Mit .ber­lin, .ham­burg und .koeln fing es 2014 an – die neu­en City-Top-Level-Domains (kurz cityTLDs) gin­gen online. Mitt­ler­wei­le wur­den 44 Domain-Endun­gen für Städ­te von der Inter­net-Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­on ICANN zuge­las­sen und geben den zuge­hö­ri­gen Stadt­ver­wal­tun­gen, Unter­neh­men und Bewoh­nern die Mög­lich­keit, im Netz Flag­ge zu zei­gen. Neben cityTLDs gibt es regio­na­le Endun­gen (kurz regi­onTLDs); zusam­men bezeich­net man sie auch als geo­gra­phi­sche Top-Level-Domains, sie sind orga­ni­siert in der www.geotlds.group. Was den Erfolg die­ser cityTLDs aus­macht zei­gen unse­re Key-Per­for­mance-Indi­ka­to­ren cityTLD.

cityTLDs im Vergleich zu ccTLDs

Immer wie­der wird jedoch gefragt, inwie­fern cityTLDs nütz­lich sind und wie der Erfolg sol­cher Domain-Endun­gen gemes­sen und bewer­tet wer­den kann.  Oft sehen Lai­en und Pres­se ledig­lich die Anzahl der Regis­trie­run­gen als Maß­stab für den Erfolg einer cityTLD. Sie bewer­ten ihn nega­tiv, weil die Regis­trie­rungs­zah­len weit hin­ter denen der Domain-Endung .de zurück­blei­ben. Aller­dings hinkt die­ser Ver­gleich: Die Endung .de gibt es seit 1986, hat also fast 30 Jah­re Vor­sprung. Im Gegen­satz zu cityTLDs rich­tet sie sich an sämt­li­che Inter­net­nut­zer in Deutsch­land – und nicht nur an ein loka­les Publikum.

Key-Performance-Indikatoren für cityTLDs

Um ver­läss­li­che­re Aus­sa­gen tref­fen zu kön­nen, hat Dirk Kri­schenow­ski im Rah­men sei­ner Tätig­keit als stell­ver­tre­ten­der Vor­stand des geoTLD-Ver­ban­des Kenn­zah­len zur Erfolgs­mes­sung von cityTLDs ent­wi­ckelt. Die­se soge­nann­ten Key-Per­for­mance-Indi­ka­to­ren (kurz KPIs) sol­len den Erfolg von cityTLDs objek­tiv mess­bar machen. Wir haben sie danach aus­ge­sucht, ob sie der SMART-For­mel ent­spre­chend spe­zi­fisch, mess­bar, erreich­bar, rele­vant und zeit­lich sind. Außer­dem wur­den sowohl quan­ti­ta­ti­ve als auch qua­li­ta­ti­ve KPIs einbezogen.

Folgende KPIs bestimmen den Erfolg einer cityTLD:

  1. Umsatz: Da jede cityTLD pro­fi­ta­bel wirt­schaf­ten muss, ist der Umsatz einer der wich­tigs­ten KPIs. Er setzt sich aus der Anzahl regis­trier­ter Domains und dem durch­schnitt­li­chen Ver­kaufs­preis an den Groß­han­del (hier Regis­tra­re) zusam­men. Je grö­ßer der Umsatz, des­to erfolg­rei­cher ist eine cityTLD.
  2. Anzahl akti­ver Domains: Je mehr Domains tat­säch­lich aktiv von den Inha­bern für Web­sei­ten genutzt wer­den, also im Inter­net und in Such­ma­schi­nen sicht­bar sind, des­to erfolg­rei­cher ist eine cityTLD. Hier ist der Kehr­wert der bei www.ntldstats.com ange­ge­ben „Park­ed Domains” die Mess­grö­ße. So zähl­te .nago­ya Ende des Jah­res 2016 rund 68 Pro­zent akti­ve Domains, wäh­rend bei .mel­bourne nur 28 Pro­zent der Domains aktiv betrie­ben wurden.
  3. Domains pro Ein­woh­ner: Je mehr Domains pro Ein­woh­ner regis­triert sind, des­to belieb­ter ist die cityTLD in der jewei­li­gen Stadt. Hier schwank­ten die Wer­te Ende 2016 zwi­schen einer und 45 Domains pro Einwohner.
  4. Web­sei­ten pro Domain:  Mit einer ein­fa­chen Suche bei Goog­le lässt sich fest­stel­len, wie vie­le Web­sei­ten pro regis­trier­ter Domain bei Goog­le gelis­tet sind. Unter .koeln waren ledig­lich drei Web­sei­ten pro Domain gelis­tet, wäh­rend es bei .brussels über 200 Web­sei­ten waren. Das lässt sich damit erklä­ren, dass unter .brussel gro­ße Unter­neh­men und Insti­tu­tio­nen (z. B. Stadt­ver­wal­tung und  Uni­ver­si­tä­ten) Domains betreiben.
  5. Ver­län­ge­rungs­ra­te: Domains sind i. d. R., wie auch Zeit­schrif­ten, ein Abo-Modell. Eine cityTLD ist damit umso erfolg­rei­cher, je höher die Ver­län­ge­rungs­ra­te ist.
  6. Gelis­te­te Domains unter den Top 1 Mil­li­on Web­sei­ten (www.alexa.com): Je mehr Web­sei­ten im Index der welt­weit meist­be­such­ten Web­sei­ten gelis­tet sind, des­to akti­ver ist eine cityTLD bzw. die Inha­ber von Domains unter der cityTLD. Spit­zen­rei­ter war hier .nyc mit 31 gelis­te­ten Domains.
  7. Län­de­ren­dung ver­sus Stadt­en­dung: Als KPI inter­es­sant ist auch, wie stark sich die cityTLD gegen­über der Län­de­ren­dung durch­set­zen konn­te. Wäh­rend die cityTLD .lon­don nur 4% des Mark­tes der Län­de­ren­dung .uk erreich­te, waren es für .istan­bul gan­ze 384% gegen­über .tr.
  8. Brut­to­so­zi­al­pro­dukt pro Domain: Die Attrak­ti­vi­tät von cityTLD-Domains ist dann hoch, wenn das Brut­to­so­zi­al­pro­dukt pro Domain gering ist, vom ver­füg­ba­ren Ein­kom­men also ver­hält­nis­mä­ßig vie­le Domains regis­triert werden.