts­in­ter­es­sen und poli­ti­schen Regu­lie­rungs­in­itia­ti­ven gefun­den wer­den kann – denn gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. 

Wir haben vie­le neue Ein­drü­cke und Anre­gun­gen mit­ge­nom­men und freu­en uns dar­auf, was das öster­rei­chi­sche Team der nic.at beim Domain­Pul­se im kom­men­den Jahr in Wien an span­nen­den The­men vorbereitet.

Unsere CO2-Bilanz vom DomainPulse 2023

Mitt­ler­wei­le gibt es für fast alle Anläs­se und Situa­tio­nen Rech­ner, mit denen man online den CO2-Aus­stoß berech­nen kann. Wir nut­zen ger­ne den des Umwelt­bun­des­am­tes unter https://uba.co2-rechner.de/de_DE/. Damit haben wir unse­ren CO2-Aus­stoß für zwei Per­so­nen für den Domain­Pul­se in Win­ter­thur berechnet:

CO2-Emis­sio­nen aus Mobilität

  • Eco­no­my-Flug Ber­lin-Zürich und retour 590,00 Kg
  • Fahrt mit dem ÖPNV vom Flug­ha­fen Zürich nach Win­ter­thur und retour 5,73 Kg
  • Taxi­fahrt zwi­schen der Woh­nung und dem Ber­li­ner Flug­ha­fen und retour 8,1 Kg

CO2-Emis­sio­nen aus Übernachtung

  • zwei Hotel­über­nach­tun­gen inkl. Früh­stück: 49,66 Kg

CO2-Emis­sio­nen der Veranstaltung

  • Strom & Ener­gie machen 326,05 Kg bei 1.200 qm Flä­che aus. Pro Teil­neh­men­de (ins­ge­samt 300 Teil­neh­men­de) macht das 1,85 Kg, mul­ti­pli­ziert mit zwei Teil­neh­men­den: 2,17 Kg.
  • Vege­ta­ri­sches Cate­ring inkl. Aben­de­vent: 21,07 Kg

In Sum­me macht das eine CO2-Emis­si­on von 676,73 KG und damit pro Per­son immer­hin noch gut 338 Kg. Denn größ­ten Anteil macht davon bekann­ter­ma­ßen das Flug­zeug aus. Da wir aus Ter­min­grün­den nicht mit der Bahn anrei­sen konn­ten, haben wir uns für das Flug­zeug ent­schie­den – immer­hin inkl. CO2-Kom­pen­sa­ti­on. Es ver­blei­ben somit CO2-Emis­sio­nen in Höhe von 43,73 Kg pro Person.

Die­se Zah­len flie­ßen im Rah­men unse­rer Nach­hal­tig­keits­be­richt­erstat­tung in unse­re jähr­li­chen Nach­hal­tig­keits­re­ports der dot­BER­LIN GmbH & Co. KG und Ham­burg Top-Level-Domain GmbH ein. Wenn auch Ihr Euch mit einem nach­hal­ti­gen Geschäfts­be­trieb beschäf­ti­gen wollt, dann sprecht uns ger­ne an – wir unter­stüt­zen Euch von der Ana­ly­se über die Nach­hal­tig­keits­stra­te­gie bis zur Umset­zung geeig­ne­ter Maßnahmen!

Unsere Prognosen für das Jahr 2023

Prognosen für 2023

Unse­re Pro­gno­sen für das ver­gan­ge­ne Jahr sind weit­ge­hend so ein­ge­tre­ten, wie erwar­tet. Die Bekämp­fung des Miss­brauchs von Domain-Namen stand erneut oben auf der Agen­da vie­ler Markt­teil­neh­mer, eben­so fand eine wei­te­re Kon­so­li­die­rung inner­halb der Bran­che statt.

Die Kri­sen des ver­gan­ge­nen Jah­res haben zwei wesent­li­che Ent­wick­lun­gen aus­ge­löst: Die Ver­la­ge­rung in das Digi­ta­le hat unse­rer Indus­trie trotz eini­ger Insol­ven­zen im Bereich Events, Gas­tro­no­mie, Tou­ris­mus und Han­del Kun­den­zu­wäch­se ver­schafft. Die zuneh­men­de Ver­un­si­che­rung der Märk­te im zwei­ten Halb­jahr führ­te dazu, dass die Regis­trie­rungs­zah­len wie­der auf die Vor-Coro­na-Zei­ten ein­ge­pen­delt haben. Zu unse­ren per­sön­li­chen High­lights gehör­te die glo­ba­le Unter­stüt­zung der ukrai­ni­schen Inter­net-Infra­struk­tur, u. a. im Rah­men von „keep ukrai­ne con­nec­ted“. Trotz der anhal­ten­den Kri­sen wagen wir unse­re Pro­gno­sen für das Jahr 2023 und einen Blick in die Zukunft.

1. Prognose: Bekämpfung von DNS-Missbrauch

Der Miss­brauch von Domains für kri­mi­nel­le Akti­vi­tä­ten ist wei­ter­hin eines der wich­tigs­ten The­men unse­rer Indus­trie. Wie wir die­sen redu­zie­ren kön­nen, steht bei Regis­tries und Regis­tra­re seit lan­gem hoch oben auf der Prio­ri­tä­ten­lis­te. Vie­le set­zen sich aktiv für die Bekämp­fung von DNS-Miss­brauch ein. Sie neh­men ihre Ver­ant­wor­tung wahr, umfas­sen­de Maß­nah­men gegen Miss­brauch umzu­set­zen und die­se an Stake­hol­der zu kom­mu­ni­zie­ren. Neben ver­pflich­ten­den Auf­la­gen der ICANN sind auch ers­te Akti­vi­tä­ten sicht­bar. Dazu gehö­ren frei­wil­li­ge Selbst­ver­pflich­tun­gen ein­zel­ner Regis­tries, mit denen Regis­tries ihre Akti­vi­tä­ten trans­pa­rent machen. Bei­spiels­wei­se ver­öf­fent­li­chen .ber­lin und .ham­burg jähr­lich Trans­pa­renz­be­rich­te, aber auch das DNS-Abu­se Insti­tu­te und wei­te­re Bran­chen-Initia­ti­ven gehö­ren dazu. Wie im ver­gan­ge­nen Jahr erwar­ten wir auch für 2023, dass ICANN sei­ne Mis­si­on im Blick behält und Debat­ten zu inhalt­li­chem Miss­brauch an ent­spre­chen­de Stel­len verweist.

2. Prognose: Marken und Unternehmen nutzen ihre eigene dotBrand in der Kommunikation

Die Nut­zung der eige­nen Top-Level-Domain von Mar­ken und Unter­neh­men hat sich im Jahr 2022 ver­ste­tigt. Ins­be­son­de­re für die Kom­mu­ni­ka­ti­on der Unter­neh­mens­wer­te und der Nut­zugn für die Talent­an­spra­che ist die eige­ne dot­Brand per­fekt geeig­net. Her­aus­ra­gen­de Bei­spie­le sind laut unse­rer aktu­el­len Stu­die “Digi­ta­le Unter­neh­mens­mar­ken 2022” neben den Unter­neh­mens­mar­ken .bnppa­ri­bas, .abbott, .seat und .goog­le auch die deut­sche dot­Brand .audi. Wir erwar­ten, dass die­se dot­Brand-Bei­spie­le auch in die­sem Jahr wei­te­re Mar­ken dazu ver­an­las­sen wer­den, selbst mit eige­nen Kam­pa­gnen, Web­pro­jek­ten und neu­en Landing Pages auf sich auf­merk­sam zu machen.

3. Prognose: Externe Einflussfaktoren auf Domain-Branche nehmen zu

Die Infla­ti­on, Ener­gie­kri­se und der rus­si­sche Angriffs­krieg in der Ukrai­ne wer­den unse­re Bran­che in die­sem Jahr wei­ter­hin beein­flus­sen. Neue EU-Regu­lie­run­gen wie NIS2, DMA und DSA wer­den sich wahr­schein­lich auf Geschäfts­mo­del­le und ‑pro­zes­se aus­wir­ken, und Vor­schrif­ten zur Bericht­erstat­tung über Nach­hal­tig­keit in Abhän­gig­keit von Unter­neh­mens­grö­ße und Umsatz kom­men hinzu.

4. Prognose: Blockchain-Domains & ICANN – eine neue Liebe?

Wir sind gespannt, wie die „Block­chain, Web3 & Meta” unse­re Bran­che, Ange­bo­te und den Markt­an­satz beein­flus­sen wer­den. Denn klar ist, dass die­se Tech­no­lo­gien das Poten­ti­al haben, unse­re Bran­che zu beein­flus­sen. Immer­hin hat ICANN den Aus­tausch mit Block­chain-Anbie­tern – wie bei­spiels­wei­se wäh­rend ICANN73 – gesucht. Denn wei­ter­hin wird mit der Block­chain-Tech­no­lo­gie mehr Sicher­heit, Aus­wahl und Appli­ka­tio­nen für Domains ver­spro­chen. Anbie­ter wie ENS, Unstoppable Domains und Hand­shake-Domains bie­ten Domain-Regis­trie­run­gen unter zahl­rei­chen bTLDs wie .cryp­to, .eth und .saas. Die Domains sind zwar nur über Brow­ser-Plug­ins oder ande­re Wege auf­lös­bar, was der Popu­la­ri­tät aber kei­nen Abbruch tut. Wir gehen davon aus, dass es wei­ter einen Aus­tausch zwi­schen ICANN und den neu­en Anbie­tern gibt, auch wenn die Hal­tung gegen­über den neu­en Anbie­tern bis­her sehr zurück­hal­tend war und ICANN warn­te: „nicht DNS-kom­pa­ti­blen Domains Hand­shake-Domains könn­ten die Nut­zer in die Irre führen“.

5. Prognose: Konsolidierung in der Branche wird weitergehen

Wir gehen davon aus, dass es zu wei­te­ren Kon­so­li­die­run­gen unter Regis­tries und Regis­tra­ren und damit Ver­schie­bun­gen der Markt­macht kom­men wird. Aber nicht nur eine hori­zon­ta­le, son­dern auch ver­ti­ka­le Kon­so­li­die­rung ent­lang der gesam­ten Wert­schöp­fungs­ket­te ist zu erwar­ten. Span­nend wird sicher­lich auch der bevor­ste­hen­de Bör­sen­gang von IONOS.

6. Prognose: Prozess für neue Bewerbungsrunde macht Fortschritte

Der Abschluß der im Jahr 2021 begon­ne­nen ODA-Pha­se ende­te mit einer Über­ra­schung für alle betei­lig­ten: Statt der erhoff­ten Beschleu­ni­gung von Pro­zes­sen und Ver­schlan­kung lie­gen nun zwei Alter­na­ti­ven auf dem Tisch. Im bes­ten Fall könn­te dem­nach die nächs­te Bewer­bungs­run­de in ca. 18 Mona­ten begin­nen, im schlech­te­ren Fall erst in fünf Jah­ren. Aus Sicht des ICANN-Boards sind die offe­nen The­men wei­ter­hin die Public Inte­rest Com­mit­ments (PICs), Clo­sed Gene­rics und Com­mu­ni­ty-Bewer­bun­gen. Wir wer­den also in jedem Fall Fort­schrit­te sehen, frag­lich bleibt, in wel­chem Umfang. Die aktu­el­le ICANN-CEO Sal­ly Cos­ter­ton signa­li­sier­te immer­hin Ver­ständ­nis für die Frus­tra­ti­on der Community.

7. Geopolitik & Internetregulierung

Bedenk­lich waren die zuneh­men­den For­de­run­gen, Län­der oder Top-Level-Domains vom Inter­net abzu­schnei­den. Die Gefahr, dass sich ein­zel­ne Gemein­schaf­ten aus dem glo­ba­len Inter­net abkop­peln, sehe wir daher als rea­les Sze­na­rio. Auf Orga­ni­sa­ti­ons­ebe­ne wie ICANN oder ISOC soll­te daher jede Anstren­gung unter­nom­men wer­den, jede Ent­wick­lung hin zu einem Splin­ter­net ver­hin­dert zu werden.

Die zuneh­men­de Regu­lie­rungs­fre­quenz auf EU-Ebe­ne wie NIS2, DAS, DMA und KI, die in guter Absicht initi­iert wur­den, wer­den nicht unbe­dingt zu bes­se­ren Kun­de­n­er­fah­run­gen füh­ren, son­dern unse­rer Bran­che einen wei­te­ren Regu­lie­rungs­rah­men auf­er­le­gen. Hier ist die gesam­te Bran­che gefor­dert, „gut gemeint“ durch „gut gemacht“ anhand kon­kre­ter Dia­lo­ge und Aus­tausch­for­ma­te zu fördern.

8. Nachhaltigkeit @ DNS-Industrie

Nach­hal­tig­keit geht uns alle an, ins­be­son­de­re in einer Indus­trie, die zu einem erheb­li­chen Maße zu dem glo­ba­len CO2-Aus­stoß bei­trägt. Ers­te Schrit­te sind immer­hin gemach, durch indi­vi­du­el­le Initia­ti­ven von Regis­tries wie .ber­lin, .ham­burg und .eco. Auch Bran­chen­in­itia­ti­ven wie die des eco zu nach­hal­ti­gen digi­ta­len Pro­duk­ten und Dienst­leis­tun­gen hilft, Auf­merk­sam­keit für das The­ma zu gewin­nen. Als einer der Vor­rei­ter in Sache nach­hal­ti­gen Wirt­schaf­tens in der DNS-Indus­trie freu­en wir uns, unser Wis­sen mit ande­ren Markt­teil­neh­mern zu tei­len, und so zu einer nach­hal­ti­ge­ren Zukunft unse­rer Indus­trie beizutragen.

Bericht von ICANN75 in Kuala Lumpur

ICANN75-Logo

Das ICANN-Mee­ting in malay­si­schen Kua­la Lum­pur fand vom 17.–22. September2022 erneut als hybri­des Mee­ting statt. Im Fokus der Debat­ten der Teil­neh­men­den bei ICANN75 stan­den die Dau­er­bren­ner-The­men Abu­se, WHOIS und die Ein­füh­rung neu­er Top-Level-Domains. Wir haben sowohl hybrid als auch per­sön­lich teil­ge­nom­men und die Inter­es­sen unse­rer Kun­den vertreten.

Umgang mit Domain-Missbrauch

Die Top-Level-Domain-Betrei­ber haben ein pro­duk­ti­ves Team gegrün­det, wel­ches sich inten­siv mit dem Umgang mit Domain-Miss­brauch beschäf­tigt. Kon­kret wur­de dar­über gespro­chen, wie die Akti­vi­tä­ten der Top-Level-Domain-Betrei­ber bes­ser inner­halb der ICANN-Com­mu­ni­ty kom­mu­ni­ziert wer­den kön­nen. Außer­dem wur­de dis­ku­tiert, ob Regis­tries pro-aktiv eine Ver­trags­an­pas­sung mit ICANN initi­ie­ren, um die bestehen­den Ver­pflich­tun­gen kla­rer im Ver­trag zu formulieren.

Registries bei ICANN75
Die Top-Level-Domain-Betrei­ber, ICANN75 (Dot­zon-Part­ner Dirk Kri­schenow­ski in der let­zen Rei­he, mittig)

In den Ses­si­ons stell­te sich her­aus, dass das Grund­pro­blem wei­ter­hin die unter­schied­li­che For­mu­lie­rung von Abu­se in den Ver­trä­gen der Top-Level-Domain-Betrei­ber und Pro­vi­der ist. Bei den Ver­trä­gen der Regis­tries gibt es recht kon­kre­te For­mu­lie­run­gen, in den Ver­trä­gen mit den Regis­tra­ren hin­ge­gen nur vage Anti-Abu­se-Ver­pflich­tun­gen. Daher ist ICANN-Com­pli­ance die Hän­de gebun­den, ein kon­kre­tes Vor­ge­hen bei Abu­se von Regis­tra­ren einzufordern.

Entwicklung des “WHOIS Disclosure System”

Die Debat­te um die Neu­ge­stal­tung der kon­kre­ten Poli­ci­es zur Nut­zung der WHOIS-Daten ver­lief in den ver­gan­ge­nen Jah­ren durch­aus kon­tro­vers. Par­al­lel dazu wird bereits an der Defi­ni­ti­on eines ent­spre­chen­den Sys­tems gear­bei­tet. Es soll laut ICANN ähn­lich wer­den wie das CZDS-Sys­tem, d.h. es erfolgt kei­ne Prü­fung der Echt­heit oder Legi­mi­ta­ti­on von Anfra­gen­den. Es soll auf dem “Pri­va­cy by Design”-Konzept basie­ren. Alle Anfra­gen wer­den gespei­chert und sol­len durch­such­bar sein, die Kos­ten sol­len die Anfra­gen­den tra­gen. Es soll in die bestehen­de IT-Sys­tem­land­schaft von ICANN ein­ge­bet­tet sein, d.h. wir kön­nen uns mit dem ICANN-Account ein­log­gen. Die Ent­wick­lung soll 9 Mona­te dau­ern und etwa Mit­te 2023 starten.

Einführung neuer Top-Level-Domains

Eini­ge Regie­rungs­ver­tre­ter äußer­ten wei­ter­hin Beden­ken an aus ihrer Sicht unge­klär­ten Punk­ten vor der Ein­füh­rung neu­er Top-Level-Domains. Dazu gehö­ren der SPIRT-Pro­zess, Umgang mit Domain-Miss­brauch, Umset­zung der PICs, gene­ri­sche TLDs, Bewer­ber­sup­port, Namens­kol­li­sio­nen, GAC-Emp­feh­lun­gen, Sup­port für den glo­ba­len Süden und Auk­tio­nen. Den­noch macht ICANN org Fort­schrit­te im Pro­zess. Im Dezem­ber 2022 soll das Ergeb­nis zum Ope­ra­tio­nal Design Assess­ment (ODA) ver­öf­fent­licht wer­den. In der Fol­ge wird das ICANN-Direk­to­ri­um dar­über abstim­men, und die Umset­zung kann begin­nen in Form des Bewer­ber­hand­buchs und Pro­gram­mie­rung der Systeme.

Wol­len Sie ger­ne auf dem Lau­fen­den blei­ben, was bei ICANN pas­siert, aber haben kei­ne Zeit, an Mee­tings und Kon­fe­ren­zen wie ICANN75 teil­zu­neh­men, sich in Arbeits­grup­pen zu enga­gie­ren und den Mai­ling­lis­ten zu fol­gen? Unse­re indi­vi­du­ell auf Sie ange­pass­ten monat­li­chen News­let­ter hal­ten Sie auf dem Lau­fen­den. Mehr Infor­ma­tio­nen geben wir Ihnen ger­ne im per­sön­li­chen Gespräch.