Zum Hauptinhalt springen

ICANN82 Community Forum in Seattle

ICANN82 Community Forum

Das ICANN82 Com­mu­ni­ty Forum fand vom 8. bis 13. März 2025 in Seat­tle an der ame­ri­ka­ni­schen West­küs­te statt. Die­ses hybri­de Tref­fen ermög­lich­te Com­mu­ni­ty-Mit­glie­dern sowohl eine per­sön­li­che als auch vir­tu­el­le Teil­nah­me. ​Wir haben vor Ort an der Kon­fe­renz und in den Arbeits­grup­pen­sit­zun­gen teil­ge­nom­men. Wie gewohnt folgt hier eine klei­ne Zusam­men­fas­sung der wich­tigs­ten Punkte.

Neuer ICANN-CEO

Die Kon­fe­renz begann mit einer Rede des neu­en ICANN-CEOs, der die stra­te­gi­sche Aus­rich­tung der Orga­ni­sa­ti­on für die kom­men­den Jah­re dar­leg­te. Für CEO Kurt Erik „Kur­tis” Lind­q­vist zwei Punk­te obers­te Prio­ri­tät: Die Fort­set­zung des bewähr­ten Inter­net Gover­nan­ce Modells und die Sicher­stel­lung der Sta­bi­li­tät und Sicher­heit des Domain Name Sys­tems (DNS).

Programm für neue generische Top-Level-Domains (gTLDs)

Nach über 14 Jah­ren wird es lang­sam kon­kre­ter. Die Com­mu­ni­ty erar­bei­tet der­zeit die Rah­men­be­din­gun­gen, unter denen ab 2026 Bewer­bun­gen um Top-Level-Domains ein­ge­reicht wer­den kön­nen. Auf dem ICANN82 Com­mu­ni­ty Forum wur­den zahl­rei­che Fort­schrit­te im gTLD-Pro­gramm erzielt:

  • Aktua­li­sie­run­gen des Bewer­ber­hand­buchs (Appli­cant Gui­de­book, AGB): Gro­ße Tei­le des AGB, das die Richt­li­ni­en für die Bewer­bung um neue gTLDs fest­legt, wur­de zur öffent­li­chen Kom­men­tie­rung frei­ge­ge­ben. Ziel ist es, das voll­stän­di­ge Doku­ment dem ICANN-Board zur Geneh­mi­gung Ende 2025 vorzulegen.
  • Fokus auf Regis­try-Ser­vice-Pro­vi­der Anträ­ge (RSP): Der­zeit liegt der Schwer­punkt auf dem Bewer­bungs­pro­zess für Regis­try Ser­vice Pro­vi­der (RSP). ICANN org gab Updates zu den bis­her ein­ge­gan­ge­nen Anträ­gen und deren Status.
  • Pro­gramm zur Unter­stüt­zung von Bewer­bern (Appli­cant Sup­port Pro­gram, ASP): Die­ses Pro­gramm zielt dar­auf ab, Bewer­bun­gen von Orga­ni­sa­tio­nen mit begrenz­ten Res­sour­cen zu erleich­tern. Es bleibt bis zum 19. Novem­ber 2025 geöff­net und ermu­tigt Bewer­bun­gen aus ver­schie­de­nen Regionen.
  • Sit­zun­gen und Work­shops wäh­rend ICANN82: Das ICANN82 Com­mu­ni­ty Forum bot meh­re­re Sit­zun­gen, die sich mit der Ent­wick­lung des Bewer­ber­hand­buchs, den Anfor­de­run­gen an RSPs und dem Bewer­bungs­pro­zess befass­ten. Bei­spiels­wei­se wur­de in der Arbeits­grup­pe „Sub­se­quent Pro­ce­du­res Imple­men­ta­ti­on Review Team” (Sub­pro IRT) inten­siv über For­mu­lie­run­gen des AGB diskutiert.

Registrierungsdaten und Datenschutzrichtlinien

Die Dis­kus­sio­nen auf dem ICANN82 Com­mu­ni­ty Forum kon­zen­trier­ten sich auf die Balan­ce zwi­schen der Bereit­stel­lung von Regis­trie­rungs­da­ten und der Ein­hal­tung glo­ba­ler Daten­schutz­be­stim­mun­gen wie der DSGVO. Es wur­den Her­aus­for­de­run­gen und Lösun­gen im Umgang mit WHOIS-Daten erörtert.

Maßnahmen zur Bekämpfung von DNS-Missbrauch

Die anwe­sen­den Teil­neh­mer tausch­ten bewähr­te Prak­ti­ken zur Bekämp­fung von Phis­hing, Mal­wa­re und ande­ren For­men des DNS-Miss­brauchs aus. Beson­de­re Auf­merk­sam­keit galt den Fort­schrit­ten, die durch Selbst­re­gu­lie­rung inner­halb der Domain-Indus­trie erzielt wur­den. ICANN stell­te sei­ne eige­nen Akti­vi­tä­ten wie Domain-Metri­ca und das Infer­mal-Pro­jekt vor.

Zukunft der Internet Governance

Im Rah­men des ICANN82 Com­mu­ni­ty Forums wur­den die Rol­le von ICANN und ande­ren Orga­ni­sa­tio­nen in der zukünf­ti­gen Gestal­tung der glo­ba­len Inter­net Gover­nan­ce dis­ku­tiert. Es wur­den Fra­gen zur Ver­ant­wort­lich­keit, Trans­pa­renz und Inklu­si­vi­tät erör­tert, um sicher­zu­stel­len, dass das Inter­net als glo­ba­les öffent­li­ches Gut erhal­ten bleibt.

Das nächs­te ICANN-Mee­ting fin­det vom 9.–12. Juni 2025 in Prag statt, wei­te­re Infor­ma­tio­nen fin­den sich auf https://meetings.icann.org/en/meetings/icann83/.

Wie kann ich eine Top-Level-Domain beantragen?

Top-Level-Domain beantragen

Die US-ame­ri­ka­ni­sche Domain-Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­on ICANN tag­te vom 8.–13. März in Seat­tle, um über neue Top-Level-Domains (TLDs) zu bera­ten. Seit der ver­gan­ge­nen Bewer­bungs­run­de um Top-Level-Domains im Jahr 2012 steht nun eine neue Bewer­bungs­mög­lich­keit bevor. Wir beant­wor­ten die wich­tigs­ten Fra­gen, wie Sie eine Top-Level-Domain bean­tra­gen. Wir geben einen Über­blick zum aktu­el­len Stand des Bewer­bungs­ver­fah­rens für neue Top-Level-Domains. Und wir erläu­tern, war­um sich eine Bewer­bung für Sie lohnt. Sie erhal­ten eine Über­sicht zu den Anfor­de­run­gen als Bewer­ber und Betrei­ber einer TLD, sowie den anfal­len­den Kos­ten. Wir erklä­ren die unter­schied­li­chen gTLD-Kate­go­rien – Top-Level-Domains für Mar­ken, auch als dot­Brand bezeich­net und geoTLD – eine TLD für Städ­te und Regio­nen. Außer­dem erläu­tern wir, wer sich für eine gene­ri­sche Top-Level-Domain inter­es­sie­ren sollte.

Wie kann ich eine Top-Level-Domain (gTLD) beantragen?

Die ICANN öff­net in unre­gel­mä­ßi­gen Abstän­den Bewer­bungs­fens­ter für neue gTLDs. Nach dem letz­ten Bewer­bungs­ver­fah­ren im Jahr 2012 öff­net das nächs­te Fens­ter im April 2026. Bewer­ber müs­sen umfang­rei­che Unter­la­gen ein­rei­chen und eine Bewer­bungs­ge­bühr zah­len, die vor­aus­sicht­lich bei 227.000 USD liegt.

Eine Arbeits­grup­pe bei ICANN erar­bei­tet der­zeit die Rah­men­be­din­gun­gen, unter denen Inter­es­sier­te eine gTLD bean­tra­gen kön­nen. Als Mit­glied der Arbeits­grup­pe gestal­ten wir das Bewer­ber­hand­buch mit, das die Grund­la­ge für die Bewer­bung bei ICANN bildet.

Welche Varianten von TLDs gibt es?

  • brandTLD: Für Unter­neh­men, die ihre Mar­ke exklu­siv nut­zen wollen.
  • geoTLD: Für Städ­te und Regio­nen, die ihre loka­le Iden­ti­tät stär­ken möchten.
  • Gene­ri­sche TLD (gTLD): Für Unter­neh­men und Orga­ni­sa­tio­nen mit viel­fäl­ti­gen Nutzungsmöglichkeiten.
  • ccTLDs: Län­der nut­zen eine 2‑Zei­chen-Endung. Jedem Land ist eine 2‑Buch­sta­ben-Kom­bi­na­ti­on auf der ISO3166-Lis­te zugewiesen.

Mög­lich sind Bewer­bun­gen um Top-Level-Domains von Unter­neh­men für eine so genann­te dot­Brand, von Städ­ten und Regio­nen für eine geoTLD und von Orga­ni­sa­tio­nen und Unter­neh­men für eine gTLD. Die­se neu­en Top-Level-Domains ergän­zen dann die Län­de­ren­dun­gen, die so genann­ten ccTLDs, sowie gene­ri­sche Top-Level-Domains wie .com, .net und .org.

Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, um eine TLD zu beantragen?

Bewer­ber müs­sen finan­zi­el­le Mit­tel, Per­so­nal und exter­ne Dienst­leis­ter bereit­stel­len. Zudem ist ein stra­te­gi­scher Busi­ness-Plan erfor­der­lich, eben­so wie Regeln für die Ver­ga­be von Domains. Wenn Unter­neh­men ihre Mar­ke als soge­nann­te dot­Brand nur für sich betrei­ben, gel­ten beson­de­re Rechte.

Welche technischen Anforderungen gibt es für eine eigene gTLD?

Bewer­ber müs­sen die kom­ple­xen tech­ni­schen Sys­te­me einer Top-Level-Domain, ver­gleich­bar zu jenen von .com und .de, nicht selbst ent­wi­ckeln. Sie kön­nen für den Betrieb die­ser Sys­te­me einen exter­nen Dienst­leis­ter beauf­tra­gen. Bei der Aus­wahl des pas­sen­den Dienst­leis­ters unter­stüt­zen wir Sie gerne.

Wann beginnt die nächste Bewerbungsrunde für neue gTLDs?

Das nächs­te Bewer­bungs­fens­ter bei ICANN öff­net vor­aus­sicht­lich von April bis August 2026. Vor­be­rei­tun­gen für die Bewer­bung um eine gTLD wie die Aus­wahl eines Regis­try Ser­vice Pro­vi­ders und die Aus­ge­stal­tung der Top-Level-Domain soll­ten bis Ende des Jah­res 2025 abge­schlos­sen sein.

Was kostet eine eigene Top-Level-Domain (gTLD) bei ICANN?

Neben der Bewer­bungs­ge­bühr von 227.000 USD for­dert ICANN zusätz­li­che Gebüh­ren für spe­zi­el­le Kate­go­rien an Top-Level-Domains, wie eine geoTLD oder dot­Brand. Für den Betrieb fal­len bei ICANN Gebüh­ren in Höhe von 25.800 USD an.

Wie läuft der Bewerbungsprozess ab?

Der Pro­zess umfasst meh­re­re Schrit­te: Zunächst ent­schei­det der Bewer­ber über die stra­te­gi­sche Aus­rich­tung der Top-Level-Domain. Auf der Basis wer­den die Doku­men­te für die Bewer­bung vor­be­rei­tet und ab April 2026 bei ICANN ein­ge­reicht. ICANN prüft dann die ein­ge­gan­ge­nen Unter­la­gen, ehe die Top-Level-Domain zuge­las­sen wird.

Welche Vorteile bietet eine eigene TLD?

  1. Sicher­heit – eine eige­ne Inter­net-Endung bie­tet die kom­plet­te Auto­no­mie über die Infra­struk­tur und redu­ziert die Abhän­gig­keit von Dritten.
  2. Kun­den­bin­dung – eine Top-Level-Domain ermög­licht, die eige­ne Mar­ke im Bewusst­sein der Kund­schaft zu verankern.
  3. Geschäfts­mo­dell – die eige­ne Inter­net-Endung kann Grund­la­ge für ein Geschäfts­mo­dell wie den Ver­kauf bzw. die Ver­mie­tung von Domains sein.
  4. Mar­ken­schutz – eine Inter­net-Endung stärkt die digi­ta­le Iden­ti­tät einer Mar­ke und schützt gegen gleich­na­mi­ge Marken.

Wie wir Sie bei Ihrem gTLD-Antrag unterstützen können

Als akti­ves Mit­glied der rele­van­ten ICANN-Arbeits­grup­pen ken­nen wir die Anfor­de­run­gen an künf­ti­ge gTLD-Bewer­ber aus ers­ter Hand. Unse­re Erfah­run­gen im Betrieb unse­rer eige­nen TLDs sind die Grund­la­ge für eine pra­xis­ori­en­tier­te Zusam­men­ar­beit. Wir beglei­ten Sie von der Idee bis zum erfolg­rei­chen Launch Ihrer gTLD – trans­pa­rent, enga­giert und mit indi­vi­du­el­len Lösun­gen. Sie pro­fi­tie­ren von unse­rer über 20-jäh­ri­gen Erfah­rung in der Zusam­men­ar­beit mit ICANN. Wir haben in dem letz­ten Bewer­bungs­ver­fah­ren mehr als 30 Bewer­bun­gen erstellt und durch das Ver­fah­ren beglei­tet. Wenn Sie sich für eine eige­ne TLD inter­es­sie­ren oder Fra­gen hier­zu haben, kon­tak­tie­ren Sie unse­re Exper­ten unter gTLDs@dotzon.com.

Unsere Prognosen für das Jahr 2025

Unsere Prognosen für das Jahr 2025

Unse­re Pro­gno­sen für das ver­gan­ge­ne Jahr sind weit­ge­hend so ein­ge­tre­ten, wie erwar­tet. Die Bekämp­fung des Miss­brauchs von Domain-Namen stand erneut oben auf der Agen­da vie­ler Markt­teil­neh­mer, eben­so wie die bevor­ste­hen­de Imple­men­tie­rung der NIS2-Richt­li­nie bei Regis­tries und Regis­tra­ren. Inwie­fern sie aller­dings zu dem gewünsch­ten Effekt – einer siche­re­ren Kom­mu­ni­ka­ti­on – bei­tra­gen kann, bleibt abzu­war­ten. Denn wesent­li­che Tei­le des glo­ba­len Inter­nets fal­len nicht unter die NIS2-Rege­lun­gen, wie bei­spiels­wei­se alle sozia­len Plattformen.

Die Arbeits­grup­pe zur Ein­füh­rung neu­er TLDs hat frist­ge­recht ihre Ergeb­nis­se gelie­fert, womit das Bewer­bungs­fens­ter für gTLDs im Jahr 2026 wahr­schein­li­cher wird. 

Ange­sichts der fort­dau­ern­den Kri­sen ist es auch in die­sem Jahr schwie­rig, Pro­gno­sen für das Jahr 2025 zu wagen – wir tun es dennoch:

1. Geopolitik & Internet Governance spielen größere Rolle

Ange­sichts der welt­wei­ten Span­nun­gen bleibt essen­zi­ell, ein Inter­net zu bewah­ren und all die­je­ni­gen, die nicht Teil zu sind, zu inte­grie­ren. Daher soll­te die glo­ba­le Inter­net­com­mu­ni­ty alles dar­an­set­zen, Län­der in jed­we­der Form dabei zu unter­stüt­zen, teil des einen glo­ba­len Inter­nets zu wer­den und zu blei­ben. Sowohl indi­rekt durch Orga­ni­sa­tio­nen wie ICANN, IGF und ISOC, oder direkt auf der poli­ti­schen Ebe­ne. Denn min­des­tens eben­so wich­tig wie das Enga­ge­ment der tech­ni­schen Com­mu­ni­ty ist ein kla­res poli­ti­sches Signal zur Zusam­men­ar­beit und Unterstützung.

Eine ers­te gute Gele­gen­heit, Akti­vi­tä­ten zu dis­ku­tie­ren, zu beschlie­ßen und die­se mit glo­ba­ler Signal­wir­kung zu kom­mu­ni­zie­ren, wird das dies­jäh­ri­ge Inter­net Gover­nan­ce Forum (IGF) im Juni in Oslo bie­ten. Auch der WSIS+20-Reviewprozess im Juli in Genf wird hier­für eine gute Gele­gen­heit bie­ten. Denn in die­sem Jahr sind 20 Jah­re seit den Anfän­gen des Welt­gip­fels über die Infor­ma­ti­ons­ge­sell­schaft (WSIS) ver­gan­gen, und Anlass, die all­ge­mei­ne Umset­zung der Ergeb­nis­se des WSIS zu überprüfen.

2. Drohende Machtkonzentration durch Regulierung

In den ver­gan­ge­nen Jah­ren haben wir eine zuneh­men­de Regu­lie­rungs­fre­quenz auf EU-Ebe­ne durch bei­spiels­wei­se NIS‑2, DSA, DMA und AI-ACT erlebt. Sie sol­len Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher vor den Gefah­ren im Inter­net schüt­zen. Lei­der füh­ren Regu­lie­run­gen nicht unbe­dingt zu den gewünsch­ten Ver­bes­se­run­gen aus Sicht der Nutzer:innen, son­dern legen vor­wie­gend der DNS-Indus­trie wei­te­re Regeln auf. Hier ist die gesam­te Bran­che zusam­men mit der Poli­tik gefor­dert, im Dia­log und Aus­tausch­for­ma­ten gewünsch­te Zie­le sinn­voll umzu­set­zen. Denn ansons­ten droht, dass Regu­lie­run­gen nega­ti­ve Effek­te auf die Anbie­ter­viel­falt haben und zu einer wei­te­ren Kon­zen­tra­ti­on, vor­wie­gend US-ame­ri­ka­ni­scher Platt­for­men und Unter­neh­men, füh­ren wird.

3. Blockchain- & ICANN-TLDs wachsen zusammen

Das The­ma bleibt wei­ter­hin auf der Agen­da der DNS-Indus­trie, denn ers­te Erfol­ge zei­gen, wie bei­de Wel­ten mit­ein­an­der ver­schmel­zen kön­nen. Ers­te TLD-Betrei­ber beschäf­ti­gen sich mit der Fra­ge, ob sie ihre e TLD auch auf Basis der Block­chain-Tech­no­lo­gie anbie­ten. Zudem brin­gen sich die Block­chain-Anbie­ter in Stel­lung, um im kom­men­den Jahr 2026 sich für eine Web2-TLD zu bewerben.

4. gTLD-Bewerbungsrunde wird konkret

Mit dem Start des Appli­cant Sup­port-Pro­gramms und der frei­wil­li­gen Vor­ab­zer­ti­fi­zie­rung als Regis­try Backend Pro­vi­der sind ers­te wich­ti­ge Schrit­te initi­iert, um Bewer­bun­gen für neue TLDs ent­ge­gen­zu­neh­men. Wir erwar­ten, dass das Sub­Pro-Imple­men­ta­ti­on Review Team (Sub­Pro IRT), in dem wir aktiv mit­ge­ar­bei­tet haben, frist­ge­recht sei­ne Arbeit im ers­ten Halb­jahr 2025 abschließt. Das neue Bewer­ber­hand­buch als Ergeb­nis die­ses Pro­zes­ses regelt die Rah­men­be­din­gun­gen, unter denen ab vor­aus­sicht­lich April 2026 Bewer­bun­gen um eine gTLD bei ICANN ein­ge­reicht wer­den können.

5. Bekämpfung von DNS-Missbrauch bleibt wichtige Aufgabe

Der Miss­brauch von Domains für kri­mi­nel­le Akti­vi­tä­ten ist wei­ter­hin ein wich­ti­ges The­ma unse­rer Indus­trie, auch wenn es nur sehr weni­ge Akteu­re in rele­van­tem Maß­stab betrifft. Vie­le Stake­hol­der neh­men ihre Ver­ant­wor­tung war, und set­zen umfas­sen­de Maß­nah­men gegen Miss­brauch um. Dazu tra­gen auch die frei­wil­li­gen Ver­pflich­tun­gen der Regis­tries und Regis­tra­re in den Ver­trä­gen mit ICANN bei, die indi­vi­du­ell durch wei­ter­ge­hen­de Selbst­ver­pflich­tun­gen ergänzt werden.

6. Nachhaltigkeit in der DNS-Industrie – auf dem Weg zur Selbstverpflichtung?

Wir sind als Indus­trie Ant­wor­ten auf die Fra­ge schul­dig, wie wir zu einer nach­hal­ti­ge­ren Zukunft unse­rer Indus­trie bei­tra­gen kön­nen. Denn dass die DNS-Indus­trie, und im wei­te­ren Sin­ne die Inter­net­wirt­schaft in erheb­li­chem Maße zu dem glo­ba­len CO2-Aus­stoß bei­trägt, ist unbe­strit­ten. Wir haben bei ICANN, und auch in der DNS-Indus­trie als sol­ches, ers­te Schrit­te Rich­tung Capa­ci­ty Buil­ding zum The­ma Nach­hal­tig­keit gestal­tet. Wenn­gleich die Fort­schrit­te klein sind, wer­den wir wei­ter mit gutem Bei­spiel vor­an­ge­hen, und auch in die­sem Jahr den Pro­zess aktiv gestal­ten, u.a. durch Work­shops und Know-how-Trans­fer. Ziel ist es aus unse­rer Sicht, mit wirk­sa­men Maß­nah­men einen Bei­trag zu leis­ten, dazu kann auch bei­spiels­wei­se eine Selbst­ver­pflich­tung der DNS-Indus­trie gehören.

ICANN80 in Kigali

ICANN80 in Kogali

Vom 9.-13 Juni 2024 fand das 80. ICANN-Mee­ting in Kiga­li, Ruan­da, statt – wie­der­um in einem Hybrid-For­mat. Wir haben remo­te teil­ge­nom­men und betei­lig­ten uns an den rele­van­ten Sessions.

Richtlinie für Registrierungsdaten (EPDP Phase 1)

Die Richt­li­nie für Regis­trie­rungs­da­ten ist das Ergeb­nis umfas­sen­der Bemü­hun­gen der ICANN-Com­mu­ni­ty, Anfor­de­run­gen an Regis­trie­rungs­da­ten zu ent­wi­ckeln, die im Ein­klang mit gel­ten­dem Recht umge­setzt wer­den kön­nen. Wie die “Vor­läu­fi­ge Spe­zi­fi­ka­ti­on” ermög­licht die Richt­li­nie nun Regis­tra­ren und Regis­tries, Regis­trie­rungs­da­ten auf ein­heit­li­che Wei­se zu erfas­sen und bereit­zu­stel­len und gleich­zei­tig die Daten­schutz­be­stim­mun­gen ein­zu­hal­ten. Die Richt­li­nie für Regis­trie­rungs­da­ten setzt ins­ge­samt 34 Emp­feh­lun­gen aus drei Reso­lu­tio­nen des ICANN-Vor­stands um und umfasst Aktua­li­sie­run­gen von 20 betrof­fe­nen Richt­li­ni­en und Ver­fah­ren sowie des Pro­to­kolls für den Zugriff auf Regis­trie­rungs­da­ten. Am 21. Febru­ar 2024 wur­de die Richt­li­nie für Regis­trie­rungs­da­ten mit einem Datum des Inkraft­tre­tens am 21. August 2025 veröffentlicht.

In Kiga­li dis­ku­tier­ten wir über die Vor­be­rei­tun­gen für die am 21. August 2024 begin­nen­de Über­gangs­pha­se, wie in Abschnitt 4 der Richt­li­nie defi­niert. Vie­le Inter­es­sen­grup­pen wer­den an der Aus­ar­bei­tung und Erpro­bung der Ände­run­gen betei­ligt sein, die zur Unter­stüt­zung des Über­gangs von der Inte­rims­richt­li­nie zur neu­en Regis­trie­rungs­da­ten­richt­li­nie erfor­der­lich sind. Wäh­rend ICANN80 haben wir eva­lu­iert, wie wir bei den Vor­be­rei­tun­gen für die Über­gangs­pha­se zusam­men­ar­bei­ten kön­nen. Dies beinhal­tet den Auf­bau, die Aktua­li­sie­rung und das Tes­ten von Sys­te­men und Pro­zes­sen für die Erfas­sung, Über­tra­gung und Offen­le­gung von Regis­trie­rungs­da­ten, die der neu­en Richt­li­nie entsprechen.

Programm für neue gTLDs

Das “New gTLD-Pro­gram” wird Unter­neh­men, Gebiets­kör­per­schaf­ten und Orga­ni­sa­tio­nen die Mög­lich­keit geben, sich für neue gTLDs zu bewer­ben, die auf ihre Gemein­de, Kul­tur, Spra­che, ihr Geschäft und ihre Kun­den zuge­schnit­ten sind.

Die Arbeits­grup­pe kam wäh­rend des ICANN-Mee­tings drei­mal zusam­men, um Tex­te für den Ent­wurf des Bewer­ber­hand­buchs (Appli­cant Gui­de­book, AGB) für die nächs­te Run­de fort­zu­set­zen. Die­se Arbeit wird in Abstim­mung mit dem ICANN-Team durch­ge­führt, um sicher­zu­stel­len, dass die AGB-Spra­che den Wort­laut und die Absicht des Abschluss­be­richts der Arbeits­grup­pe wie­der­gibt. Ziel ist es, bis Mai 2025 einen voll­stän­di­gen Ent­wurf des Bewer­ber­hand­buchs fer­tig­zu­stel­len, wobei die Geneh­mi­gung durch den Vor­stand und die Ver­öf­fent­li­chung der end­gül­ti­gen AGB bis spä­tes­tens Dezem­ber 2025 vor­ge­se­hen ist (sie­he auch den Umset­zungs­plan). Die recht­zei­ti­ge Ver­öf­fent­li­chung des Bewer­ber­hand­buchs ist eine wich­ti­ge Vor­aus­set­zung dafür, dass die ICANN das Bewer­bungs­fens­ter für die nächs­te Run­de im April 2026 öff­nen kann. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum Antrags­pro­zess für eine gTLD fin­den Sie hier.

Weitere Policy-Prozesse

Zu zahl­rei­chen wei­te­ren Poli­cy-Pro­zes­sen haben sich die ent­spre­chen­den Arbeits­grup­pen bei ICANN80 getrof­fen, u.a. zum Trans­fer PDP, IDN EPDP und PPSAI IRT.

Das nächs­te ICANN-Mee­ting (ICANN81) fin­det vom 9. bis 14. Novem­ber 2024 in Istan­bul statt.

Der Global Domain Report 2024

Global Domain Report 2024

Gera­de ist er zum fünf­ten Mal her­aus­ge­kom­men – der jähr­li­che Glo­bal Domain Report von Inter­NetX und Sedo. Er gibt einen Über­blick über die sich ver­än­dern­de Land­schaft der Domain-Bran­che, den Ver­kauf von Domains und aktu­el­le Trends. Zusam­men mit ande­ren Exper­ten waren wir ein­ge­la­den, unse­re Per­spek­ti­ve und Aus­blick auf das Jahr 2024 zu tei­len. In die­sem Jahr beleuch­tet er neben einem Rück­blick auf 2023 mit vie­len span­nen­den Erkennt­nis­sen und einem Aus­blick auf 2024 die Aus­wir­kun­gen von KI auf Domains. Ergänzt wird der Report durch span­nen­de Zah­len von einer Inter­NetX- und Sedo-Kun­den­um­fra­ge rund um die Nut­zung und den Han­del von Domains.

Highlights der Experten

Der Domain-Markt hat sich in den letz­ten Jah­ren trotz der welt­wei­ten wirt­schaft­li­chen Vola­ti­li­tät der Welt­wirt­schaft bemer­kens­wert ent­wi­ckelt. Der Anstieg der Neu­re­gis­trie­run­gen war im Jahr 2023 laut Veri­sign zwar etwas abge­schwächt, er lag aber wei­ter­hin bei 2,5 % im Jah­res­ver­gleich. Dazu zäh­len Zuwäch­se über alle TLDs hin­weg, bemer­kens­wert ist u.a. das gestie­ge­ne Inter­es­se an .ai-Domains. Die­se erziel­ten einen über­durch­schnitt­li­chen Zuwachs von mehr als 160% gegen­über dem Jahr 2022, basie­rend auf den Ana­ly­sen von DataProvider.

Zu den Auf­stei­gern des Jah­res gehört inter­es­san­ter­wei­se die geo­gra­fi­sche Endung .lat, die von dem Stolz der Latein­ame­ri­ka­ner pro­fi­tiert, sich mit ihrer Hei­mat auch digi­tal zu iden­ti­fi­zie­ren. Weni­ger über­ra­schend ist die posi­ti­ve Ent­wick­lung von .med, die ihre Ursa­che sicher­lich in der welt­wei­ten Ver­brei­tung von digi­ta­len Platt­for­men hat.

Inter­es­sant ist die Daten­aus­wer­tung der Inter­NetX-und Sedo-MLX-Tools, dass mit .bay­ern und .ber­lin zwei geo­gra­fi­sche Endun­gen ein gro­ßes Inter­es­se an höher­prei­si­gen Domains haben – sie zäh­len zu den welt­weit Top 15 Endun­gen mit Anfra­gen und Verkäufen.

Gemäß unse­rer Erwar­tung wer­den die bevor­ste­hen­den NIS2- und wei­te­re Regu­lie­run­gen einen rele­van­ten Ein­fluss auf unse­re Bran­che haben: „Forth­co­ming regu­la­ti­ons and their poten­ti­al impli­ca­ti­ons on the indus­try con­cern us.“

Spannende Zahlen und Erkenntnisse zum Domain-Markt

Zu den neu­en Top-Level-Domains in 2023 gehö­ren u.a. .dad, .prof und .wat­ches. In die­sem Jahr kön­nen wir uns auf den Start der lan­ge erwar­te­ten Endung .music freuen.

„com is king“ – die­se Aus­sa­ge gilt auch für das Jahr 2023, denn mit 159,6 Mil­lio­nen regis­trier­ten Domains ist .com nach wie vor die größ­te Endung welt­weit. Damit stellt sie wei­ter­hin mehr als die Hälf­te aller regis­trier­ten 359,8 Mil­lio­nen Domains.

Ihr fol­gen auf den nächs­te Plät­zen drei Län­de­ren­dun­gen – die kos­ten­freie .tk-Endung, die chi­ne­si­sche Endung .ch und die deut­sche Endung .de. Mit mehr als 50% Markt­an­teil neh­men die euro­päi­schen ccTLDs den gro­ßen Anteil aller Län­der-Domains ein.

Die neu­en gTLDs bie­ten nicht nur für jede Nische einen per­fekt zuge­schnit­te­nen Namen, son­dern auch vie­le ein­zig­ar­ti­ge und krea­ti­ve Domains. Dar­aus resul­tiert eine robus­te Wachs­tums­ra­te von 14,7% im Jah­res­ver­gleich. Die neue gTLD-Run­de ver­spricht wei­te­res unge­nutz­tes Poten­zi­al und Wachs­tum für den Domain­markt in den kom­men­den Jah­ren. Die größ­ten drei Endun­gen sind .xyz, .online und .top. Beson­ders .dev und .app sind popu­lä­re Endun­gen in der IT-Industrie.

Die geoTLDs bil­den eine inter­es­san­te Nische inner­halb der neu­en gTLDs. Sie erfreu­en sich gro­ßer Beliebt­heit, ins­be­son­de­re in Euro­pa und Asi­en. Die­se Posi­ti­on ver­dan­ken sie u.a. .asia und .cat, eben­so wie den Stadt­en­dun­gen .ams­ter­dam und .ber­lin.

Künstliche Intelligenz in der Domain-Industrie

Auch wenn die KI-Tech­no­lo­gie noch in den Kin­der­schu­hen steckt, sind dank ihr zahl­rei­che Unter­neh­men ent­stan­den, ein Trend, der sich auch in 2024 fort­set­zen wird. In der Domain-Bran­che haben die meis­ten Anbie­ter KI-gestütz­te Web­site-Bau­käs­ten und Domain-Such­funk­tio­nen ein­ge­führt, die die Gestal­tung einer Web­site deut­lich beschleu­ni­gen und ver­ein­fa­chen. Pro­gnos­ti­zier­te 305 Mil­li­ar­den USD Umsatz aus KI-Tech­no­lo­gien unter­mau­ern die­se Entwicklungen.

Ausblick auf die Domain-Branche 2024

Die Erkennt­nis­se aus dem Glo­bal Domain Report 2024 machen deut­lich, dass die Zukunft der Domain-Bran­che span­nen­des Poten­zi­al und Chan­cen für Inno­va­tio­nen und Fort­schritt bie­tet. Der tech­no­lo­gi­sche Fort­schritt, ins­be­son­de­re die Inte­gra­ti­on von Künst­li­cher Intel­li­genz (KI) in Domain-Ser­vices, wird vor­aus­sicht­lich eine revo­lu­tio­nä­re Kraft in der Bran­che sein und Lösun­gen lie­fern, die die Domain­re­gis­trie­rung, ‑ver­wal­tung und ‑inves­ti­ti­on erheb­lich vereinfachen.

Aus unse­rer Sicht stel­len sich drei zen­tra­le Fra­gen für das Jahr 2024:

  • Die Ent­wick­lung der Bran­che hängt von der Per­fek­tio­nie­rung eines ein­fa­chen und naht­lo­sen Pro­dukt­er­leb­nis­ses ab. Die Kund­schaft erwar­tet, dass Domain-Regis­trie­run­gen und das Auf­set­zen einer Web­site so ein­fach wie eine Bestel­lung bei Ama­zon funktioniert.
  • Der Erfolg unse­rer Bran­che hängt davon ab, ob wir die Bedürf­nis­se unse­rer Kund­schaft, ein­schließ­lich ihrer Erwar­tun­gen an eine nach­hal­ti­ge Bran­che, erwar­tungs­ge­mäß erfül­len können.
  • Dazu gehört auch, dass wir ein­fa­che und nach­voll­zieh­ba­re Rah­men­be­din­gun­gen schaf­fen. Har­mo­ni­sier­te Regis­trie­rungs­be­din­gun­gen über alle Top-Level-Domains hin­weg wäre ein ers­ter Schritt.

Die­se Ent­wick­lun­gen sind aus unse­rer Sicht ent­schei­dend für den wei­te­ren Erfolg der Domain-Bran­che. Wie immer, bie­tet der Glo­bal Domain Report eine Fül­le span­nen­der Zah­len, und Pro­gno­sen für das Jahr 2024. Er steht hier zum kos­ten­frei­en Down­load bereit: https://hub.internetx.com/en/global-domain-report-2024

ICANN79 in San Juan

ICANN79 in San Juan

Das 79. Mee­ting der Inter­net-Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­on ICANN fand vom 2. bis zum 7. März 2024 in San Juan, der Haupt­stadt von Puer­to Rico, statt. Dort tra­fen sich nach 2007 und 2018 zum drit­ten Mal Teil­neh­men­de aus Wirt­schaft, Regie­rung, Kon­su­men­ten und wei­te­ren Inter­es­sen­grup­pen der Inter­net-Com­mu­ni­ty. Sie tausch­ten sich in fast 200, zumeist öffent­lich zugäng­li­chen Sit­zun­gen, über die Wei­ter­ent­wick­lung des Inter­net aus. Wir haben die wesent­li­chen Punk­te von ICANN79 in San Juan zusammengefasst:

EU-Cybersecurity-Richtlinie NIS2 vor Einführung

Wich­tigs­tes The­ma für die Teil­neh­men­den des ICANN-Mee­tings war die kom­men­de zwei­te Richt­li­nie der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on mit Maß­nah­men zur Gewähr­leis­tung eines hohen gemein­sa­men Sicher­heits­ni­veaus von Netz- und Infor­ma­ti­ons­sys­te­men (NIS2). Die EU-Richt­li­nie ist von jedem Mit­glieds­staat bis zum 17. Okto­ber die­sen Jah­res an die natio­na­le Gesetz­ge­bung umzu­set­zen. NIS2 bedeu­tet für die Betrei­ber von Top-Level-Domains (TLDs) und Regis­tra­re eine weit­rei­chen­de Imple­men­tie­rung neu­er Sicher­heits­maß­na­men und Berichts­pflich­ten. Neu ist z.B. eine ver­pflich­ten­de Veri­fi­zie­rung der Daten von Domain-Inha­bern, aber auch das Ver­bot einer dop­pel­ten Datenerfassung.

Kommentarphase für erste Version des Bewerberhandbuch

Zahl­rei­che Mee­tings, die teil­wei­se schon in der Vor­be­rei­tungs­wo­che ab dem 20. Febru­ar 2024 statt­fan­den, hat­ten die über­ar­bei­te­ten Regeln für die kom­men­de Bewer­bungs­run­de für neue gene­ri­sche Top-Level-Domains zum The­ma. Zum einen läuft aktu­ell eine Kom­men­tie­rungs­pha­se für ers­te Tei­le des Bewer­ber­hand­buchs, zum ande­ren wur­den The­men wie das Ver­bot pri­va­ter Auk­tio­nen unter den Bewer­bern einer iden­ti­schen Top-Level-Domain-Bewer­bung, die Ähn­lich­keit von Top-Level-Domains und so genann­te Clo­sed Gene­rics (Mono­po­li­sie­rung all­ge­mei­ner Wör­ter­buch-Begrif­fe wie Was­ser, Luft & Lie­be) bespro­chen. Die Frist für die Ein­rei­chung von Kom­men­ta­ren zum Bewer­ber­hand­buch ist der 19. März 2024.

Domain-Abuse, Umlaut-Domains und andere Themen

Von Regie­rungs­ver­tre­tern wur­de wäh­rend ICANN79 in San Juan beson­ders die Imple­men­tie­rung von Regeln zur Ver­hin­de­rung von Miss­brauch des Domain-Namen-Sys­tems (DNS) begrüßt. So sind Regi­sta­re und Regis­tries dazu ver­pflich­tet zeit­nah nach Kennt­nis bös­ar­ti­ge Akti­vi­tä­ten wie Phis­hing, Phar­ming, Bot­net­ze, Mal­wa­re und auch Spam, wenn die­ser bös­ar­ti­ge Inhal­te über­trägt, zu stop­pen. DOTZON hat bereits in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ver­schie­de­ne, in der NSI2 gefor­der­te, Sicher­heits­maß­nah­men für Kun­den imple­men­tiert wie z.B. die zeit­na­he Her­aus­ga­be von Domain-Inhaber­da­ten an berech­tig­te Per­so­nen und Organisationen.

Ande­re The­men des ICANN-Mee­tings in San Juan betra­fen z.B. die Trans­pa­renz­ver­pflich­tun­gen für Mit­glie­der von ICANN-Arbeits­grup­pen und die Adap­ti­on und Nutz­bar­keit von Domains mit Umlau­ten. Dis­ku­tiert wur­de auch über die Gestal­tung der Domain-Trans­fer-Pro­to­kol­le, Zusam­men­ar­beit mit Block­chain-Domains und die Suche nach einer neu­en Geschäfts­füh­rung für ICANN. Spä­tes­tens zum 80. ICANN-Mee­ting soll das Ergeb­nis der Suche bekannt­ge­ge­ben werden.

Das nächs­te ICANN-Mee­ting, ICANN80, fin­det vom 10.–13. Juni in Kiga­li, Ruan­da, statt.

Die neu registrierten dotBrand-Domains 2023

dotBrands 2023

Zwi­schen Ende des Jah­res 2022 und Ende letz­ten Jah­res haben Unter­neh­men unter den 455 dot­Brands ins­ge­samt 3.112 Domains neu regis­triert. Die­sen neu regis­trier­ten dot­Brand-Domains ste­hen auch zahl­rei­che Löschun­gen gegen­über. Der gro­ße Vor­teil einer dot­Brand ist, dass eine Domain jeder­zeit gelöscht wer­den kann, ohne dass die Gefahr besteht, dass sie durch Drit­te erneut regis­triert wer­den kann. Und die­sen Vor­teil nut­zen vie­le Unter­neh­mens­mar­ken für sich, im ver­gan­ge­nen Jahr bei­spiels­wei­se .audi und .all­fi­nanz.

Verschlüsselung ist bei dotBrand-Domains unpopulär

Von den neu regis­trier­ten Domains sind laut unse­rer Ana­ly­se inter­es­san­ter­wei­se ledig­lich 1.912 mit SSL ver­schlüs­selt. Domains, die direkt in Betrieb genom­men wer­den, wer­den nor­ma­ler­wei­se aus Sicher­heits­grün­den SSL-ver­schlüs­selt. War­um dies hier nicht der Fall ist, kön­nen wir nur ver­mu­ten. Even­tu­ell haben die Unter­neh­men „auf Vor­rat” für künf­ti­ge Pro­jek­te regis­triert. Oder sie wer­den als inter­ne Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tools ein­ge­setzt, wo eine SSL-Ver­schlüs­se­lung obso­let ist.

Aktive dotBrands kommen aus Europa

Den grö­ße­ren Anteil neu regis­trier­ter Domains machen erneut dot­Brands aus Euro­pa aus. Von den 3.112 dot­Brand-Domains wur­den knapp 73 % (2.270) in Euro­pa, die rest­li­chen 842 von dot­Brands außer­halb Euro­pas regis­triert. Damit ste­hen die regis­trier­ten Domains im umge­kehr­ten Ver­hält­nis zu den dot­Brands – denn von den 455 Unter­neh­mens­mar­ken sind 305 außer­halb der EU ange­sie­delt (67%) und ledig­lich 150 inner­halb der EU. Die euro­päi­schen dot­Brands sind also deut­lich akti­ver als die außereuropäischen.

Bemerkenswerte dotBrands in 2023

Beson­ders vie­le Domains haben im ver­gan­ge­nen Jahr die dot­Brands .all­fi­nanz (156) und .audi (87) gelöscht. Der Auto­kon­zern .audi hat sich von Pro­jekt-Domains wie bei­spiels­wei­se etwincup2020.audi getrennt, sowie inter­ne Domains wie serviceleiterkonferenz.audi und centrallaunchexperience.audi gelöscht, aber auch Händ­ler-Domains wie deisenroth.audi (umbe­nannt in deisenroth-soehne-huenfeld.audi) und moll.audi (umbe­nannt in moll-duesseldorf.audi).

Unter .all­fi­nanz wur­den im ver­gan­ge­nen Jahr 376 Domains gelöscht, und dem gegen­über 220 Domains neu regis­triert. Von ganz weni­gen Aus­nah­men abge­se­hen wie cs.allfinanz und fm.allfinanz hat ALl­fi­nanz aus­schließ­lich Bera­ter-Domains gelöscht und neue regis­triert. Es sieht also so aus, als ob das Team der All­fi­nanz Ende 2023 aus etwa 150 Berater:innen weni­ger besteht.

Einen ähn­li­chen Effekt haben wir bei der .dvag dot­Brand beob­ach­tet. Mit 1411 neu regis­trier­ten und 1402 gelösch­ten Domains ist der Domain-Bestand nahe­zu unver­än­dert. Neben weni­ge Key­word-Domains wie business-report.dvag und digitale-abrechnung.dvag hat die DVAG über­wie­gend Berater:innen-Domains gelöscht und neu registriert.

Neben .goog­le besitzt der Kon­zern auch die Unter­neh­mens­mar­ke .goog. Goog­le hat sie aktiv im ver­gan­ge­nen Jahr genutzt, so dass der Domain-Bestand von 1 Domain Ende 2022 auf 84 Domains Ende 2023 anstieg. Das Gros der Regis­trie­run­gen machen tech­ni­sche Domains, die ver­mut­lich für die inter­ne Nut­zung vor­ge­se­hen sind, aus. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen konn­ten wir bis­her noch nicht zu ermit­teln, denn bis­her lösen die meis­ten der Domains nicht auf.

Unse­re jähr­li­chen Stu­di­en ana­ly­sie­ren alle dot­Brands (auch als Unter­neh­mens­mar­ken bezeich­net), sie fin­det sich hier: https://dotzon.consulting/studien.

Unsere Prognosen für das Jahr 2024

Unsere Prognosen für das Jahr 2024

Unse­re Pro­gno­sen für das ver­gan­ge­ne Jahr sind weit­ge­hend so ein­ge­tre­ten, wie erwar­tet. Die Bekämp­fung des Miss­brauchs von Domain-Namen stand erneut oben auf der Agen­da vie­ler Markt­teil­neh­mer. Nach eini­gen Jah­ren der Igno­ranz wird die Debat­te um die Inte­gra­ti­on von Web2- und Web3-Domains bei ICANN kon­struk­ti­ver geführt. Aber wie schau­en unse­re Pro­gno­sen für das Jahr 2024 aus?

Die Kri­sen des ver­gan­ge­nen Jah­res haben zwei wesent­li­che Ent­wick­lun­gen aus­ge­löst: Die zuneh­men­de Ver­un­si­che­rung der Märk­te im zwei­ten Halb­jahr hat dazu geführt, dass sich die Domain-Zuwäch­se wie­der auf dem Niveau der Vor-Coro­na-Zeit ein­ge­pen­delt haben. Poten­ti­el­le Gründer:innen wäh­len ange­sichts der glo­ba­len Unsi­cher­hei­ten eine siche­re beruf­li­che Zukunft in abhän­gi­ger Beschäf­ti­gung statt in der unsi­che­ren Selbst­stän­dig­keit. Bei­de Effek­te füh­ren zu ver­hal­ten anstei­gen­den Domain-Regis­trie­run­gen. Auch der zuneh­men­de Digi­ta­li­sie­rungs­druck kann die­se Effek­te nicht voll­stän­dig kompensieren.

Trotz der anhal­ten­den Kri­sen wagen wir unse­re Pro­gno­sen für das Jahr 2024 und einen Blick in die Zukunft.

1. Prognose: Bekämpfung von DNS-Missbrauch

Der Miss­brauch von Domains für kri­mi­nel­le Akti­vi­tä­ten ist wei­ter­hin eines der wich­tigs­ten The­men unse­rer Indus­trie, auch wenn es nur sehr weni­ge Akteu­re in rele­van­tem Maß­stab betrifft. Denn vie­le Stake­hol­der set­zen sich seit vie­len Jah­ren aktiv für die Bekämp­fung von DNS-Miss­brauch ein. Sie neh­men ihre Ver­ant­wor­tung wahr, umfas­sen­de Maß­nah­men gegen Miss­brauch umzu­set­zen und die­se an Inter­net­nut­zer zu kom­mu­ni­zie­ren. Wie die Bran­che hel­fen kann, die­sen wei­ter zu redu­zie­ren, steht bei Regis­tries und Regis­tra­re den­noch auf der Auf­ga­ben­lis­te. Seit dem ver­gan­ge­nen Jahr sind neue frei­wil­li­ge Ver­pflich­tun­gen der Regis­tries und Regis­tra­re in den Ver­trä­gen mit ICANN fest­ge­schrie­ben. Ergänzt wer­den die­se durch wei­te­re Selbst­ver­pflich­tun­gen ein­zel­ner Regis­tries, mit denen sie ihre Akti­vi­tä­ten trans­pa­rent machen. Bei­spiels­wei­se ver­öf­fent­li­chen .ber­lin und .ham­burg jähr­lich Trans­pa­renz­be­rich­te, aber auch das DNS-Abu­se Insti­tu­te und wei­te­re Bran­chen-Initia­ti­ven gehö­ren dazu. Wie im ver­gan­ge­nen Jahr erwar­ten wir auch für 2024, dass ICANN sei­ne tech­ni­sche Mis­si­on im Blick behält und Debat­ten zu inhalt­li­chem Miss­brauch an ent­spre­chen­de Stel­len verweist.

2. Prognose: Externe Einflussfaktoren nehmen zu

Die zuneh­men­de Regu­lie­rungs­fre­quenz auf EU-Ebe­ne wie zu NIS‑2, DSA, DMA und KI beob­ach­ten wir mit Sor­ge. Regu­lie­run­gen wer­den oft­mals in guter Absicht initi­iert, um Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher vor den Gefah­ren im Inter­net zu schüt­zen. Lei­der füh­ren sie nicht unbe­dingt zu den gewünsch­ten Ver­bes­se­run­gen aus Sicht der Nutzer:innen, son­dern legen pri­mär der Bran­che wei­te­re Regeln auf. Hier ist die gesam­te Bran­che gefor­dert, „gut gemeint“ durch „gut gemacht“ anhand kon­kre­ter Dia­lo­ge und Aus­tausch­for­ma­te zu för­dern. Denn ansons­ten droht, dass sich Regu­lie­run­gen fun­da­men­tal auf Geschäfts­mo­del­le und ‑pro­zes­se aus­wir­ken. Damit wäre eine wei­te­re Markt­kon­so­li­die­rung wahr­schein­lich, ins­be­son­de­re auf dem Registrarmarkt.

Gro­ße Tei­le der Indus­trie betrach­ten das The­ma Nach­hal­tig­keit wei­ter­hin als „Orchi­deen­the­ma“, mit dem sich kein Geld ver­die­nen lässt. Über kurz oder lang wer­den Vor­schrif­ten zur Bericht­erstat­tung über Nach­hal­tig­keit wei­te Tei­le der Indus­trie betref­fen. Auch wenn sich heu­te die Ver­pflich­tung auf weni­ge gro­ße bzw. bör­sen­no­tier­te Play­er beschränkt, ist eine Aus­wei­tung der Berichts­pflich­ten längst am Horizont.

3. Prognose: Blockchain-Domains & ICANN – ist eine Kooperation denkbar?

Wir sind gespannt, wie die „Block­chain, Web3 & Meta” unse­re Bran­che, Ange­bo­te und den Markt­an­satz beein­flus­sen wer­den. Klar ist, dass die­se Tech­no­lo­gien das Poten­ti­al haben, unse­re Bran­che erheb­lich zu beein­flus­sen. Immer­hin fand auf dem ICAN­N78-Mee­ting erneut ein Aus­tausch mit Block­chain-Anbie­tern statt. 

Mit der Block­chain-Tech­no­lo­gie wird mehr Sicher­heit, Aus­wahl und Appli­ka­tio­nen für Domains ver­spro­chen. Anbie­ter wie ENS, Unstoppable Domains und Hand­shake-Domains bie­ten Domain-Regis­trie­run­gen unter zahl­rei­chen bTLDs wie .cryp­to, .eth und .saas an. Die Domains sind zwar aktu­ell nur über Brow­ser-Plug­ins oder ande­re Wege auf­lös­bar, das tut der Popu­la­ri­tät aber kei­nen Abbruch. Wir gehen davon aus, dass es wei­ter einen Aus­tausch zwi­schen ICANN und den neu­en Anbie­tern gibt, auch wenn die Hal­tung gegen­über den neu­en Anbie­tern bis­her sehr zurück­hal­tend war und ICANN warn­te: „nicht DNS-kom­pa­ti­blen Domains Hand­shake-Domains könn­ten die Nut­zer in die Irre führen“.

4. Prognose: Prozess für neue Bewerbungsrunde macht Fortschritte

Das Sub­Pro-Imple­men­ta­ti­on Review Team (IRT), in dem wir seit Start akti­ves Mit­glied sind, unter­stützt die ICANN-Orga­ni­sa­ti­on bei der Umset­zung der Emp­feh­lun­gen aus dem Abschluss­be­richt. Die­ser war im Rah­men des Pro­zes­ses zur Ent­wick­lung von Richt­li­ni­en für neue gTLDs ent­stan­den, eben­falls mit unse­rer Mit­ar­beit. Das Ergeb­nis die­ser Umset­zung wird ein aktua­li­sier­tes Bewer­ber­hand­buch sein.

Seit­dem die Arbeits­grup­pe „Sub­Pro IRT“ ihre Arbeit auf­ge­nom­men hat, konn­ten bereits zahl­rei­che offe­ne Punk­te geklärt wer­den. Dazu gehö­ren u. a. die The­men­be­rei­che „Pre­dic­ta­bi­li­ty“, „Appli­ca­ti­ons Asses­sed in Rounds“, „Con­flicts of Inte­rest“, „Appli­cant Free­dom of Expres­si­on“, „Uni­ver­sal Accep­tance“ und „Reser­ved Names“. 

Auf­grund der Kom­ple­xi­tät eini­ger The­men, dem damit ver­bun­de­nen Dis­kus­si­ons­be­darf und ein­her­ge­hen­den Abhän­gig­kei­ten sieht der Plan aktu­ell vor, dass das Bewer­ber­hand­buch inner­halb von 15–24 Mona­ten abge­schlos­sen wer­den kann. Wie rea­lis­tisch die­ses Ziel ist, wird sich im Lau­fe des Jah­res 2024 zei­gen. Denn eini­ge The­men wer­den wei­ter­hin kon­tro­vers dis­ku­tiert, ande­re hin­ge­gen konn­ten recht schnell gelöst werden.

5. Geopolitik & Internetregulierung

Bedenk­lich waren aus unse­rer Sicht erneut die For­de­run­gen im ver­gan­ge­nen Jahr, Län­der oder Top-Level-Domains vom Inter­net abzu­schnei­den. Die Gefahr, dass sich ein­zel­ne Gemein­schaf­ten aus dem glo­ba­len Inter­net abkop­peln, sehen wir daher als rea­les Sze­na­rio und Bedro­hung des offe­nen und glo­ba­len Inter­net. Auch der neue Kon­flikt im mitt­le­ren Osten hat Begehr­lich­kei­ten her­vor­ge­ru­fen, vom Abschal­ten der TLD-Zone über ein Wie­der­her­stel­len der Inter­net­in­fra­struk­tur in Gaza.

Bei dafür ver­ant­wort­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen wie ICANN und ISOC soll­te daher jede Anstren­gung unter­nom­men wer­den, sämt­li­che Initia­ti­ven hin zu einem tech­nisch oder poli­tisch initi­ier­ten Splin­ter­net bzw. Inter­net-Bifur­ca­ti­on zu verhindern.

6. Nachhaltigkeit @ DNS-Industrie

Nach­hal­tig­keit geht uns alle an, ins­be­son­de­re in einer Indus­trie, die zu einem erheb­li­chen Maße zu dem glo­ba­len CO2-Aus­stoß bei­trägt. Ers­te Schrit­te sind immer­hin gemacht, durch indi­vi­du­el­le Initia­ti­ven von Regis­tries wie .ber­lin, .ham­burg und .eco. Auch Bran­chen­in­itia­ti­ven wie die des eco zu nach­hal­ti­gen digi­ta­len Pro­duk­ten und Dienst­leis­tun­gen hilft, Auf­merk­sam­keit für das The­ma zu gewin­nen. Auch ICANN hat sich mit ers­ten Akti­vi­tä­ten zu einer nach­hal­tig agie­ren­den Orga­ni­sa­ti­on ver­schrie­ben. Als einer der Vor­rei­ter in Sache nach­hal­ti­gen Wirt­schaf­tens in der DNS-Indus­trie freu­en wir uns, unser Wis­sen mit ande­ren Markt­teil­neh­mern zu tei­len, und so zu einer nach­hal­ti­ge­ren Zukunft unse­rer Indus­trie beizutragen.

Unsere Prognosen für das Jahr 2024

Es bleibt span­nend, wie die Welt­wirt­schafts­la­ge und poli­ti­sche Lage unse­re Bran­che in dies­me Jahr beein­flus­sen wird. An die­ser Stel­le wer­den wir im kom­men­den Jahr berich­ten, wel­che Pro­gno­sen ein­ge­tre­ten sind, und wel­che Fort­schrit­te unse­re Bran­che erzie­len konnte!

ICANN78 – Das Jahrestreffen in Hamburg

ICANN78 in Zahlen

Das jähr­li­che Tref­fen der Inter­net­ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­on ICANN ende­te vor weni­gen Tagen in Ham­burg, mit ca. 1.700 Teil­neh­men­den vor Ort und etwa 700 wei­te­ren, die remo­te teil­nah­men. Wir waren bei ICANN78 vor Ort, und haben an allen rele­van­ten Ses­si­ons teilgenommen:

Gesetzgebung und regulatorische Themen

Auf dem „Day Zero“-Workshop der Inter­net­ver­ei­ni­gung eco am Frei­tag, den 20. Okto­ber, gab es einen leb­haf­ten Aus­tausch zu der geplan­ten Ein­füh­rung der NIS2-Direk­ti­ve. Auf dem Work­shop tausch­ten sich Regie­rungs­ver­tre­ter zahl­rei­cher euro­päi­scher Natio­nen mit den Akteu­ren aus, auf die die NIS2-Regu­lie­rung gerich­tet ist. Regis­tra­re und Regis­tries aus aller Welt gaben Input und Feed­back aus ihrer prak­ti­schen Perspektive. 

Regis­tra­re ver­tre­ten die Per­spek­ti­ve, dass Veri­fi­ka­ti­on direkt beim Regis­trar erfol­gen soll­ten. Aus zwei Grün­den: Sie haben in der Regel die Kun­den­be­zie­hung und dem­zu­fol­ge vie­le der nöti­gen Daten. Zum ande­ren erwar­ten sie, dass Kund:innen ver­wirrt wären, soll­ten Regis­tries sie direkt anschrei­ben. Denn sie haben gro­ße Auf­wan­de in den ver­gan­ge­nen Jah­ren gehabt, Kund:innen klar­zu­ma­chen, dass sie nicht auf unauf­ge­for­dert zuge­sen­de­te E‑Mails ant­wor­ten. Außer­dem set­zen sie sich dafür ein, dass ein Regis­trant nur ein ein­zi­ges Mal veri­fi­ziert wird, sprich wenn er/sie meh­re­re Domains unter unter­schied­li­chen TLDs regis­triert, nur ein­mal veri­fi­ziert wird. Alles ande­re wäre sehr kundenunfreundlich.

Auf dem Tref­fen der Betrei­ber geo­gra­fi­scher Top-Level-Domains, so genann­ter geoTLDs, wur­de dis­ku­tiert, wel­che Defi­ni­ti­on für die­se exis­tie­ren. Wir haben anhand unse­rer Stu­di­en unse­re Defi­ni­ti­on prä­sen­tiert, und detail­liert unse­re zugrun­de lie­gen­den Key Per­for­mance Indi­ka­to­ren vorgestellt.

Einführung neuer Top-Level-Domains

Am 21., 25. und 26. Okto­ber traf sich die „Sub­Pro IRT”-Arbeitsgruppe, um Emp­feh­lun­gen zu Regeln und Ver­fah­ren für die Bear­bei­tung von gTLD-Anträ­gen zu ent­wi­ckeln, für das so genann­te „Appli­cant Gui­de­book”. Dot­zon ist dort durch Kat­rin Ohl­mer aktiv ver­tre­ten. Dis­ku­tiert wur­den Kom­men­ta­re zu ein­ge­gan­ge­nen Bewer­bun­gen, die Prü­fung der tech­ni­schen Sys­te­me der Bewer­ber durch ICANN und die Unter­stüt­zung benach­tei­lig­ter Bewerber.

ICANN78 neue gTLDs

In der Sit­zung am 21. Okto­ber 2023 wur­de unter ande­rem das The­ma der Plan­bar­keit von Bewer­bungs­ver­fah­ren inten­siv dis­ku­tiert. Teil der Ent­schei­dung der Arbeits­grup­pe 2021 war, dass ICANN für mehr Plan­bar­keit sor­gen muss. Die der­zeit vor­ge­schla­ge­ne For­mu­lie­rung im Bewer­ber­hand­buch ent­spricht die­sem Beschluss nicht und wird in den nächs­ten Sit­zun­gen noch ein­mal angepasst.

Am 25. Okto­ber 2023 haben wir über die Rah­men­be­din­gun­gen für Dienst­leis­ter dis­ku­tiert, unter denen sie sich bei ICANN zer­ti­fi­zie­ren kön­nen. Damit sol­len Dienst­leis­ter in künf­ti­gen Bewer­bungs­run­den zer­ti­fi­ziert wer­den, was zu einer schnel­le­ren Prü­fung der ein­ge­gan­ge­nen Bewer­bun­gen (eini­ge Stun­den bis maxi­mal eini­ge Tage) bei­trägt. Auf der letz­ten Sit­zung am 26. Okto­ber 2023 haben wir den Plan und den Pro­zess für die Unter­ar­beits­grup­pe zur Ent­wick­lung des Bewer­ber­un­ter­stüt­zungs­pro­gramms dis­ku­tiert. Wir haben bereits ers­te Punk­te erör­tert, dar­un­ter die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit inter­es­sier­ten Par­tei­en, die Moda­li­tä­ten für die Prü­fung der Anträ­ge und die Finanzierung.

Best Practices Sharing Abuse Mitigation

Am Sonn­tag, den 22. Okto­ber 2023, fand das Tref­fen der Regis­tra­re und Regis­tries zum The­ma DNS-Miss­brauch statt. Unter DNS-Miss­brauch ver­steht man die miss­bräuch­li­che Nut­zung des Domain-Namen-Sys­tems (DNS) durch Bot­net-Angrif­fe, die Ver­brei­tung von Schad­soft­ware, das mas­sen­haf­te Abgrei­fen von Nut­zer­da­ten und E‑Mail-Spam, soweit die­se die genann­ten Akti­vi­tä­ten verbreiten.

Grund­la­ge für die Bekämp­fung des DNS-Miss­brauchs sol­len erwei­ter­te Pflich­ten der Regis­tries und Regis­tra­re sein, über die der­zeit abge­stimmt wird. Auf­grund der bis­he­ri­gen Betei­li­gung wird erwar­tet, dass die neu­en Ver­pflich­tun­gen in die Ver­trä­ge zwi­schen ICANN und den Regis­tra­ren und Regis­tries auf­ge­nom­men wer­den und der DNS-Miss­brauch wei­ter ein­ge­dämmt wird.

25 Jahre ICANN

ICANN78 mar­kier­te zudem 25 Jah­re ICANN. Seit Grün­dung im Spe­tem­ber 1998 hat die ICANN-Com­mu­ni­ty sich für ein offe­nes und trans­pa­ren­tes Inter­net ein­ge­setzt – „One World, one Inter­net”. Die­ser Mei­len­stein wur­de in Ham­burg gefei­ert, u.a. mit einer Über­sicht aller wich­ti­gen Ergeb­nis­se aus den ver­gan­ge­nen 25 Jahren.

ICANN78 - 25 Jahre ICANN

Das nächs­te ICANN-Mee­ting fin­det im März 2024 in San Juan in Puer­to Rico statt.

ICANN77 in Washington

ICANN77 in Washington

Das ICANN-Mee­ting im US-ame­ri­ka­ni­schen Washing­ton vom 11.–15. Juni 2023 erneut als hybri­des Mee­ting statt. Das so genann­te ICANN Poli­cy Forum wur­de von gut 1.100 Teil­neh­mern per­sön­lich besucht, wei­te­re 630 Per­so­nen nah­men remo­te teil. Im Fokus der Debat­ten der Teil­neh­men­den bei ICANN77 in Washing­ton stan­den die Dau­er­bren­ner-The­men Abu­se, WHOIS und die Ein­füh­rung neu­er Top-Level-Domains.

Einführung neuer Top-Level-Domains

Das bestim­men­de The­ma des Mee­tings war ein­deu­tig die Ein­füh­rung neu­er Top-Level-Domains. Die ICANN-Com­mu­ni­ty hat viel­ver­spre­chen­de Schrit­te unter­nom­men, um die Fris­ten des Arbeits­plans für die Ein­füh­rung neu­er gTLDs ein­zu­hal­ten. Wäh­rend des ICANN77 Mee­tings fan­den umfang­rei­che Dis­kus­sio­nen statt, unter ande­rem über Clo­sed Gene­rics und Public Inte­rest. Bis August 2023 hat sich die ICANN-Orga­ni­sa­ti­on ver­pflich­tet, einen Zeit­plan zu erstel­len, wann das nächs­te Bewer­bungs­fens­ter geöff­net wird. Die­ser Zeit­plan soll vom ICANN-Vor­stand auf der nächs­ten ICANN-Sit­zung, ICANN78, die im Okto­ber 2023 in Ham­burg statt­fin­det, geneh­migt werden.

Umgang mit Domain-Missbrauch

Wäh­rend der ICAN­N77-Sit­zung in Washing­ton DC haben die Dis­kus­sio­nen über DNS-Miss­brauch eini­ge wich­ti­ge Hür­den genom­men. Wie auf der CPH-Tagung in Los Ange­les ange­regt, haben die “Con­trac­ted Par­ties” eine Ver­trags­än­de­rung mit ICANN initi­iert. Es wird erwar­tet, dass die Ver­hand­lun­gen über die­se Ände­run­gen bis Sep­tem­ber abge­schlos­sen wer­den und die Abstim­mung durch Regis­tries und Regis­tra­re im vier­ten Quar­tal statt­fin­den wird. Die Umset­zung soll­te Ende des ers­ten Quar­tals 2024 erfolgen.

Neues Whois-Auskunftssystem in Entwicklung

Um die Beden­ken hin­sicht­lich der Zugäng­lich­keit nicht öffent­li­cher WHOIS-Infor­ma­tio­nen aus­zu­räu­men und die Not­wen­dig­keit eines stan­dar­di­sier­ten Zugangs- und Offen­le­gungs­sys­tems (auch SSAD genannt) zu prü­fen, das bis­her als mit erheb­li­chen Kos­ten für die ICANN ver­bun­den galt, wird ICANN im Novem­ber ein Pilot­pro­jekt mit der Bezeich­nung „Regis­tra­ti­on Data Request Ser­vice” (RDRS) star­ten, bei dem es sich prak­tisch um einen Mini-SSAD han­delt. Der RDRS ist als Test gedacht, um den Nut­zen und die Not­wen­dig­keit eines kom­pli­zier­te­ren SSAD zu bewer­ten. Er soll Daten über das Volu­men der Anfra­gen für den Zugang zu Regis­trie­rungs­da­ten sam­meln, indem er den Pro­zess der Auf­nah­me und Ver­tei­lung von Anfra­gen ver­wal­tet. Das RDRS wird maxi­mal zwei Jah­re lang lau­fen und monat­li­che Berich­te ver­öf­fent­li­chen, ins­be­son­de­re über die Nut­zungs­ra­ten und ande­re Mess­grö­ßen wie die Anzahl der Anfra­gen und die Anzahl der Genehmigungen/Ablehnungen. Regis­tries kön­nen sich ab Sep­tem­ber anschlie­ßen, und Antrag­stel­ler kön­nen ab Novem­ber 2023 Zugangs­an­trä­ge stellen.

Das nächs­te Mee­ting der ICANN fin­det vom 20.–25. Okto­ber in Ham­burg statt. Eine Anmel­dung ist hier möglich.