Das ICANN-Meeting in malaysischen Kuala Lumpur fand vom 17.–22. September2022 erneut als hybrides Meeting statt. Im Fokus der Debatten der Teilnehmenden bei ICANN75 standen die Dauerbrenner-Themen Abuse, WHOIS und die Einführung neuer Top-Level-Domains. Wir haben sowohl hybrid als auch persönlich teilgenommen und die Interessen unserer Kunden vertreten.
Umgang mit Domain-Missbrauch
Die Top-Level-Domain-Betreiber haben ein produktives Team gegründet, welches sich intensiv mit dem Umgang mit Domain-Missbrauch beschäftigt. Konkret wurde darüber gesprochen, wie die Aktivitäten der Top-Level-Domain-Betreiber besser innerhalb der ICANN-Community kommuniziert werden können. Außerdem wurde diskutiert, ob Registries pro-aktiv eine Vertragsanpassung mit ICANN initiieren, um die bestehenden Verpflichtungen klarer im Vertrag zu formulieren.
In den Sessions stellte sich heraus, dass das Grundproblem weiterhin die unterschiedliche Formulierung von Abuse in den Verträgen der Top-Level-Domain-Betreiber und Provider ist. Bei den Verträgen der Registries gibt es recht konkrete Formulierungen, in den Verträgen mit den Registraren hingegen nur vage Anti-Abuse-Verpflichtungen. Daher ist ICANN-Compliance die Hände gebunden, ein konkretes Vorgehen bei Abuse von Registraren einzufordern.
Entwicklung des “WHOIS Disclosure System”
Die Debatte um die Neugestaltung der konkreten Policies zur Nutzung der WHOIS-Daten verlief in den vergangenen Jahren durchaus kontrovers. Parallel dazu wird bereits an der Definition eines entsprechenden Systems gearbeitet. Es soll laut ICANN ähnlich werden wie das CZDS-System, d.h. es erfolgt keine Prüfung der Echtheit oder Legimitation von Anfragenden. Es soll auf dem “Privacy by Design”-Konzept basieren. Alle Anfragen werden gespeichert und sollen durchsuchbar sein, die Kosten sollen die Anfragenden tragen. Es soll in die bestehende IT-Systemlandschaft von ICANN eingebettet sein, d.h. wir können uns mit dem ICANN-Account einloggen. Die Entwicklung soll 9 Monate dauern und etwa Mitte 2023 starten.
Einführung neuer Top-Level-Domains
Einige Regierungsvertreter äußerten weiterhin Bedenken an aus ihrer Sicht ungeklärten Punkten vor der Einführung neuer Top-Level-Domains. Dazu gehören der SPIRT-Prozess, Umgang mit Domain-Missbrauch, Umsetzung der PICs, generische TLDs, Bewerbersupport, Namenskollisionen, GAC-Empfehlungen, Support für den globalen Süden und Auktionen. Dennoch macht ICANN org Fortschritte im Prozess. Im Dezember 2022 soll das Ergebnis zum Operational Design Assessment (ODA) veröffentlicht werden. In der Folge wird das ICANN-Direktorium darüber abstimmen, und die Umsetzung kann beginnen in Form des Bewerberhandbuchs und Programmierung der Systeme.
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