Die ICANN-Community hat sich in der letzten Juniwoche in Marrakesh zu ihrem 65. Meeting getroffen. Auf dem so genannten „Policy Forum“ hat sie sich schwerpunktmäßig zu den folgenden drei Themengebiete ausgetauscht und die aktuelle Studie „Digitale Stadtmarken 2019” vorgestellt:
Debatte um neue Top-Level-Domains in ICANN-Arbeitsgruppen
Die Debatte um die Ausgestaltung der Rahmenbedingungen, unter denen neue Top-Level-Domains eingefüghrt werden, wurde beim ICANN-Meeting fortgesetzt. Die verbleibenden offenen Punkte in der Arbeitsgruppe zu den geografischen Namen ( Work Track 5) sollen nun mithilfe einer intensiveren Zusammenarbeit gelöst werden. Dazu finden ab sofort zwei wöchentliche Telefonkonferenzen der Arbeitsgruppe zu Work Track 5 von Juli bis September 2019 statt. Im Anschluss erarbeiten die Mitglieder aller Arbeitsgruppen gemeinsam bis November diesen Jahres den finalen Report. Ziel ist es, diesen danach zur Zustimmung an das GNSO-Council zu übersenden und nach Zustimmung weiter an das ICANN-Direktorium. Erst danach können wir mit der Ausgestaltung der konkreten Bewerbungsbedingungen starten.
Dotzon stellt Studie „Digitale Stadtmarken 2019” vor
Bereits zum vierten Mal haben wir in unserer Studie „Digitale Stadtmarken” analysiert, wie erfolgreich digitale Stadtmarken weltweilt sind. Dazu haben wiralle 41 weltweiten cityTLDs anhand von 8 KPIs analysiert. Die Daten dafür lieferten uns öffentlich verfügbare Quellen, u. a. das CZDS von ICANN, die Registrierungszahlen der ccTLDs und die Sichtbarkeit bei Amazon. Insbesondere die europäischen cityTLDs erzielen seit Beginn unserer Studie durchweg gute Platzierungen und sind prominent in dem Top 10 Ranking vertreten:
- 1: .berlin
- 2 .tokyo
- 3 .hamburg
- 4 .vegas
- 5 .koeln
- 6 .amsterdam
- 7 .nyc
- 8 .london
- 9 .wien
- 10 .gent
Neben den Zahlen stellen wir in der Studie vor, welche Einsatzszenarien uns besonders aufgefallen sind. Dazu gehört die Nutzugn im Stadtmarketing und der Einsatz in der Tppourismuswirtschaft. Auch für lokal tätige Unternehmen wie Handwerker, Einzelhandel und Beratung werden cityTLDs gerne genutzt.
Wir haben auf dem ICANN-Meeting interessierte Mitglieder der Community eingeladen, sich über unsere Studie und die Entwicklung der geoTLDs auszutauschen.

Diskussion um zentralen Zugriff auf Domain-Inhaberdaten
Seit Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung sind personenbezogene Daten im öffentlichen WHOIS nicht mehr einsehbar. Wie bei einem berechtigten Interesse Auskunft erteilt werden kann, ist Aufgabe des EPDP-Prozesses bei ICANN. Die EPDP-Arbeitsgruppe hat ihre Diskussionen fortgesetzt, ob und wie Berechtigte künftig Zugriff auf Inhaberdaten von Domains über eine zentrale Datenbank erhalten können. So soll das Problem des seit Einführung der Datenschutzgrundverordnung geschlossenen WHOIS gelöst werden. Mehrere Unternehmen haben bereits individuelle Lösungen entwickelt, und sie der Community vorgestellt. Bei diesen ist jedoch noch offen, inwiefern sie den Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung entsprechen. Parallel dazu erarbeitet die EPDP-Arbeitsgruppe neue Policies, und ICANN bereitet zusammen mit ausgewählten Community-Mitgliedern die Umsetzung der Policies bereits vor.
Debatte zu bestehenden Abuse-Monitoring-Mechanismen
Betreiber neuer Top-Level-Domains sind per Vertrag mit ICANN gefordert, permanent zu überwachen, ob Domains missbräuchlich genutzt werden. Die meisten Betreiber erfüllen oder übererfüllen diese Verpflichtung, nur wenige kommen ihnen nicht ausreichend nach. Daher werden Stimmen laut, die die Internetverwaltungsorganisation zu mehr und stärkeren Regelungen auffordern. Auf dem Meeting stellten die für das Thema bei ICANN zuständigen Mitarbeiter den aktuellen Stand zahlreichen Gruppen der Community vor. Sie verbanden die Vorstellung mit der Aufforderung, auf dem kommenden ICANN-Meeting sich für stärkere Überwachungen einzusetzen. Wir werden hier die Interessen der Betreiber neuer Top-Level-Domains vertreten, und uns dafür einsetzen, dass keine weiteren Maßnahmen vertraglich verpflichtend aufgesetzt werden.
Das nächste ICANN-Meeting findet im November in Montréal statt.