Das ICANN-Meeting im mexikanischen Cancon fand vom 11.–16. März 2023 erneut als hybrides Meeting statt. Das so genannte ICANN Community Forum wurde von 2.019 Teilnehmern aus 164 Ländern auf 5 Kontinenten besucht, davon waren 1.204 Personen vor Ort und 815 per Zoom zugeschaltet. Im Fokus der Debatten der Teilnehmenden bei ICANN76 in Cancun standen die Dauerbrenner-Themen Abuse, WHOIS und die Einführung neuer Top-Level-Domains. Die Diskussion um die freiwillige Vertragsanpassung der Registry- und Registrar-Agreements hat zu einigen überraschenden Diskussionen geführt. Wir haben sowohl hybrid als auch persönlich teilgenommen und die Interessen unserer Kunden vertreten.
Einführung neuer Top-Level-Domains
Das bestimmende Thema des Meetings war eindeutig die Einführung neuer Top-Level-Domains. Alle Stakeholder diskutierten in ihren internen Sitzungen, aber auch mit dem ICANN-Direktorium und anderen Interessengruppen, wie ein weiteres Bewerbungsverfahren für neue Internet-Endungen gestaltet werden kann. Es ist geplant, nach einer ersten Bewerbungsrunde einen kontinuierlichen Bewerbungsprozess einzuführen. Die wichtigste Entscheidung des ICANN-Direktoriums unter Leitung von Sally Costerton ist die Aufforderung an die rund 400 Mitarbeiter starke ICANN-Organisation, bis zum 01. August 2023 einen umfangreichen Implementierungsplan für die neue Bewerbungsrunde vorzulegen. Beinhalten soll das Dokument einen Arbeitsplan, die Infrastruktur, einen Zeitplan sowie eine Übersicht über die notwendigen Ressourcen, um das neue Bewerbungsverfahren zu starten. Größtes Hindernis für die neue Bewerbungsrunde sind 38 offene Punkte, das Regierungsgremium fordert im Dialog mit der ICANN Community, diese vorab zu lösen.
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Umgang mit Domain-Missbrauch
Die Top-Level-Domain-Betreiber haben in Cancun bei diversen Stakeholdern ein Update präsentiert, wie sie den Domain-Missbrauch bearbeiten. Zahlreiche Rückfragen und lebhafte Diskussionen zeigten das große Interesse bei den Stakeholdern. Diese Präsentationen wurden auf dem vergangenen ICANN-Meeting beschlossen, um innerhalb der ICANN-Community besser die Abuse-Aktivitäten zu kommunizieren.
Neues Whois-Auskunftssystem in Entwicklung
Die ICANN-Direktoren haben am 27. Februar 2023 die Einrichtung eines neuen Whois-Systems genehmigt, fast sechs Jahre nachdem die europäischen GDPR-Vorschriften den bisherigen Whois-Zugang erheblich eingeschränkt hatten. Wie von der GNSO gefordert, soll nun innerhalb von 11 Monaten ein entsprechendes System entwickelt und in Betrieb genommen werden.
Anfragen im System sollen an die zuständigen Stellen weitergeleitet werden. Die Teilnahme an dem System ist für Anfragende und Herausgebende freiwillig, und die Registries sind nicht verpflichtet, Anfragen zu genehmigen.
ICANN will Nutzungsdaten sammeln und veröffentlichen, um herauszufinden, ob der Aufwand die Nutzung rechtfertig. Denn es wird mit Entwicklungs- und Betriebskosten von etwa 3,3 Millionen Dollar kalkuliert.
Das nächste Meeting der ICANN findet vom 12.–15. Juni 2023 in Washington statt.