Das 79. Meeting der Internet-Verwaltungsorganisation ICANN fand vom 2. bis zum 7. März 2024 in San Juan, der Hauptstadt von Puerto Rico, statt. Dort trafen sich nach 2007 und 2018 zum dritten Mal Teilnehmende aus Wirtschaft, Regierung, Konsumenten und weiteren Interessengruppen der Internet-Community. Sie tauschten sich in fast 200, zumeist öffentlich zugänglichen Sitzungen, über die Weiterentwicklung des Internet aus. Wir haben die wesentlichen Punkte von ICANN79 in San Juan zusammengefasst:
EU-Cybersecurity-Richtlinie NIS2 vor Einführung
Wichtigstes Thema für die Teilnehmenden des ICANN-Meetings war die kommende zweite Richtlinie der Europäischen Kommission mit Maßnahmen zur Gewährleistung eines hohen gemeinsamen Sicherheitsniveaus von Netz- und Informationssystemen (NIS2). Die EU-Richtlinie ist von jedem Mitgliedsstaat bis zum 17. Oktober diesen Jahres an die nationale Gesetzgebung umzusetzen. NIS2 bedeutet für die Betreiber von Top-Level-Domains (TLDs) und Registrare eine weitreichende Implementierung neuer Sicherheitsmaßnamen und Berichtspflichten. Neu ist z.B. eine verpflichtende Verifizierung der Daten von Domain-Inhabern, aber auch das Verbot einer doppelten Datenerfassung.
Kommentarphase für erste Version des Bewerberhandbuch
Zahlreiche Meetings, die teilweise schon in der Vorbereitungswoche ab dem 20. Februar 2024 stattfanden, hatten die überarbeiteten Regeln für die kommende Bewerbungsrunde für neue generische Top-Level-Domains zum Thema. Zum einen läuft aktuell eine Kommentierungsphase für erste Teile des Bewerberhandbuchs, zum anderen wurden Themen wie das Verbot privater Auktionen unter den Bewerbern einer identischen Top-Level-Domain-Bewerbung, die Ähnlichkeit von Top-Level-Domains und so genannte Closed Generics (Monopolisierung allgemeiner Wörterbuch-Begriffe wie Wasser, Luft & Liebe) besprochen. Die Frist für die Einreichung von Kommentaren zum Bewerberhandbuch ist der 19. März 2024.
Domain-Abuse, Umlaut-Domains und andere Themen
Von Regierungsvertretern wurde während ICANN79 in San Juan besonders die Implementierung von Regeln zur Verhinderung von Missbrauch des Domain-Namen-Systems (DNS) begrüßt. So sind Registare und Registries dazu verpflichtet zeitnah nach Kenntnis bösartige Aktivitäten wie Phishing, Pharming, Botnetze, Malware und auch Spam, wenn dieser bösartige Inhalte überträgt, zu stoppen. DOTZON hat bereits in den vergangenen Jahren verschiedene, in der NSI2 geforderte, Sicherheitsmaßnahmen für Kunden implementiert wie z.B. die zeitnahe Herausgabe von Domain-Inhaberdaten an berechtigte Personen und Organisationen.
Andere Themen des ICANN-Meetings in San Juan betrafen z.B. die Transparenzverpflichtungen für Mitglieder von ICANN-Arbeitsgruppen und die Adaption und Nutzbarkeit von Domains mit Umlauten. Diskutiert wurde auch über die Gestaltung der Domain-Transfer-Protokolle, Zusammenarbeit mit Blockchain-Domains und die Suche nach einer neuen Geschäftsführung für ICANN. Spätestens zum 80. ICANN-Meeting soll das Ergebnis der Suche bekanntgegeben werden.
Das nächste ICANN-Meeting, ICANN80, findet vom 10.–13. Juni in Kigali, Ruanda, statt.