Vergangene Woche trafen sich in Wien über 300 Expertinnen und Experten der deutschsprachigen Domain-Industrie zur jährlichen DomainPulse-Konferenz. Der DomainPulse 2024 war geprägt von der Debatte um NIS2 und Domain-Trends, die die Anwesenden bei intensiven Networking-Session individuell vertiefen konnten.
Domains und Social-Media
Unter dem Titel „nic.at Technology Dump“ analysierte Alexander Mayrhofer, Leiter R&D bei nic.at, den Zusammenhang zwischen Domains und Social Media. Denn neben ihrem Haupteinsatz für E‑Mail und Web plus ein paar Sondernutzungsfälle wie FTP, VPN und Identities können sie auch als Accountnamen bei Social-Media-Plattformen eingesetzt werden. Interessanterweise erlauben einige Plattformen, darunter X (ehemals Twitter) und Instagram keine Domains als Account-Namen. Liberaler sind hingegen die neueren Plattformen BlueSky und Mastodon. Bei BlueSky, basierend auf dem „at://-Protokoll“, sind Domains durchaus als Nutzernamen möglich. Mastodon ermöglich die etwas ungewöhnliche Darstellungsform mit zwei „Klammeraffen“, von denen einer sich auf den Account und einer sich auf die Mastodon-Instanz bezieht.
Einführung der NIS2-Richtlinie
Der Nachmittag stand ganz unter dem Zeichen der im Oktober 2024 in Kraft tretenden NIS2-Richtlinie. Sie soll digitale Infrastrukturen in der Europäischen Union (EU) stärken. Von der Richtlinie sind alle gTLD-Registries und DNS-Provider unabhängig von ihrer Größe betroffen, da sie als „essentielle“ Einrichtungen eingestuft werden. Ab 17.10.2024 gibt es damit dann zahlreiche neue Verpflichtungen für Registries und Registrare, u.a. die Auflage, Inhaber von Domains bei der Registrierung zu validieren. Souverän moderiert durch Barbara Schloßbauer, Leiterin der Rechtsabteilung bei nic.at, diskutierten nach einer Einführung durch Vinzenz Heußler, Policy Officer Cyber Security der European Commission, erst ein Panel aus Registries und anschließend ein Panel mit Registrar-Vertretern über die sich daraus ergebenden Konsequenzen. Es herrschte Einigkeit, dass sich unerwünschte Effekte wie Marktkonsolidierungen und ein Ausweichen auf andere Kommunikationstools ergeben können. Dennoch soll die Richtlinie wie geplant in Kraft treten.
Trends in der Domain-Branche
Am zweiten Tag stellten zahlreiche Stakeholder aktuelle Trends und Entwicklungen der Domain-Branche vor. Im ICANN-Update präsentierte Christopher Mondini, Vice President Stakeholder Engagement & Managing Director, Europe die ersten Ergebnisse aus dem kürzlich eingeführten „Registration Data Request Service“. Mit dem Service können Registrierungsdaten von Domains bei Registraren angefragt werden. 75 Registrare bieten den Service an, und repräsentieren damit ca. 55% aller gTLD-Domains. Der Großteil der Anfragen betrifft – wenig überraschend – mit 31,4% IP-Anfragen, gefolgt von ca. 15% Security-Forschenden und 11% Anfragen von Strafverfolgungsbehörden. Er berichtete zudem, dass die Suche nach dem neuen ICANN-CEO abgeschlossen und die Personalie auf dem ICANN-Meeting in San Juan vorgestellt wird.
Im Domain Industry Update stellte Michael Riedl, CEO Team Internet Group auf vier Trends ab: Zum einen die bevorstehende nächste Runde an neuen TLDs, das große Thema AI, der Dauerbrenner Blockchain sowie der Themenkomplex Quantum-Computing. Künstliche Intelligenz wird laut Riedl unserer Branche viele Gestaltungsmöglichkeiten bieten, u.a. durch leistungsfähige Domain-Vorschlagstools, besseren Kunden-Service und die automatische Erstellung von Websites.
Aktuelle Herausforderungen aus .DE‑, .AT- und .CH-Sicht diskutierten im Anschluss Richard Wein, nic.at CEO, Andreas Musielak, Vorstand DENIC eG und Urs Eppenberger, Leiter .ch und .li Registrierungsstelle Switch. Zu den großen Herausforderungen zählt der professionellere Umgang mit zunehmenden Regulierungsaktivitäten. Resultierend aus dem Ukraine-Krieg und den Angriffen auf kritische Infrastruktur in der Ukraine haben alle drei Registries in Sachen Resilienz und Sicherheit dazugelernt, und wären für vergleichbare Szenarien nun deutlich besser gerüstet. Auch der Fachkräftemangel trifft alle drei gleichermaßen, und sie stellen sich die Frage, wie wir als Industrie attraktiv bleiben. Das Thema Nachhaltigkeit betrachten alle drei ebenfalls als wichtiges Zukunfts-Thema.
Nachhaltigkeit beim DomainPulse 2024
Wie im Vorjahr haben wir auch in diesem Jahr unsere Emissionen unserer Anreise und Übernachtung für 2 Teilnehmende berechnet. Wir kommen auf folgende Werte:
Die Organisatoren, die nic.at GmbH, trugen durch ausgeteilte Wasserflaschen, die Teilnehmende jederzeit an Wasserspendern auffüllen konnte, zu einem nachhaltigen DomainPulse 2024 bei. Dazu gehörte auch ein gutes Angebot an vegetarischen und veganen Speisen.
Der DomainPulse 2025 wird in Dresden stattfinden, zu dem dann die DENIC e.G. einladen wird,