Das 68. ICANN-Meeting fand aufgrund der Corona-Pandemie in der vergangenen Woche erneut rein virtuell statt, statt wie geplant in Kuala Lumpur. Von Dotzon nahmen Katrin Ohlmer, Dirk Krischenowski und Matthias Pfeifer an der Konferenz teil. In den Sitzungen standen erneut die Themenbereiche Domain-Missbrauch, neue Bewerbungsmöglichkeit für die eigene Top-Level-Domain und Zugriff auf WHOIS-Daten im Fokus.
Betreiber, Provider und Regierungsvertreter debattieren über Domain-Missbrauch
Betreiber und Provider haben sich auf eine einheitliche Abuse-Definition analog zur Formulierung im ICANN-Vertrag geeinigt. Diese sind aus Sicht von Regierungsvertretern sowie assoziierten Behörden (FBI, FTC, Europol, NCA, etc.) allerdings nicht weitgehend genug. Sie fordern daher eine Ausweitung der Definition, ICANN zu schärferen Bestimmungen auf und dass zusätzliche proaktive Maßnahmen gegen den Domain-Missbrauch in die Verträge der Registries und Provider aufgenommen werden
Mehrere Regierungsvertreter forderten mehr Möglichkeiten, um bereits bestehende vertragliche Regeln der ICANN gegen Provider und Registries auch durchzusetzen. Weiterhin wurde in den Raum gestellt, dass die Anbieter von Privacy- und Proxy-Diensten zur Preisgabe von hinterlegten Domain-Inhaberdaten gegenüber den Behörden verpflichtet werden sollten.
Neue Bewerbungsmöglichkeit für eigene TLD – Report auf der Zielgerade
Die Empfehlung von Rahmenbedingungen für Bewerbungen um neue Top-Level-Domains steht kurz vor dem Abschluss mit dem bevorstehenden “Draft final Report”. Während des 68. ICANN-Meetings fanden zwei Sitzungen der Arbeitsgruppe “New gTLD Subsequent Procedures PDP Working Group” statt. Diskutiert wurde u.a. über eine bessere Planbarkeit des Prozesses und Einwände von Regierungsvertretern. Dotzon ist seit Anbeginn das einzige deutsche Unternehmen, welches als aktives Mitglied an dem Review der bisherigen und Entwicklung neuer Rahmenbedingungen mitarbeitet.
68. ICANN-Meeting geprägt von intensiver Debatte um Zugriff auf Inhaberdaten von Domains
Seit Inkrafttreten der DSGVO sind Inhaberdaten von Domains nicht mehr öffentlich einsehbar. Die ICANN-Arbeitsgruppe erarbeiten seitdem Richtlinien und eine technische Lösung, wie berechtigte Parteien automatisiert Zugriff auf Inhaberdaten von Domains erhalten könnten. Eine Lösung wurde allerdings während des ICANN-Meetings nicht verabschiedet.
Aus Sicht der Registries und Provider wird die aktuelle WHOIS-Debatte allerdings durch die Corona-Epidemie missbraucht. Im Fahrwasser der Pandemie versuchen einzelne Parteien, erhöhten Missbrauch durch Corona-bezogenen Domain-Registrierungen zu belegen. Damit wollen sie Druck ausüben, die geltenden europäischen Datenschutzgesetze aufzuweichen.
Das Programm sowie die Aufzeichnungen finden sich hier. Auch das dritte Meeting in diesem Jahr, ICANN69, wird rein virtuell stattfinden. Ursprünglich sollte es in Hamburg stattfinden.