Vergangene Woche fand im Atrium in der Friedrichstraße in Berlin das jährliche IGF statt. Zusammen mit Vertreter:innen aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft haben wir über die Zukunft der Internetverwaltung diskutiert. In spannenden Paneldebatten ging es um ein breites Spektrum an Internetthemen: Von digitalen Identitäten über Kinderschutz im Netz bis hin zur Zukunft des Multi-Stakeholder-Verfahrens. Wir haben das Panel „Das Internet ist ein Klimakiller – wie kann das Internet nachhaltiger betrieben werden?“ organisiert. Denn Internetinfrastrukturen benötigen immer mehr Energie, und könnten auch sozial und ökonomisch nachhaltiger betrieben werden. Als Fortsetzung vom Vorjahr hat das Panel in diesem Jahr stärker die sozialen und Governance-Aspekte der Nachhaltigkeit beleuchtet.
Nachhaltigkeit von Internetinfrastrukturen
Zusammen mit Rainer Rehak vom Weizenbaum-Institut e. V. ging es nach einer Einführung von Rainer, welche Handlungsfelder Nachhaltigkeit umfasst, und unserer Übersicht zum Status Quo um drei zukunftsgerichtete Themen.
Status Quo der Internetinfrastrukturen und ‑Dienste in Bezug auf Nachhaltigkeit
- Green: Infrastruktur wie RZ-Betreiber -> Aktivitäten, Abwärme // DNS -> erste Aktivitäten bei Betreibern und Organisationen wie ICANN // Dienste -> börsennotierte verpflichtet, gleichzeitig Shareholder-Value im Fokus.
- Social: Mindestlohn, Equal Pay, Arbeitsbedingungen kein Thema, Wettbewerb um Ressource Arbeitskraft.
- Governance: Zunehmende Marktkonzentration auf wenige große, die Rahmenbedingungen diktieren // Haben Nutzer eigentlich Wissen und Chance, auf andere Dienste auszuweichen?
Aspekte und Handlungsansätze für mehr Nachhaltigkeit im Bereich Governance
- Frage der Eigentumsverhältnisse, gemeinnützige Organisationsformen – könnten sie ein Vorbild sein, um Teilhabe und Sicherung der Grundversorgung besser zu sichern?
- Welche Rolle hat der Gesetzgeber mit Gesetzen wie NIS2 in Bezug auf Vielfalt, Wettbewerb und Marktkonzentration? Welche Konsequenzen entstehen daraus für Kund:innen?
- Rolle als Kritische Infrastruktur – wie gehen wir besser mit Daten um, Stichwort Data Governance?
Aspekte und Handlungsansätze für mehr ökologische Nachhaltigkeit
- Innovative Ideen für energieeffizientere Strukturen
- Best Practices aus anderen Ländern, anderen Branchen
Aspekte und Handlungsansätze für mehr soziale Nachhaltigkeit
- Internetinfrastrukturen und ihre Beziehung zur lokalen Community
- Austausch mit technischer Community
Unsere Take-Aways
- Wir haben einen Umsetzungsdruck, Erkenntnisse sind alle längst da; die Wissenschaft versorgt uns seit Jahrzehnten mit stabilen Daten und Fakten.
- Wie entwickeln wir ein gemeinsames Verständnis, wie wir mit einer digitalen öffentlichen Infrastruktur und digitalen öffentlichen Gütern umgehen wollen?
- Gibt es einen Unterschied zwischen „betreiben von“ und „kümmern um“ Internetinfrastruktur und wenn ja, was ist uns wichtig?
- Selbstverpflichtungen als niedrigschwellige Instrumente für nachhaltigere Betriebsmodell?
- Wunsch nach besserem Know-how-Transfer zwischen den Agierenden.
- Wie können wir Elemente des Multi-Stakeholder-Modells von ICANN für den nachhaltigen Betrieb der Internetinfrastrukturen übernehmen?
- In dem Zusammenhang haben wir uns gefragt, wer sich überhaupt ein ehrenamtliches Engagement, so wie bei ICANN, „leisten“ kann?
Als Fazit nehmen wir den Wunsch mit, den Austausch zum Thema zu verstetigen, denn Nachhaltigkeit betrifft uns alle.
Einige Impressionen des Tages finden sich hier.